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Gericht verbietet Weltumsegelung13-Jährige muss zu Hause bleiben

Ein niederländisches Gericht entzog den Eltern von Laura Dekker das Sorgerecht - für zwei Monate. Dann wird erneut entschieden.

Vorerst darf Laura Dekker nicht auf ihren Solo-Törn gehen. Bild: ap

UTRECHT/AMSTERDAM ap/dpa | Die 13-jährige Niederländerin Laura Dekker darf vorerst nicht wie geplant als jüngster Mensch in der Geschichte der Seefahrt allein um die Welt segeln. Ein Gericht entzog ihren Eltern am Freitag für zwei Monate das Sorgerecht. Dann soll neu entschieden werden. Die von den Eltern unterstützten Pläne Lauras hatten eine hitzige Kontroverse ausgelöst.

Der große Wunsch einer Rekordumseglung der Welt solle Laura nicht generell verwehrt werden, erklärte die Vorsitzende Richterin. Nach zwei Monaten sollen Fachleute prüfen, ob das Mädchen weit genug entwickelt ist, um den gefährlichen Segel-Törn wagen zu können. Laura wäre dann 14 Jahre alt. Sie könnte ihre auf zwei Jahre angelegte Weltumrundung als 16-Jährige abschließen und damit immer noch einen Rekord aufstellen.

Das Gericht habe auf Antrag der Behörde für Kinder- und Jugendschutz entscheiden müssen, ob durch eine zweijährige Solo-Seereise "Lauras seelischen und geistigen Belange oder ihre Gesundheit ernsthaft bedrohen würde", erklärte die Richterin. Diese Sorge bestehe zu Recht. Jeder, der auf so eine Reise gehe, werde mit Gefahrensituationen konfrontiert, darunter Stürme und Flauten, Einsamkeit und das Fehlen von Schlaf. Beim gegenwärtigen Stand könne Lauras Entwicklung daher während einer zwei Jahre langen Solo-Reise ernsthaft bedroht werden.

Kinderschützer hatten Einwände gegen das Vorhaben erhoben und beantragten das einstweilige Erziehungsrecht für die 13-Jährige. Laura werde während der kommenden zwei Monate dennoch weiter bei ihrem Vater leben können, erklärte das Gericht in Utrecht am Freitag. Der Kinderschutzbund zeigte sich mit der Entscheidung zufrieden und rief Dick Dekker auf, mit den Behörden zusammenarbeiten.

Kurz vor der Entscheidung des niederländischen Gerichts hatte schon Neuseeland den Dekkers eine Absage erteilt. Auch dort könnte die junge Möchtegern-Weltrekordlerin nicht einfach allein in See zu stechen, berichtete die Zeitung de Volkskrant. "Laura muss hier mit derselben Behandlung durch die Kinderschutz-Behörde rechnen wie in den Niederlanden", teilte die neuseeländische Behörde auf Anfrage mit.

Lauras Vater Dick Dekker hatte erklärt, er werde mit seiner Tochter nach Neuseeland gehen, falls sie in den Niederlanden keine Erlaubnis bekäme, als jüngster Mensch allein die Welt zu umsegeln. Die 13-Jährige wurde während einer Weltreise ihrer Eltern in Neuseeland auf einem Segelboot geboren. Sie besitzt daher auch einen Pass des Inselstaates. Der Vater, ein erfahrener Segler, hatte mit Laura die ersten vier Jahre ihres Lebens auf einer Jacht verbracht und unterstützt ihre Segel-Pläne. Das Mädchen wollte eigentlich im September aufbrechen.

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3 Kommentare

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  • O
    Odin

    Es wird sich sicher in den 2 Monaten herausstellen, dass die junge Frau in der Lage ist ein seegängiges Segelschiff zu steuern. Das ist heutzutage nicht unmöglich, da es sich um moderne, sehr gut ausgestattete Boote handelt. Die Sponsoren warten schon und testen dabei ihre Materialien. Die Frau Dekker ist an bord aufgewachsen, hat dabei sicher Verantwortung und seglerisches Können gelernt, warum sollte sie das nicht schaffen? Vielleicht muss sie einen Liebeskummer verarbeiten (lol). Auf jeden Fall hilft diese Erfahrung bei Trennung vom vielleicht etwas sehr engagierten Vater, nützt also dem Erwachsenwerden. Bravo

  • SK
    sascha kaukars

    zunächst ist mal junger mensch nicht gleich junger mensch. wenn lauras eltern ihrer tochter so einen trip erlauben, sollte man schon annehmen, dass es keine instanz gibt, die besser beurteilen kann, ob das mädchen dazu in der lage ist oder nicht. der vergleich mit vernachlässigten und unerzogenen kindern, die mir zugegebenermaßen auch auf den zeiger gehen, hat in dieser debatte - so empfinde ich es - nichts verloren. in einer welt voller komasufender nesthocker ist da ein junger mensch, der sich mit wunderbaren dingen wie segeln beschäftigt, der mit seinen jungen jahren schon bereit ist, sich auf eine sache zu konzentrien, die nicht blinkt und knallt und punkte für erschossene zombies bringt, sondern welche echten mut erfordert und meines erachtens von einem beneidenswerten charakter zeugt.

    ein besuch an einer durchschnittlichen berufsschule würde heerscharen von bedenklich motorisierten 18-jährigen vollidioten zum vorschein bringen, die meiner meinung nach eine viel größere gefahr für die gesellschaft darstellen.

    laura krepiert im allerübelsten fall alleine draußen auf dem meer, bringt jedoch außer sich selbst niemanden in gefahr.

     

    alle die mit mir auf kaperfahrt gehen.... sollen mutige 13jährige mädels sein.... ;-)

  • FS
    Frank Seidel

    Lauras Eltern spiegeln jene unsägliche Haltung der Eltern wider, die aus einer völlig falsch verstanden Vorstellung von "laisser faire " sich ihrer Verantwortung für ihre Kinder entziehen. Dahinter steht ein ausschließlich narzisstisches Bedürfnis, vom eigenen Kind geliebt zu werden, in dem Fall wohl gemischt mit dem Bedürfnis, das Medieninteresse auf sich zu ziehen. Solche Eltern erzeugen als Resultat eine vollkommen verstörte Generation von Kindern, die Leben nicht mehr als Realität betrachten, sondern als eine virtuelle Traumwelt. Erziehung ist keine esoterische Offenbarung, sondern bedarf klarer, einfacher Regeln. Liebe ist die Basis dazu. Liebe zeigt sich aber nicht in der Vermeidung von Eltern-Kind-Konflikten, sondern in der Art, wie Eltern sich diesen Konflikten stellen. Es ist in Ordnung, wenn Laura ihre Eltern für das Verbot einer Weltumseglung hassen würde. Soll sie es tun. Mit jeder Faser ihrer kindlichen Seele. Kinder entwickeln sich über die Reibung mit ihren Eltern, nicht über die Verweigerung der Elternrolle. Eltern geben ihren Kindern die Bedingungen, den Rahmen vor, in dem sie aufwachsen. Dazu bedarf es eines starken Rückgrats auf Seiten der Eltern. Fehlt dies, werden jene unerträglichen grenzüberschreitenden Wesen geschaffen, die wir in jedem Supermarkt und Restaurant tagtäglich erleiden müssen.