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Gericht schützt Apotheke vor Abriß

■ Besitzerin läßt das Kulturdenkmal seit 1976 leerstehen und Interessenten abblitzen

Laut Landesdenkmalpfleger „eines der 10 erhaltenswertesten Häuser Bremens“ Foto: J.Oberheide

Gericht schützt Apotheke vor Abriß

Besitzerin läßt das Kulturdenkmal seit 1976 leerstehen und Interessenten abblitzen

Die alte Lesumer Apotheke sieht „inzwischen nicht mehr gut aus“, gesteht das Bremer Verwaltungsgericht zwar ein: Schließlich läßt die Besitzerin das Haus seit 1976 leerstehen. Trotzdem stellten die Richter die kultur-, bau und ortsgeschichtliche Bedeutung des Hauses klar vor die wirtschaftlichen Interessen der Eigentümerin, die zum x-ten Male eine Abbruchgenehmigung für einen Neubau mit Arztpraxen erstreiten wollte. Denkmalschutz- und Baubehörde haben den Denkmalsrang der Apotheke „jedenfalls nicht zu hoch veranschlagt“, befand das Gericht in seiner jetzt vorgelegten Begründung.

Die Lesumer Apotheke zeige exemplarisch die Wende von ehemals dörflichen Baugewohnheiten mit reetgedeckten Fachwerkhäusern hin zu städtisch geplanten Gebäuden, als erster Vollsteinbau an der Vegesacker Chaussee, die Ende der 20er Jahre im 19. Jahrhundert angelegt wurde. Und Niedersachsens Hauptkonservator und Denkmalpfleger Thumm, den das Gericht als Sachverständigen zu der Verhandlung am 23.5. hinzugezogen hatte, betont: „Die Apotheke ist in weitem Umkreis das einzige im Klassizismus errichtete und als Ganzes erhaltene Gebäude.“ Sie stehe deshalb an erster Stelle der zu erhaltenen Gebäude. Thumm erklärte dabei auch, daß die Architektur dieser Epoche mit ihren einfachen, klaren und stren Forn „wegen ihrer Ornamentlosigkeit“ nicht als schützenswert akzeptiert werde. Während Apothekerin Runge die Erhaltung ihrer ungenutzten Apotheke als „wirtschaftlich nicht zuzumuten“ und 850.000 Mark Kostenaufwand proklamiert, stellte das Verwaltungsgericht fest: Die Instandsetzungskosten sind mit 450.000 Mark anzusetzen. Außerdem sei das Nutzungskonzept des „Trägervereins zur Erhaltung der Lesumer Apotheke“ noch nicht endgültig gescheitert - und der will unter Vorsitz von Pastor Schmolze einen Veranstaltungsraum und ein Archiv für den Heimatverein in dem Haus installieren.

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