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Gerhardt zwischen Teamwork und Machtverlust

■ FDP-Chef geht mit Arbeitsentlastungsmodellen und schöner Prosa in die Offensive

Berlin (AP/dpa/rtr) – Mit einer Neuorientierung im Parteimanagement ist FDP-Chef Wolfgang Gerhardt gegen seine innerparteilichen Kritiker in die Offensive gegangen. Seine vier Stellvertreter im Fraktionsvorstand sollen ihn künftig stärker entlasten, so Gerhardt gestern in Berlin. „Bei mir ist zu viel gelandet.“ Er habe sehr oft bis an die Grenze der körperlichen Belastbarkeit gearbeitet.

Von einem Machtverlust wollte Gerhardt nicht sprechen. Der Fraktionsvorstand werde sich in Zukunft mehr als „Team“ verstehen, jeder seiner Stellvertreter habe „Prokura“. Darauf hat sich die FDP-Fraktion bei einer zweitägigen Klausurtagung verständigt.

Trotz des anhaltenden Tiefs sieht Gerhardt weiter die Chance für ein Comeback der FDP. Nach Umfragen liege ihr Wählerpotenzial bei über zehn Prozent. Allerdings müsse die Partei sich „gewaltig“ anstrengen, um die Probleme zu überwinden.

Die FDP-Fraktion hatte bei der Klausur am Sonntag und Montag nach Wegen aus der Krise gesucht. Dabei hätten die Abgeordneten auch „Frust, Ärger, Managementfehler“ besprochen, räumte Gerhardt ein. Die FDP werde ihren Kurs nicht ändern, sie müsse aber ihre Positionen besser vermitteln. Die Partei müsse „mehr Credo, mehr innere Philosophie“ erkennen lassen. „Die FDP wird nicht reüssieren, wenn sie nur Gesäß-geografische Erwägungen anstellt.“ Bei den Themen werde die FDP nicht Nischen besetzen, sondern müsse auf dem „Center Court“ spielen.

Vorwürfe, die Parteiführung verenge die FDP thematisch und lasse sie zu einer reinen „Wirtschaftspartei“ verkommen, wies Gerhardt erneut zurück. „Wir sind wirklich breit genug“, sagte er. Auch Rücktrittsforderungen erteilte er abermals eine Absage. Er bleibe Partei- und Fraktionschef: „Dabei bleibt es auch.“

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