Gereizte Polizei: Feind und Helfer
Hamburg kann stolz sein auf die Frauen, die am Freitagabend eingeschritten sind, weil sie vermuteten, es werde auf offener Straße ein Mensch misshandelt. Die Polizei müsste froh sein, über jeden, der sich in solche Konflikte einmischt. Stattdessen mobilisierten genervte Beamte ihr Drohpotential, um sich nicht mit den Einwänden der Bürger auseinander setzen zu müssen. Ein trübes Bild, das es in diesem Staat nicht geben dürfte.
Kommentar von GERNOT KNÖDLER
Allenthalben fordern Politiker und Würdenträger mehr Zivilcourage; dass die Menschen nicht mehr wegsehen, wenn Ausländer angepöbelt und Frauen belästigt werden. Eine Werbekampagne hat es dafür schon gegeben und konservative Regierungen lassen sogar Hilfspolizisten durch Kleingärten patrouillieren. Doch kaum schreiten die Leute gegen vermeintliches Unrecht ein, sieht die Staatsmacht ihr Gewaltmonopol gefährdet.
Wenn die Polizei will, dass öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht nur durch ihren Einsatz erhalten werden, muss sie entspannt und nachsichtig mit besorgten Bürgern umgehen. Leuten mit Personalienfeststellung und Festnahme zu drohen, weil sie das unverhältnismäßige Vorgehen von Beamten kritisieren, gehört sich nicht in einem Rechtsstaat. Einer 50-Jährigen Frau, nach Zeugenangaben von zierlicher Statur, versuchte Gefangenenbefreiung vorzuwerfen, ist absurd und perfide: Es macht Angst, weil es zeigt, wie schnell vor Gericht landen kann, wer sich mit der Polizei anlegt.
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