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Gerade eben nicht deutsch

Praktizierende Nomaden erinnern sich: Christian Burchard und Chris Karrer vom Musiker-Kollektiv Embryo über Amon DüülII, die Anfänge des Deutschrock, Weltmusik und 25 Jahre musikalische Gegenkultur. Ein Interview  ■ Von Christoph Wagner

Einmal fiel etwas Sternenstaub auf sie herab: 1970 auf dem Fehmarn-Festival war Embryo die Band, die nach Hendrix spielte – bei Jimis letztem Auftritt. Die Heiligsprechung blieb aber aus. Im Gegenteil – ihre Reputation mußten Embryo sich über die Jahre hart erarbeiten.

Als „Krautrock“-Band der ersten Stunde mit eigenen musikalischen Visionen gehörten sie 1969 zu den frühen Formationen, die Jazz- und Rock-Elemente miteinander verbanden. Wenig später gelang ihnen eine ethnomusikalische Fusion, lange bevor es das Wort „Weltmusik“ gab. Heute, nach fast 25 Jahren on the road, nach zahlreichen Musikreisen nach Afrika, dem Orient, Indien und Japan, 15 Platten und unzähligen Konzerten und Sessions, umfaßt die Liste der Musiker, die bei Embryo gespielt haben, einige hundert Namen: von Charlie Mariano, Mal Waldron, Dave King und Sigi Schwab über Trilok Grutu, Rabih Abou-Khalil und Okay Temiz bis zum Karnataka College of Percussion und dem Yoruba Dun Dun Orchester aus Westafrika.

Ohne Christian Burchard, Vibraphonist und Schlagwerker und „Ur-Embryo“, würde dieses (fast) letzte Exemplar der musikalischen Gegenkultur der ausgehenden 60er Jahre kaum mehr existieren. Zu ihm stieß Anfang der Achtziger Chris Karrer (Geige, Gitarre, Saxophon), der ehemalige Kopf von Amon Düül II, der legendären Band des deutschen Rock-Underground. Eine neue Embryo-Platte – Titel: „Ibn Battuta“ – erscheint in diesen Wochen.

taz: Laßt uns von vorne beginnen – bei den Anfängen der Rockmusik in Deutschland. Gab es damals, Ende der Sechziger, diesen vielbeschworenen Zusammenhang von Gegenkultur, Musik und Politik? Oder handelt es sich dabei um einen 68er-Mythos?

Chris Karrer: Es gab damals die Polit-Kommunen, zu denen Amon Düül II Kontakt hatte: K 1, K 2, die Roten Zellen, die Apo-Leute. Dann gab's die Sex-Kommunen: Rosi Rosi, Haifisch-Kommune – da gab's etliche. Und dann die Musik-Kommunen. Jetzt war es so, daß in den Sex-Kommunen wenig los war, ebenso in den Polit-Kommunen. Die Polit-Freaks haben sich gegenseitig aufgerieben. Wir waren zufällig in der Nacht da, als in Berlin die Tupamaros eine Rockerbande engagiert hatten, um die K 1 fertigzumachen. Seither fehlen mir ein paar Zähne. Uschi Obermeier lief nackt schreiend rum, und da wurden die erst recht geil und haben erst echt draufgehauen. Da hab' ich gedacht: Das kann nicht meine Szene sein! In München war es etwas anderes. Die Uni-Feste, auf denen wir spielten, glichen surrealen Gemälden. Aber von den politischen Leuten trennte uns viel.

Christian Burchard: Da war eine unsichtbare Grenze. Bei uns in München, zwei Stockwerke tiefer, haben Rolf Heißler und Brigitte Mohnhaupt gewohnt. Wir haben bestimmt anderthalb Jahre zusammengelebt. Wir sind oft zu denen runter, wenn wir keinen Zucker hatten oder so. Aber die Musik, die die gehört haben, war so weit weg. Die haben gesagt: „Ach ihr, mit eurem Jazz-Gedudel.“ Ein Roadie von Embryo und Amon Düül soll denen dann die Waffen besorgt haben. Die Polizei hat uns dafür lange gepiesackt, hat uns auf Autobahnen angehalten irgendwo in Deutschland. Wir mußten mit gespreizten Beinen am Auto stehen, wurden abgetastet.

Amon Düül II war das Aushängeschild der Underground-Musik in Deutschland – das Pendant zu Pink Floyd in England und Grateful Dead in den USA. Wieso ging so eine Band auseinander?

Karrer: Die letzten Zuckungen von Amon Düül II fanden so um 1979/80 statt. Die Gruppe hatte sich in zwei Lager gespalten, die dann noch ein gemeinsames Konzert gespielt haben. Zwei vollkommen verschiedene Amon Düüls waren da auf der Bühne und spielten gleichzeitig zwei völlig verschiedene Programme. Das war total freejazzmäßig, aber im hohen Phonzahlbereich. Das war das absolute Ende, aber auch ein würdiges Ende. Ich hab' dann auch einen offiziellen Kündigungsbrief geschrieben an die anderen Mitglieder, daß ich mich doch distanzieren möchte, weil die Sache zu weit auseinandergedriftet war. Am Ende herrschten völlig chaotische Zustände – auch was das Finanzielle anbelangt –, so daß ich letztlich froh war, als sich das alles im Wohlgefallen auflöste und kein riesiger Schuldenberg übrigblieb. Schon bei den ersten zehn Platten sind wir ziemlich gelinkt worden. Creedence Clearwater Revival steht ja im Guinness-Buch der Rekorde als die Band, die in der Rockgeschichte am ärgsten beschissen wurde. Ich denk' mir: Amon Düül ist auf Platz zwei. Das war alles so somnambul umnebelt in der Band, daß gar nicht daran gedacht wurde, daß andere das materiell ausnützen könnten. Wir haben gedacht, daß alle, die um uns herum waren, genau so drauf sind wie wir: idealistisch, voll Avantgarde, total experimentell. Am Schluß landete aber alles beim Musikverlag von Ralph Siegel. Kann man sich das vorstellen? Wir, 'ne totale Avantgarde- Band, bei Siegel.

Wie habt ihr beiden euch überhaupt kennengelernt?

Burchard: Bevor es Embryo und Amon Düül gab, haben Chris und ich schon miteinander musiziert. Das war eine Szene. Plötzlich saß der Chris in meiner Wohnung in Nürnberg, obwohl er aus Kempten kam. Den hat einfach jemand mitgebracht und gesagt: Schau her, das ist ein Typ, der weiß Bescheid. Das war Kommunikation ohne viel Worte, eine Art Seelenverwandtschaft. Als es dann mit Amon Düül losging, hab' ich das irgendwie verpennt. Ich hab' damals full time mit Mal Waldron gespielt, dem amerikanischen Jazzpianisten. Waldron war total verarmt, als er nach Deutschland kam. Er ist von seiner Plattenfirma betrogen worden und mußte bei mir mit im Zimmer übernachten. Ich hab' zu ihm gesagt: „Hey, das gibt's doch gar nicht. Du hast doch mit Billie Holiday viele Platten gemacht und mit Coltrane.“ Insgesamt 400 Platten hatte der aufgenommen und Jazzstandards geschrieben. Dem hatten sie alles genommen.

Wie fing es mit Embryo an?

Burchard: Embryo wurde 1969 gegründet. Zu dieser Zeit war Amon Düül schon am Laufen – Kultband! Die waren voll drin mit Uschi Obermaier, im „Stern“ – on top! Da war Apo, Langhans, Fritz Teufel, und Amon Düül war die musikalische Galionsfigur der Bewegung. Embyro war eher ein Spätzünder. Wir haben als Big Band angefangen mit vielleicht fünfzehn Mann und hatten die Idee: Alles ist möglich! Liedermacher, Jazz, Folk – alles! In unsere Infos haben wir den berühmten Spruch der amerikanischen Beatniks reingeschrieben: Alles ist immer noch zu wenig! Dann haben wir das große Glück gehabt, daß wir 1971 eine große Tournee gekriegt haben nach Marokko, Algerien und Tunesien.

Waren das die Anfänge eurer Begegnung und Beschäftigung mit traditioneller Musik außerhalb Europas?

Burchard: Der Chris Karrer ist ja eigentlich der Ur-Ethno. Auf der ersten Platte von Amon Düül II – „Phallus Dei“ – hatte er schon 1969 den indischen Gesang nachgeahmt. Er war also schon mehr eingetaucht als wir.

Karrer: Die Gründe dafür waren, daß wir gerade eben nicht deutsch sein wollten – in diesem teutonischen Sinn, der Amon Düül immer angedichtet wurde. Wir wollten Weltmusik machen. Amon war der Name für einen ägyptischen Sonnengott, „Amon Re“. Düül war eine türkische Mondgöttin. Die ganzen Stücke auf der ersten Platte gingen in diese Richtung. Ich hab' damals schon indische Musik gehört, von den Beatles inspiriert. Wir sind dann ins Münchener Stadtmuseum eingebrochen, um an diese Instrumente ranzukommen. Die gab es ja sonst nirgendwo. Die Sitars und die tibetanischen Schalmeien – die haben wir geklaut. Das kannst du ruhig schreiben, das ist verjährt. So fing es mit der Weltmusik an.

Burchard: Die Musikwissenschaft hat ja damals die ethnischen Musiken als atonal angesehen. Die waren total out. Vierteltonmusik galt als Sackgasse.

Karrer: Die indische Musik war eine Ausnahme, weil sie die Mikrotöne nicht hatte. Ich bin durch sie wieder zur Geige gekommen und hab' dann als einer der ersten elektrische Geige in der Rockmusik gespielt. Bei Tangerine Dream gab's einen Geiger und bei Velvet Underground – ich war der Dritte im Bunde. Allerdings hat sich bei Amon Düül die Weltmusik mehr in den Köpfen abgespielt. Embryo hat sie dagegen gelebt.

Burchard: Das kam durch Zufall. Das Goethe-Institut hat für uns 1971 eine Nordafrika-Tournee organisiert. Da sind wir los mit zwei Bussen und haben versucht, auf dem Weg Konzerte in Spanien und Portugal zu geben. In Spanien wurden wir wieder ausgeladen, weil wir diesen Song auf der Platte hatten: „España si, Franco no!“ Und damals war Franco noch an der Macht. Mir als Komponisten wurde sogar geraten, das Flugzeug zu nehmen, sonst würde ich bestimmt verhaftet werden. Es ist aber gutgegangen. Von Portugal aus sind wir dann weiter nach Marokko. Da wollten sie uns nicht reinlassen, weil wir lange Haare hatten. Vor der marokkanischen Grenzstation lag schon ein ganzer Haufen von Haaren. Wir haben aber gesagt: „Entweder dürfen wir ins Land rein mit unseren langen Haaren, oder wir kommen nicht.“ Der Mensch vom Goethe-Institut hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, und der Herr Botschafter hat gesagt: „Jetzt, bitt' schön, nehmen Sie doch Vernunft an. Tun Sie halt die Haare ein bißchen schneiden.“ Wir sind aber hart geblieben und haben gesagt: „Nix da! Keinen Zentimeter!“ Und dann haben sie uns auch so reingelassen nach Marokko.

Wie verlief eure erste Begegnung mit arabischer Musik?

Burchard: Wir haben null verstanden. Es war wie auf einem anderen Planeten. Erst hinterher haben wir gemerkt, daß sie dort ein anderes Tonsystem haben, daß das Rhythmusdenken anders ist. So wie im Arabischen von rechts nach links geschrieben wird, ist auch in der Musik alles anders. Die Neugierde war allerdings bei uns geweckt.

Wie kam es zu Embryos großer Reise nach Indien, die euch ja relativ bekannt gemacht hat? Es gab eine Platte davon und einen Film, der im Fernsehen gezeigt wurde.

Burchard: Vor der Indien-Fahrt sind wir schon dauernd in den Maghreb gefahren. Ich bin allein nach Marokko und hab' einfach mit einer marokkanischen Band gespielt. Ich hab' gesagt: „Hier bin ich, nehmt mich mit auf eure Tour.“ Mit El-Houssaine Kili, der dann später bei den Dissidenten gespielt hat, bin ich im Gefängnis gelandet. Aber das war mir alles Wurst. Hauptsache, ich konnte mit den Musikern spielen. Und dann kam die Indien-Reise. Wir waren neun Monate unterwegs. Wir haben schon ziemlich Glück gehabt, wenn ich mir das heute so überlege. In Persien hat noch der Schah regiert. Wir haben heimlich die politische Situation gefilmt. Dann wurden wir vom Geheimdienst verhaftet. Wenn die das Material in die Hände gekriegt hätten – die hätten uns umgebracht. Sie haben uns aber nur geschlagen und ein bißchen festgehalten. Bei der Rückfahrt durch Afghanistan, nachts, stehen plötzlich Typen mit Maschinenpistolen vor uns auf der Straße, und ich konnte nicht mehr bremsen. Ich bin einfach weiter. Da sind sie weggesprungen. Da dachte ich: „Jetzt erschießen sie uns.“ Nix! Irgendwo muß geschrieben gestanden haben, daß wir heil durchkommen. In Persien auf der Rückfahrt war Revolution. Da ist uns ein Bus kaputtgegangen. Jetzt hatten wir nur noch einen Bus und zwei Kleinkinder. Das eine Kind ist auf der Fahrt geboren worden. Schüsse in Teheran, und wir haben nicht gewußt, was da abgeht. Da haben wir gesagt: „Okay, wir müssen abhauen aus Teheran – zurück, egal wie.“ Da haben wir uns alle in den uralten Mercedes-Bus reingezwängt und sind los. Auf den Ausfallstraßen wurden wir gestoppt. Da waren irgendwelche Typen und haben mit Knarren rumgefuchtelt. Die waren aber so nervös, daß ihnen dauernd die Magazine rausgefallen sind. Sie haben uns weiterfahren lassen.

Viele Freaks und Rockfans kamen durch eure Indien-Reise zum ersten Mal in Berührung mit orientalischer und indischer Musik. Manche nennen euch deshalb die Urväter der Weltmusik. „Worldmusic“ ist derzeit sehr en vogue – kommt euch dieser Trend zugute?

Karrer: Wenig. Die Situation ist grotesk. Der Klaus Doldinger sagt im Interview, er sei der Erfinder der Weltmusik, weil er hätte bereits 1971 die Platte „Sahara“ gemacht und wäre damals vom Goethe-Institut in den Maghreb geschickt worden. Ich frag' mich: Sollen wir da mitstreiten? Das ist doch absurd.

Wie bewertet ihr den Ethno- Pop? Profitieren die Musiker der Dritten Welt von der erhöhten Medienaufmerksamkeit, oder ist Ethno-Beat eher eine Art von Vampi

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Fortsetzung

rismus durch die westliche Musikindustrie

Karrer: Es gibt einen Kulturimperialismus, bei dem die Ausbeutung der Dritten Welt nicht mehr darin besteht, daß man ihnen die Bodenschätze wegnimmt und die Arbeitskraft, sondern ihnen ihre Musik klaut. Wir haben unsere Musikergäste immer erst mal machen lassen, und dann haben wir uns eingestimmt auf deren Wellenlänge, so daß sie jede Scheu verloren haben und dadurch etwas Gemeinsames möglich wurde. Nur so ging das letztlich. Das ist echte Fusion.

Burchard: Das Lernen ist wichtig. Wir haben wochenlang in der UFA-Fabrik in Berlin gespielt mit den Yoruba-Trommlern, und das Publikum kam raus und hat gesagt: „Wir verstehen das nicht. So gute Musiker aus Afrika spielen mit so schlechten Musikern zusammen.“ Wir haben eben von den Afrikanern gelernt, die ganzen Rhythmen, und da bist du zuerst einmal im Nachteil. Du machst eine schlechte Figur auf der Bühne. Du bist nicht vorne der strahlende Star. Du bist zunächst einmal der Depp. Aber wir haben das bewußt gemacht. Das entspricht unserem Verständnis. Der weiße Mann hat eine Schuld abzutragen. Deswegen macht das nichts, wenn der weiße Mann einmal eine schlechte Figur macht. Das find' ich besser, als wenn es heißt: Die Deutschen haben es den Afrikanern wieder gezeigt! Wenn du dir das Zeug von Paul Simon anschaust. Der strahlende Amerikaner – first man of the world –, und die armen Neger machen den Chor dahinter. Das ist Onkel Tom! So ist die Bewußtseinslage heute. Wir meinen dagegen: Pay back steht an.

Viele westliche Musiker verteidigen ihre Weltmusik-Projekte mit Musikern der Dritten Welt mit der Begründung, Musik sei eine Sprache, die man auf der ganzen Welt versteht – one world, one voice?

Burchard: Das ist reiner Kitsch. Sich musikalisch zu verstehen ist wahnsinnig schwer. In der arabischen Musik allein gibt es riesige Unterschiede. Ich kenne türkische Musik mit 53 Tonschritten in der Oktave – das wird gesungen. Wenn man fleißig studiert, schafft man es vielleicht gerade, es ein bißchen zu verstehen. Oder nimm die südindische Musik – da bin ich ein bißchen eingetaucht. Da hebt es dir die Schädeldecke ab, was die draufhaben, was die sich merken können, wie unendlich kompliziert das ist.

Karrer: Wir haben mittlerweile rausgefunden, welche Musik sich zum Improvisieren eignet. Da gibt es nicht so viel. Das ist der Jazz, die nordindische Musik, die arabische Musik und der Flamenco. Dann ist es auch schon aus – weder die Südinder noch die Chinesen, noch die Japaner kennen die Improvisation. Wir loten mit ihnen aus, wie weit Improvisation möglich ist. Aber diese Musiker müssen natürlich auch auf uns zugehen, sonst funktioniert das nicht.

Ihr habt an eurer Anfangsphilosophie festgehalten und euch nicht an die Industrie verkauft. Noch heute erscheinen eure Platten, auf eurem eigenen „Schneeball“-Label. Welche Lehren zieht man aus 25 Jahren Gegenkultur?

Karrer: Es gibt viele, die haben es nicht verkraftet. Die sind in Resignation verfallen oder haben in irgendeiner Form doch ein bürgerliches Leben eingeschlagen.

Burchard: Bei uns galt: Wer erfolgreich ist, ist out! Mit diesem Satz bin ich aufgewachsen.

Karrer: Wir haben das mit kreiiert und haben es eine Zeitlang militant durchgezogen – ein elitäres Aussteigertum, das sich heute nur noch Reiche leisten können.

Burchard: Ich war 18 Jahre nicht krankenversichert – bewußt. Ich bin ins Krankenhaus gegangen unter falschem Namen.

Karrer: Wir mußten es vorleben, sonst hätte es niemand geglaubt. Dann kam allerdings die Zeit, wo es die breite Mitte dieses Undergrounds nicht mehr gab. Der gluckenartige Zusammenhang löste sich auf. Denn es war schon auch eine soziale Geschichte, wo sich, vergleichbar mit Hawkwind in England, Grateful Dead in Amerika, so 200, 300 Leute rumgeschart haben. Das war so ähnlich wie eine Sekte: als sich das auflöste, gab es nur noch ganz unten und oben. Unten die Drogenabhängigen und Selbstmörder und oben die, die es irgendwie geschafft hatten. Das war ein hoher Preis. Von den Leuten, die es dann – wie man so sagt – zu etwas gebracht haben, werden wir heute ja verhöhnt oder bemitleidet. Allerdings in dem Moment, wo man wieder im Gespräch ist, im Zeitgeist mitschwimmt, irgendwo erwähnt wird, medienmäßig, dann sind sie plötzlich alle wieder da und ganz freundlich. Dann kommt ein Blixa Bargeld und sagt: Ich war immer schon Fan von euch. Oder Dr. Kluge ruft an und sagt: Ihr habt mein Leben verändert. Oder Eberhard Schoener sagt, daß ihn Amon Düül auf die Rock-Klassik-Idee gebracht hat. Wir sind die Geburtshelfer für vieles gewesen. Aber davon kann man nicht leben.

Termine auf Embryos neverending Konzerttournee: heute Padua, 17.7. Bologna (Festival „Bestie, Uomini e Dei“), 18.7. Milano, 20.7. München, 23.7. Herstein Festival, 24.7. Pirmasens, 1. und 2.8. Amsterdam, 13.8. Katzenbach Festival, 14.8. Freiburg, 27., 28., 29.8. Vlotho, 3.9. Berlin, 4.9. Emden, 5.9. Föhr, 23.–25.9. Barcelona. For further contacts: Embryo Musik- Kollektiv Dollmannstraße 27 81541 München.

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