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Geplante A49 durch Dannenröder WaldAlarmstufe Rot

Gastkommentar von André Rösner

Im Dannenröder Wald geht es in die Endphase, freiwillig wird kein Baumhaus aufgegeben. Die Besetzer*innen brauchen jede Unterstützung.

Homberg in Hessen, im September: Aktivist*innen halten ein Baufeld besetzt Foto: Andreas Arnold/dpa, Warming Stripe: showyourstripes.info

v on Menschen aus dem Wald und André Rösner

Am Sonntag versammelten sich über tausend Menschen in Dannenrod. Gemeinsames Ziel: die Baumhaussiedlung im Dannenröder Wald. Die Sonne scheint etwas zu heiß, erst im Wald wird es angenehm kühl. Kinder lernen Klettern mit Sicherungsgurt und das Aktionsorchester ‚Lebenslaute‘ spielt klassische Musik auf der Waldkulturbühne unter Baumhäusern.

Menschen aus den verschiedensten Orten, unterschiedlichsten Alters kommen ins Gespräch, tauschen sich untereinander und mit den Aktivist*innen aus der Besetzung aus. Oft zu spüren ist Neugierde auf das Zusammenleben im Wald. Dankbarkeit auch für die Bürger*inneninitative und für die Besetzer*innen, die viel Durchhaltevermögen zeigen. Aber die Idylle ist von kurzer Dauer: Direkt am nächsten Tag beginnt die Polizei einen Einsatz im Wald.

Polizist*innen sammeln sich auf einer Lichtung und beginnen mit schwerem Gerät, eine Wiese aufzureißen und zu planieren. Aktivist*innen verhindern zunächst weitere Zerstörung, indem sie die Planierraupe erklettern und Sitzblockaden bilden. Die Polizei greift hart durch: Eine*r der Aktivst*innen wird ohne Sicherung rückwärts von der Planierraupe herunter gezogen. Nach der gewaltsamen Auflösung des spontanen Protestes zieht sich die Polizei wieder zurück; wozu sie den Platz nutzen will, bleibt bisher unklar. Noch in der Nacht errichten Aktivist*innen mittig auf der nunmehr planierten Fläche eine Burg inklusive Graben.

Gute und schlechte Nachrichten

Gute Nachrichten für die Unterstützer*innen der Besetzung gibt es am folgenden Tag: Das Bundesverfassungsgericht kippt das Schlafverbot in den angemeldeten Protestcamps. Ein Teilerfolg, um den lange gerungen wurde. Die Stimmung scheint wieder ausgelassener, das Camp wächst, parallel dazu wird emsig im Wald gebaut.

In der Nacht auf Donnerstag kommt eine entscheidende Nachricht: Der Vogelsbergkreis, in dem sich der Dannenröder Wald befindet, erlässt eine Allgemeinverfügung gegen die Besetzung. Die Menschen werden aufgefordert, den Wald zu verlassen und alle Bauten zu entfernen.

Während Fridays for Future am 25. September global für Klimagerechtigkeit und eine Verkehrswende streikten, sollen die Menschen, die den Wald verteidigen, ihre Sachen packen. Während eine Fahrraddemo von Kassel nach Dannenrod fährt und Ende Gelände in der Grube für Klimagerechtigkeit kämpft, sollen die Baumhäuser freiwillig zurückgebaut werden? LOL. Die Bürger*inneninitiativen kämpfen seit 40 Jahren gegen die A49, die Besetzung war den gesamten kalten Winter im Wald. Freiwillig wird kein Baumhaus aufgegeben. Die Auseinandersetzung um den Wald und eine radikale Verkehrswende beginnt jetzt richtig. Kommt in den Wald. JETZT.

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1 Kommentar

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  • Also Berichterstattung nah an Aktivsten und Aktivismus in allen Ehren. Dafür lese ich die taz, weil sie das leisten kann.



    Aber der Autor dieses Beitrags übertreibt es dann ein wenig. Die Schlussformel "Kommt in den Wald. JETZT." hat in einem journalistischen Beitrag nichts verloren. Zumal der Rest des Beitrags sich wie ein nachrechtlicher Text liest und gewiss kein Kommentar ist.



    Und auch ein "LOL" im Text - bisschen zuviel des Guten würde ich mal sagen.