Geo-Daten: Twitter weiß, wo Du bist
Ortsbasierte Dienste wie Foursquare finden immer mehr Nutzer - und nutzen Twitter als Vertriebsplattform. Nun hat Twitter seine eigene Geoerkennung gestartet.
Schon seit letztem Sommer arbeitet Twitter an einer eigenen "Geo-API". Mit dieser soll es möglich werden, jede einzelne Botschaft eines Nutzers mit seiner aktuellen Position zu versehen - auf Wunsch vollautomatisch und inklusive Kartendarstellung. Wer dann beispielsweise vom Flughafen tweetet, dass er gerade gelandet ist, muss nicht mehr angeben, welcher es denn war - dank GPS-Chip im Handy werden Längen- und Breitengrad gleich mitübertragen.
Während Angebote wie Foursquare oder Gowalla mit Geoinfos längst ein Geschäft machen und Twitter gleichzeitig als Vertriebsplattform nutzten, um mehr Mitglieder zu finden, ließ sich der Kurznachrichtendienst bis in diese Woche Zeit mit der offiziellen Aktivierung seiner Ortserkennung. Auch jetzt ist sie noch nicht bei allen Usern aktiv. Das Geo-Feature funktioniert nur dann, wenn man eine Software einsetzt, die es auch unterstützt.
Dazu gehören diverse Twitter-Programme für iPhone und Co., aber auch der Browser Firefox: Klickt man in den Account-Einstellungen "Ortsinformation für meine Tweets ergänzen" an, wird per GPS-Chip im Laptop oder dessen IP-Adresse versucht, eine möglichst genaue Positionsbestimmung durchzuführen. Die Örtlichkeit taucht anschließend bei den Followern im Browser auf, wenn sie über die jeweilige Twitter-Botschaft mit der Maus fahren - es erscheint eine kleine Karte.
Datenschützer sehen die neuen ortsbasierten Dienste kritisch. So meint etwa der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte Thilo Weichert, er könne nicht verstehen, warum man solche Angebote nutze. "Wer eine solche Anwendung nutzt, ist schlecht beraten", sagte er taz.de. Die Nutzer könnten die möglichen Konsequenzen für ihre Privatsphäre nicht ansatzweise nachvollziehen. "So etwas kann durchaus eine Dummheit sein."
Immerhin existiert bei Twitter die Möglichkeit, alle bisher angegebenen Ortsinformationen auf der Website zu löschen. In den Einstellungen existiert eine Funktion dafür. Allerdings könne es "bis zu 30 Minuten" dauern, bis alles getilgt sei, so Twitter.
Leser*innenkommentare
Eine
Gast
"Wer eine solche Anwendung nutzt, ist schlecht beraten", sagte er taz.de. Die Nutzer könnten die möglichen Konsequenzen für ihre Privatsphäre nicht ansatzweise nachvollziehen. "So etwas kann durchaus eine Dummheit sein."
Herr Thilo Weichert tut genau das, was er Diensten wie Twitter unterstellen will: das Volk für dumm verkaufen, indem er ihm Kompetenzlosigekeit und mangelnde Reflexion über das eigene Tun unterstellt. Ja, natürlich, Herr Weichert, wir sind alle dumm, ahnungslos und total verpeilt. Wir wissen nicht, was wir tun, wollen Sie uns das weismachen?
Selbstverschuldet unmündig ist hier nicht derjenige, der solche Dienste nutzt, sondern der, der Herrn Weichert alles glaubt, was der über das Volk, also uns, zu wissen scheint. Nun frage ich Sie, Herr Weichert, was ist denn mit Paybackkarten?
haubi
Gast
wer sich bei twitter & co anmeldet müsste wissen worauf er sich einlässt.
Sebastian
Gast
Wo ist das Problem, wer es nutzen will kann es nutzen, wer nicht kann es bleiben lassen.
ich bin immer hier
Gast
Wahrscheinlich werden unsere Enkel uns mal fragen: Wie war das damals, als man irgendwo sein konnte und keiner wusste wo.
Wir sollten die zur Neige gehende Unbeobachtbarkeit bewusst geniessen.
So langsam kippt der Kulturkick "Internet" ins Gruselige.
Oliver
Gast
Die wichtige Information wird leider, um etwas Panik schüren zu können, nur sehr versteckt übermittelt:
Not everyone wants to add their current location to a tweet so this feature is off by default and must be activated to use.
Diese Funktion bieten übrigens Dienste wie das Tapulous-Netzwerk, welches sich auch mit Twitter synchronisiert, seit Jahren an.
Immerhin sorgt die Opt-In-Variante bei Twitter dafür, dass man das Feature selektiv pro Tweet aktivieren und anschließend wieder deaktivieren kann, um nur Tweets mit der Geo-Location zu versehen, bei denen man dies explizit möchte (z.B. für Tweets von Veranstaltungen). Bei Clients wie Tweetie auf dem iPhone ist dies nur ein Aufwand von zwei Tipps.