■ Gentechnik – die ökologische Super-Hypothek: Gepanzerte Labore
Natürlich haben alle „höchste Bedenken“, und natürlich darf alles nur unter „höchster Sicherheitsstufe“ stattfinden; vorgeschrieben ist auch „einwandfreie Ethik“ und, wiederum natürlich, auch „absolute Transparenz“. Wer Gentechnik betreiben will, weiß, wie sehr ihm die Umwelt auf die Finger schaut.
Oder doch nicht? Tatsächlich scheint sich in den letzten Jahren, je lauter die Diskussion um die moralische Vertretbarkeit des Herumbastelns am natürlichen Erbgut und den in der Natur vorkommenden Arten wurde, vor allem eines zu entwickeln: eine Art Abpanzerung des Gewerbes, wo der eine Wissenschaftler nicht mehr nur eifersüchtig – das wäre um des wissenschaftlichen Ruhmes willen nur menschlich –, sondern ängstlich und sehr, sehr umsichtig hütet, woran er gerade klont. Das geringste Mißtrauen des Forschers oder der Forscherin nebenan, ja die ungewollte Aufmerksamkeit eines Journalisten oder eines muffigen Beamten kann das Aus bedeuten.
So gibt man den Projekten unverfängliche Namen, tarnt die wahren Ziele und führt auch in den Abschlußberichten nur das an, was man unbedingt braucht, um Folgeaufträge zu bekommen. Dies führt dazu, daß die Außenwelt in aller Regel völlig außer Kenntnis dessen ist, was im Laborkämmerlein wirklich passiert. Oft weiß es nicht einmal der Institutsdirektor. Mit möglicherweise verheerenden Folgen: Da man oft genug erkennt, hier könnte sich Gefährliches entwickeln, aber offiziell an eher harmlosen Genmanipulationen bastelt, kann man auch keine entsprechenden, höchst erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen vorbereiten; die Kollegen würden ja mißtrauisch. So forscht und hofft man eben, daß die Gefährlichkeit doch nicht akut wird.
Hunderte von Zeitbomben entwickeln sich auf diese Weise in den Labors, oft gar in den hochgeschätzten und angeblich auch scharf kontrollierten staatlichen Forschungsstätten.
Abhilfen sind da kaum denkbar. Seit die Genforschung „als solche“ genehmigt wurde, müssen wir mit dieser nicht mehr nur als Abweichung, sondern als Regel bestehenden Gefahr leben. An einer offenen Diskussion sind weder Auftraggeber noch Forscher interessiert. Würde die hochgelobte Transparenz wirklich hergestellt, würde dies ihnen oft nicht nur ihre Projekt-, sondern ihre gesamte Geschäftsplanung (und den Wissenschaftlern ihre Lebensplanung) verhageln. Maria d'Angelis
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen