Generationswechsel auf US-Automarkt: Elektroautos statt Spritschlucker
Die US-Autoindustrie startet neue Projekte für Elektrofahrzeuge. Die Regierung hilft mit einem Kredit von rund einer halben Milliarde Dollar.
WASHINGTON taz Generationswechsel in einer US-Autofabrik: Der kalifornische Luxuswagenbauer Fisker Automotive bringt mit Elektroautos die Fließbänder einer stillgelegten General-Motors-Anlage wieder zum Laufen. Im Ostküstenstaat Delaware sollen künftig 100.000 Elektrohybridwagen pro Jahr vom Band rollen, kündigte der Hersteller in dieser Woche an.
Firmenchef Henrik Fisker, Designer des BMW Z8 und Aston Martin DB9, sprach von einem großen Schritt für Amerika auf dem Weg zum Marktführer bei fortschrittlicher Auto-Technologie. "Einige wollten die amerikanische Autoindustrie bereits abschreiben. Wir wissen, dass wir ein neues Kapitel schreiben müssen", sagte auch US-Vizepräsident Joe Biden, der eigens in die Nähe seines Heimatortes Wilmington angereist war, wo das ehemalige GM-Werk von einer Abwicklungsfirma an den neuen Besitzer übergeben wurde. In den alten Hallen von 1947 wurden bis zu ihrer Schließung im vergangenen Juli Pontiacs, Saturns und Opel GTs gebaut. Nun soll es die Power-Lady "Nina" sein, so der Arbeitstitel, den Fisker seinem Projekt gab. Rund 40.000 Dollar soll das Auto kosten und 2.000 Arbeiter beschäftigen. 2012 soll das neue Elektromobil auf den Markt rollen.
Die US-Regierung hat das Auto-Projekt mit einem 528-Millionen-Kredit angeschoben. Insgesamt fördert sie die heimische Elektroauto-Industrie mit 25 Milliarden Dollar. Ziel ist nicht nur die Schaffung sogenannter "grüner Arbeitsplätze", sondern auch, bis zum Jahr 2015 rund eine Million Elektroautos auf die Highways zu bringen. Nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungs-Instituts "Pike Research" interessieren sich bereits 48 Prozent der US-Bürger für ein Elektrohybridauto.
Der Staat Kalifornien hatte schon in den 90er-Jahren eine Elektroauto-Quote von 10 Prozent angestrebt. Tatsächlich wurden rund 6.000 Elektroautos gebaut - allen voran der EV1 von General Motors. Doch Autofirmen und Ölindustrie führten eine erfolgreiche Klagewelle gegen den Staat. Die Elektroautos wurden aus dem Verkehr gezogen, dem drohenden Boom war vorgebeugt. "Das war eine der größten Tragödien des 20. Jahrhunderts", erklärt Marc Geller, Mitbegründer der Elektroauto-freundlichen Grassroot-Bewegung "Plug In America" in San Francisco. "Die Zeit ist nun reif", meint Geller, "die Obama-Regierung wird das Ruder rumreißen." Wenn in ein bis zwei Jahren die ersten Elektroautos der neuen Generation erst in den Autohäusern stehen, werde es nicht mehr lange dauern, bis die amerikanischen Autokunden elektrisiert sind, meint Geller. Und zwar nicht nur die Umweltschützer. "Das Spektrum an Interessenten reicht von ganz links bis rechts - die einen wollen Klimaschutz , die anderen Unabhängigkeit von den arabischen Ölstaaten."
Einen Senkrechtstart im Silicon Valley machte bereits der extravagante Elektroflitzer Tesla Roadster. Seitdem geht es Schlag auf Schlag: Chrysler will 2010 mit einem Stromer auf den Markt. Und GM-Tochter Chevrolet will gleichzeitig mit dem Chevy Volt das erste massenmarktfähige Serienfahrzeug auf den Markt bringen, das komplett elektrisch angetrieben wird.
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