Generalstreik in Nigeria: Jetzt wird der Ölhahn zugedreht
Drohungen der Ölarbeiter und Ausschreitungen verschärfen die Konfrontation. Sollte die Ölproduktion zum Stillstand kommen, dürfte die Regierung schnell einlenken.
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BERLIN taz | Der seit Montag andauernde Generalstreik in Nigeria verschärft sich. Ab Sonntag soll auch die Ölproduktion des Landes stillstehen, hat die größte nigerianische Ölarbeitergewerkschaft Pengassan angekündigt.
Man sei "gezwungen, zur Tat zu schreiten und die bittere Option anzuwenden, die systematische Schließung der Öl- und Gasproduktion ab 0 Uhr Sonntag, 15. Januar, anzuordnen", erklärte die Gewerkschaft am Donnerstagmittag. Eine ähnliche Drohung hatte am Vortag auch die andere Ölarbeitergewerkschaft Nupeng geäußert.
Der Stopp der Ölproduktion würde Nigerias Regierung vermutlich schnell in die Knie zwingen, da sie den Großteil ihrer Einnahmen aus dem Ölexport bezieht. Wenn Ölpumpen einmal stillstehen, ist es außerdem technisch kompliziert, sie einfach wieder hochzufahren.
Parallel zum Aufruf der Ölgewerkschaften versammelten sich in Warri, zweitgrößte Stadt der nigerianisachen Ölgebiete im Niger-Flussdelta, rund 5.000 jugendliche Aktivisten diverser Protestgruppen und verkündeten, sie würden Ölfördereinrichtungen angreifen, sollte die Regierung nicht nachgeben.
Bisher sitzt die Regierung den Generalstreik aus, mit dem zivilgesellschaftliche Gruppen und Gewerkschafen die Wiedereinführung der zu Jahresbeginn abgeschafften Benzinpreissubventionen erreichen will. Die dadurch verursachten Benzinpreiserhöhungen haben alle Lebenshaltungskosten mehr als verdoppelt.
Am Mittwoch waren erstmals seit Beginn des Generalstreiks Großkundgebungen in massive Gewalt umgeschlagen. In Minna, Hauptstadt des Bundesstaates Niger im Nordwesten des Landes, zündeten wütende Demonstranten öffentliche Gebäude, die Zentrale der Regierungspartei PDP (Peoples Democratic Party) und das Hauptquartier des früheren Militärdiktators Ibrahim Babangida an. Die Provinzregierung verhängte eine ganztägige Ausgangssperre und schickte Militär auf die Straßen.
Zu Gewaltakten kam es auch in Lagos, wo die Provinzregierung an die Protestierenden appellierte, keine öffentlichen Gebäude mehr zu zerstören. Gestern stürmten Demonstranten in Lagos das Gelände des Fernsehsenders AIT und verlangten eine freundlichere Berichterstattung.
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