Generalstreik in Griechenland: Spannungen flauen leicht ab
Griechenland erlebt die vierte Krawallnacht in Folge und einen Generalstreik - an dem sich aber weniger beteiligen als erwartet. Eine Lösung der Dauerkrise ist nicht in Sicht.
Griechenland kommt nicht zur Ruhe: Auf vier Tage und Nächte des Straßenkampfs folgte am Mittwoch ein Generalstreik, der weite Teile des Landes stilllegte. Dennoch schien sich die Spannung der vergangenen Tage etwas gelegt zu haben.
Bestreikt wurde vor allem der öffentliche Dienst, aber auch ein Drittel der Beschäftigten der privaten Industrie legten die Arbeit nieder. An den Kundgebungen, zu denen die Gewerkschaften schon Wochen zuvor aufgerufen hatten, beteiligten sich landesweit mehrere zehntausend Menschen - nicht wenige, aber doch weniger, als man nach den letzten Tagen hätte erwarten können.
Mit dem Generalstreik wollten die Gewerkschaften gegen die Wirtschaftspolitik der rechtskonservativen Regierung und die Rentenreform protestieren. Nach dem Tod des 15-jährigen Schülers und den Krawallen wollte man die Kundgebungen auch als Zeichen zur Verteidigung der Demokratie verstanden wissen.
"Wenn wir nicht auf die Straße gehen und stattdessen vor der Glotze die tägliche Folge der Skandale und jetzt auch noch die Bilder der brennenden Städte ratlos verfolgen, werden wir in diesem Land nichts ändern können", sagte die Lehrerin Anthoula, die mit ihrer 16-jährigen Tochter vor dem Haus der Gewerkschaften in Thessaloniki stand. Fast niemand hörte der Rede des Gewerkschaftsvorsitzenden zu - die Gewerkschaftsfunktionäre genießen mittlerweile einen fast genauso schlechten Ruf wie die Politiker. Außerdem ärgerten sich die Leute, weil es wie immer zwei getrennte Kundgebungen gab: eine der Kommunistischen Partei und eine aller übrigen.
Auf die friedlichen Kundgebungen, an denen sich viele Schüler beteiligten, folgten Demonstrationen, denen wiederum kleinere Ausschreitungen folgten. In Thessaloniki warfen hunderte Schüler Steine, Flaschen und Orangen auf eine Polizeiwache. In Athen flogen Brandsätze und Steine auf das Gerichtsgebäude, in dem die beiden unter Mordverdacht stehenden Polizisten vernommen wurden - bewacht von hunderten Polizisten und unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Alexis Kougias, der Anwalt eines Beamten und eine illustre Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, das ballistische Gutachten entlaste seinen Mandaten. Alexis Grigoropoulos sei durch einen Querschläger gestorben. Veröffentlicht wurde das Gutachten jedoch nicht. Viele vermuten, dass die Behörden damit bis zur Beruhigung der Lage warten möchten.
In der Nacht zum Mittwoch hatte es einige Krawalle gegeben, doch es war die ruhigste Nacht seit Beginn des Aufstands am Samstag geblieben. Die Polizei lässt sich entweder nicht blicken oder reagiert über - mit Tränengas gegen die friedlichen Demonstranten oder mit Warnschüssen, wenn sie von Schülern umzingelt sind - wie Dienstagnacht in Palaio Faliro, einem Vorort Athens, wo der Jugendliche beerdigt wurde.
In Patras, Korfu und Larissa gingen mehrere Ladenbesitzer selbst zum Schutz ihres Eigentums über und prügelten sich mit den Randalierern. Zumindest in Patras mischten sich auch Mitglieder der rechtextremistischen Gruppierung Xrisi Avgi unter sie, um gegen die ihnen verhassten Autonomen vorzugehen.
Am Mittwoch verbarrikadierten sich die meisten Randalierer aus der autonomen Szene auf den Universitätsgeländen, wo sie auf den Anbruch der Dunkelheit warteten.
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