Gender Gap im Sport: Männer dominieren Hamburger Sport

Vor allem Sportlerinnen sind in den Pandemiejahren aus Vereinen ausgetreten. Nun will der Hamburger Sportbund die Frauen zurückgewinnen.

Kursleiterin headbangt während einer Metalza-Stunde beim Athletlik-Sportverein vor Teilnehmerinnen. Metalza ist ein Tanz-Workshop mit Metalmusik.

Frauen sind in Sportvereinen deutlich unterrepräsentiert, Corona hat diesen Trend noch verschärft Foto: Sebastian Gollnow/dpa

HAMBURG taz | Im Hamburger Sport sind Frauen und Mädchen deutlich unterrepräsentiert: Sie machen nur ein Drittel der Mitglieder aus, besetzen weniger als 30 Prozent der Posten in Verbänden und Vereinen – und in der Führungsebene, in Vorständen oder der Geschäftsführung, arbeiten sogar weniger als 20 Prozent Frauen. Am Donnerstag stellte der Hamburger Sportbund (HSB) im Sport­ausschuss der Bürgerschaft eine Zwischenbilanz vor, wie er mit der Kampagne #mehrvonuns versucht, dieser Schräglage entgegenzuwirken.

In den Pandemiejahren habe der HSB beobachtet, dass Frauen und Mädchen überproportional häufig aus Vereinen ausgetreten sind, erläuterte Dorothee Kodra, HSB-Referentin für Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt. „Es ist kein Geheimnis, dass Frauen insbesondere während der Pandemie viel Care-Arbeit geleistet haben“, sagte Kodra. „Schul- und Kitaschließungen haben dazu geführt, dass Frauen eher zu Hause geblieben sind und sich erzieherischen und organisatorischen Aufgaben widmen mussten.“

Doch auch wenn diese Entwicklungen ernüchternd klingen, konnte Kodra einige Erfolge der Kampagne #mehrvonuns vorstellen. „Uns“ – damit sind Frauen und Mädchen gemeint. Die Bürgerschaft hatte 500.000 Euro zur Verfügung gestellt, um weibliche Mitglieder für Hamburger Sportvereine zu gewinnen. 484.000 Euro davon hat der HSB bereits in Projekte investiert.

Frauen treten häufig aus Sportvereinen aus

Rund 700 Vereine haben sich beim HSB gemeldet, konnten je nach individuellen Förderbedarfen Projektideen vorschlagen und realisieren. Kodra sagt, ausnahmslos alle Projekte seien bewilligt worden. So konnte etwa der Rissener SV der großen Nachfrage nach Kickboxen für Frauen und Mädchen nachkommen – und nach Basketball, der nach dem WM-Titel der Herren populärer geworden ist. Der Hamburger Gehörlosen-Sportverein baute sein Sportangebot aus. Auch die Frauenrennradgemeinschaft des Cyclocross e. V. wurde unterstützt.

Das Herzstück der Initiative bildet die mediale Kampagne. Besonders in sozialen Netzwerken und im öffentlichen Raum warb der HSB mit Mitgliedern, vor allem aber mit prominenten weiblichen Gesichtern der Hamburger Sportszene wie Beachvolleyballerin Laura Ludwig, Tänzerin Isabel Edvardsson, Sportmoderatorin Christina Rann und Handballerin Emily Bölk für eine stärkere weibliche Präsenz im Sport.

Doch diese Medienkampagne zog im Sportausschuss auch Kritik auf sich: Der fraktionslose Abgeordnete Metin Kaya bemängelte, dass die Frauen allesamt weiß sind, drei von vier hinzu blond. Ob das die unterrepräsentierte und diverse Mehrheit einer Millionenstadt anspreche? Sicher nicht, aber immerhin, so die HSB-Vertreter:innen habe die Social-Media-Kampagne über eine Million Use­r:in­nen erreicht.

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