Gen-Technik: BASF-Kartoffel hofft auf Brüssel
Die Entscheidung über die Zulassung der Genkartoffel Amflora wird wohl von der EU-Kommission getroffen. Die ist eher Gentechnik-freundlich.
BERLIN taz Die EU-Agrarminister waren sich schon vor ihrem Treffen uneins: Soll die gentechnisch veränderte Stärke-Kartoffel Amflora für industriellen Gebrauch erlaubt werden, wie es der Chemiekonzern BASF fordert? Ja, meint Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) - "unter strengen Auflagen". Doch eine qualifizierte Mehrheit war in Brüssel am Montag bis Redaktionsschluss nicht absehbar. Nun wird wohl die EU-Kommission entscheiden.
Damit scheint der Weg der Kartoffel klar: "Die Kommission ist Gentechnik-freundlich. Wenn der Antrag dort auf dem Tisch liegt, dann wird er auch bewilligt", sagt BUND-Gentechnik-Expertin Heike Moldenhauer. Auch der nächste Schritt sei dann klar: Amflora als Futtermittel. Einen entsprechenden Antrag hat BASF ebenfalls bei der Kommission eingereicht. Und wenn Amflora erst einmal als Futtermittel zugelassen ist, ist sie auch als Nahrungsmittel erlaubt. Denn nach EU-Recht ist das nicht trennbar.
BASF beschwichtigt: Die Furcht sei unberechtigt, die gentechnisch veränderte Knolle könnte auch für den Verzehr in den Verkauf gelangen. "Dafür ist die Kartoffel viel zu wertvoll", sagt Firmensprecherin Susanne Benner. BASF gehe es nur darum, Reststoffe, die bei der industriellen Produktion übrig bleiben, als Futtermittel zu verkaufen.
Doch auch damit würde die gentechnisch veränderte Knolle über einen Umweg doch in Lebensmittel gelangen. Das macht Gentechnik-Kritikern wie dem BUND Sorgen. Die Umweltschutzorganistion beruft sich auf die Europäische Arzneimittelbehörde und die Weltgesundheitsorganisation und warnt vor Amflora. In der Kartoffel befindet sich ein Gen, das die Knolle gegen Antibiotika resistent macht, ein so genanntes Marker-Gen. Dieses hat eine Kontrollfunktion: Pflanzen, die eine Antibiotikum-Behandlung nicht annehmen, übernehmen das gewünschte Genkonstrukt. Sollte Amflora in die Nahrungskette gelangen, könnte sich das negativ auf die Notfallmedizin auswirken - wenn sie nämlich zu einer Resistenz gegen ein Tuberkuloseantibiotikum führt.
Erst vor kurzem war bei einem Freisetzungsversuch in Zepkow in Mecklenburg-Vorpommern der falsche Acker bepflanzt worden. Für Moldenhauer ist das ein Alarmsignal. Doch BASF weist die Kritik zurück: Die Kartoffeln würden penibel gepflanzt, geerntet und verarbeitet. Sprecherin Benner: "Den Vorwurf, dass es bei einem kommerziellen Anbau drunter und drüber gehen werde, kann ich nicht nachvollziehen."
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