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Gemütlich an Heim und Herd-betr.: "Streik als Machtkampf", taz vom 5.3.90

betr.: „Streik als Machtkampf“, taz vom 5.3.90

Wo sind die Frauen in der taz? Keine Redakteurin scheint sich - überregional - darum zu kümmern, den Kita-Streik publik zu machen! Dabei geht er auch andere Städte, wie München und Hamburg und nicht zuletzt die Frauen in der DDR an, denen bald Ähnliches blüht wie uns.

Keine einzige Seite ist dieser Frauenstreik der taz -Frauenredaktion wert. Habt Ihr noch nicht verstanden, daß wir Frauen demnächst dafür kämpfen müssen, unsere errungenen Rechte nicht wieder zu verlieren? (Anm. der Red.: Wir verweisen auf die Tagesthemenseite, taz vom 8.3.90)

Nein, Ihr seid auch noch so gedankenlos, es einem Mann (und auch noch Hartung!) zu überlassen, einen Kommentar über den Streik zu schreiben. Und der schiebt selbstHERRlich die Frauen beiseite (wer nimmt schon „hilflose Eltern“ oder „allzu duldsame Erzieherinnen“ ernst?) und stellt die Ordnung der Welt wieder her: Da kämpft Mann gegen Mann, da gibt es Krieg. So war es und so wird es sein bis in Ewigkeit, Amen...

Wenn wir Frauen weiterhin kuschen und die HERRschende Meinung übernehmen, die Wieder-Vereinigung (übrigens: eine reine Männer-Sache) sei wichtiger als unsere Forderung nach Verbesserung der Situation von Frauen und Kindern, dann können wir uns schon mal gemütlich an Heim und Herd einrichten. Ein anderer Ort wird uns bald nicht mehr übrigbleiben.

Wir Mütter stehen auf seiten der Erzieherinnen und kämpfen mit ihnen zusammen für eine bessere Betreuung unserer Kinder. Wir arbeiten für eine Verbesserung des Personalschlüssels der Kitas in der ganzen BRD. Die Kinder sind unsere Zukunft. Sie sollen so frei, gleich und berechtigt aufwachsen, daß sie später keinem Führer mehr folgen müssen und keine Mauern mehr nötig haben!

Barbara Schmeißner, Berlin

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