Gemeinsam mit EU: Neue US-Militärstrategie für Afrika
Das US-Militärkommando für Afrika (Africom) bildet Sicherheitskräfte aus. Dabei kommen auch Söldnerfirmen zum Einsatz. Jetzt will Africom seine Aktivitäten mit Europa koordinieren.
Das neue US-Afrikakommando "Africom" will seine Aktivitäten mit der EU koordinieren. Ein Africom-Team unter Führung von Botschafter Tony Holmes, zuständig für zivil-militärische Koordination, und Generalmajor Richard J. Sherlock, Direktor der Africom-Strategieabteilung, hat in Brüssel nach Gesprächen dargelegt, man strebe "Zusammenarbeit mit internationalen und afrikanischen Partnern mit dem Ziel eines stabilen Afrika" an.
Eines der wichtigsten Testfelder dafür ist Somalia, dessen international anerkannte Übergangsregierung von islamistischen Rebellen bekämpft wird. EU-Ausbilder starten im Mai in Uganda ein einjähriges Trainingsprogramm für 2.000 somalische Regierungstruppen, komplementär zur US-Ausbildung ugandischer Einheiten der in Somalias Hauptstadt Mogadischu auf Regierungsseite stationierten Friedenstruppe der Afrikanischen Union (AU). 30 Deutsche werden sich an der Ausbildungsmission der EU beteiligen. Die USA könnten das Trainingsprogramm unterstützen, indem sie die somalischen Auszubildenden nach Uganda bringen.
Laut Holmes stehen die USA bereit, in Somalia noch viel mehr zu tun. Die US-Armee, sagte Generalmajor Sherlock, könnte Unteroffiziere trainieren und somalischen sowie AU-Soldaten Bombenentschärfung beibringen. "Die meisten Friedenstruppen und Regierungssoldaten fallen Sprengsätzen wie Autobomben oder Bomben am Straßenrand zum Opfer", so Sherlock.
Das "United States Africa Command" ist eines der sechs Regionalkommandos des US-Verteidigungsministers und ging im Oktober 2007 aus dem bislang für Afrika südlich der Sahara zuständigen Europakommando "Eucom" hervor. Weil kein afrikanisches Land ein Africom-Hauptquartier auf seinem Boden haben wollte, arbeitet das Afrikakommando weiterhin aus der Eucom-Zentrale in den Kelley Barracks in Stuttgart heraus. Nach offiziellen Angaben sieht Africom seine Hauptaufgabe nicht in Kampfeinsätzen, und es sind auch keine ständigen US-Militärbasen in Afrika geplant. (d.j.)
Ein weiteres Feld für Kooperation zwischen USA und EU ist die Demokratische Republik Kongo, wo der ab Juni einsetzende allmähliche Rückzug der derzeit größten UN-Blauhelmtruppe der Welt die schwache Regierungsarmee vor neue Herausforderungen stellen wird. Die EU bildet bereits Kongos Polizei aus und überwacht die Zahlungsstränge innerhalb der notorisch korrupten Armee. Belgische Truppen haben auch schon kongolesische Soldaten ausgebildet. In diesem Kontext trainiert jetzt auch Africom Kongos Soldaten.
Bis Jahresende bilden 50 US-Armeeoffiziere und 30 Angestellte der privaten Sicherheitsfirma MPRI (Military Professional Resouces Inc.) ein erstes kongolesisches Bataillon von 800 bis 1.000 Mann in Kisangani aus. Das 6 Millionen Dollar schwere Programm begann Ende Februar. Es gehe um den Aufbau eines "Center of Excellence" (Vorzeigeeinheit) innerhalb der kongolesischen Armee, so Sherlock: Soldaten sollen lernen, die Gesetze zu beachten und mit sexueller Gewalt umzugehen. Die Regierung habe zugesagt, dass anders als bei früheren ausländischen Militärausbildungsmissionen im Kongo die Soldaten bezahlt und nach Ende der Ausbildung nicht einfach in die Präsidialgarde gesteckt werden.
Jenseits von Kongo und Somalia können sich die Africom-Offiziellen eine Zusammenarbeit mit der EU auch bei Drogenbekämpfung und Sicherheitssektorreformen in instabilen Staaten wie Guinea und Guinea-Bissau vorstellen. Africom-Ausbildungsprogramme gibt es bereits in 16 afrikanischen Ländern.
Africom interessiert sich auch für die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Sahel-Staaten in Nord- und Westafrika im Kampf gegen die zunehmend mobile afrikanische al-Qaida, die sich durch Schmuggel von Waffen, Menschen und Waren finanziere, heißt es. So bildet die private Sicherheitsfirma Xe, ehemals Blackwater, jetzt die Armee Burkina Fasos aus. "Unsere Arbeit besteht darin, afrikanischen Ländern Ausbildung, Beratung und Ausrüstung anzubieten, wenn sie die Kontrolle über ihre Staatsgebiet verbessern und damit terroristischen Gruppen sichere Rückzugsgebiete verweigern", sagt ein Africom-Offizieller. Um Rohstoffe gehe es nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt