■ Kommentar: Gemeinheiten
Wer in diesen Tagen einen Hamburger Soziauf das rote Personal-Hickhack anspricht, erntet in der Regel ein bedauerndes Schulterzucken. Es folgt ein Verweis auf die Medien, die nichts besseres zu tun hätten, als möglichst viele GenossInnen möglichst schlecht aussehen zu lassen, profilierte PolitikerInnen gezielt zu demontieren oder ihnen mit „Gemeinheiten“ (O-Ton Voscherau) das Leben möglichst schwer zu machen.
Ein fröhliches Scheibenschießen sozusagen, das die „Vierte Gewalt“ veranstaltet, um die Auflage zu steigern?. Eine Einschätzung, die nur einen Teil der Wahrheit darstellt. Abgesehen von den – ja nicht völlig von sensationsgeilen Schreiberlingen erfundenen – parteiinternen Schienbeintritten und Skandalen, spiegelt sich in dem medienalltäglichen Personalgestocher jene Hilflosigkeit gegenüber einem Polit-Apparat wider, die bei Otto Normal und Thea Verbraucher als „Politikverdrossenheit“ Karriere gemacht hat.
Wer, wie weite Teile der Hamburger SPD, politische Prozesse über Jahrzehnte als closed shop verstanden hat, dessen Ergebnisse der Öffentlichkeit im positiven Fall per Presseerklärung huldvoll mitgeteilt, im negativen Fall lieber verschwiegen werden, der sollte sich nicht wundern, wenn aus beruflichen Gründen zur weiteren Betrachtung dieses Elends zwangsverpflichtete JournalistInnen an der (Personal)-Oberfläche hängenbleiben. Das sorgsam gepflegte politische Gestrüpp wirklich zu durchdringen, gelingt – jüngstes Beispiel Stahlwerke – viel zu selten. Dies zu ändern, bedürfte es einer Offenheit politischer Prozesse, die der Mehrzahl ihrer Protagonisten nach wie vor zuwider ist. Uli Exner
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