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AnalyseGeld allein reicht nicht

■ Ohne eine strengere Kontrolle bleiben Japans Finanzhäuser anfällig

Die vierte Pleite eines Finanzhauses in Japan schreckte gestern die Menschen im Inselreich nicht mehr auf. Mit der Tokio-Stadtbank hat eine kleine Regionalbank mit nahezu einer Milliarde Mark Schulden die Tore geschlossen. Im Vergleich zum Wertpapierhaus Yamaichi, das mit über 40 Milliarden Mark Verbindlichkeiten im Stammhaus unterging, nur ein kleiner Fisch. Dennoch: Jede Pleite trägt gegenwärtig zur weiteren Verunsicherung bei. Ein Unsicherheit, die nicht etwa erst seit diesem Monat gespürt wird, denn viele Sparer und einheimische Anleger mißtrauen schon seit über vier Jahren ihrem eigenen Bankensystem. Nur deshalb bleibt eine Panik in Japan aus.

Doch das Mißtrauen ins japanischen Finanzsystem ist mit den sich häufenden Pleiten auch im Ausland zu einem Alltagsthema geworden. Schreckensszenarien werden entworfen, wie beispielsweise die Gefahr, Japan könnte mit dem Verkauf von US-Schatzbriefen seine Bankenkrise finanzieren und damit die USA und vielleicht sogar die gesamte Weltwirtschaft in eine Krise stürzen.

Die Gefahr eines Abzugs von japanischen Geldern aus den USA ist vorläufig gering. Die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt hat genügend Reserven im eigenen Land, um eine ausgewachsene Bankenkrise zu bewältigen. Der Regierung stehen nicht weniger als fünf Billionen Mark Spargelder zur Verfügung, die in der staatlichen Post-Sparkasse und Post-Lebensversicherung lagern. Das ist zwölfmal soviel wie die Japaner in US-Schatzbriefen angelegt haben. Die Auslandsanlagen fallen also nicht so sehr ins Gewicht.

Die Frage ist nur, ob die Politiker und die Bürokraten im Finanzministerium in der Lage sind, die einheimischen Gelder in der jetzigen Krise rechtzeitig und effizient einzusetzen, um einen „Weltenbrand“ auf den Finanzmärkten zu verhindern. Erste Signale sind ermutigend. Seit gestern ist es offiziell, daß die japanische Regierung Spareinlagen und andere Kundengelder bankrotter Geldhäuser bedingungslos garantieren will. Es fließt bereits zügig Geld der Notenbank in die Abwicklung des Wertpapierhauses Yamaichi. Allein in den letzten zwei Tagen hat die Zentralbank mehr als 15 Milliarden Mark zugeschossen, damit Geld an Kunden des Wertpapierhauses ausgezahlt.

Es ist ein bitterer Kraftakt, den die Regierung letztlich mit Steuergeldern unternimmt. Eine Anstrengung, die hoffentlich bei einer neuen Transparenz und strengen Kontrolle der japanischen Finanzhäuser endet. Denn die nahezu vier Millarden versteckten Schulden des Wertpapierhauses Yamaichi auf einer karibischen Insel haben bewiesen: Japan ist zwar ein High-Tech-Land, aber seine Buchprüfer benehmen sich wie in einer Bananenrepublik. André Kunz

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