Gekicke: EM in Puschen
■ Meldeauflagen für Bremer Ober-Hools
Das Bremer Stadtamt hat gegen neun polizeibekannte Hooligans Ausreiseverbote während der Fußball-Europameisterschaft verhängt. Die Betroffenen dürfen von gestern bis zum 2. Juli nicht in die Be-nelux-Staaten oder nach Frankreich reisen. Ihre Daten wurden dem BGS mitgeteilt, der an den Grenzen zu Belgien und den Niederlanden verstärkt kontrollieren wird. Verstöße gegen die Auflagen können als Straftaten verfolgt werden.
Laut Volkmar Sattler vom Polizeikommissariat Mitte betrifft das Reiseverbot ausschließlich Führungspersonen der rund 60-köpfigen Bremer Hooligan-Szene und jene, die schon bei internationalen Fußballspielen als gewalttätig aufgefallen sind. Die übrigen „Gewalttäter Sport“ werden im Vorfeld der EM von Polizisten in einer „Gefährderansprache“ informiert, dass ihre Daten auch den Polizeien der EM-Länder vorliegen und sie dort präventiv verhaftet werden können. Trifft die Polizei sie nicht zuhause an, werden auch die Nachbarn befragt oder beim Arbeitgeber kontrolliert, ob sie Urlaub angemeldet haben, so Sattler. Falls die deutsche Nationalmannschaft die Vorrunde überstehen und etwa auf die Niederlande treffen sollte, könnten Meldeauflagen hinzukommen. Die Betroffenen müssten sich dann am Spieltag auf einem Polizeirevier melden. Ein Hooligan-Experte der Bremer Polizei befindet sich bereits in den Niederlanden, um die Polizei dort bei der Identifizierung etwaiger Bremer Gewalttäter zu unterstüzten.
Ein Mitarbeiter des Bremer Fanprojekts ist unterdessen nach Belgien gereist. Mit Kollegen aus anderen Städten will er an den Spielorten der deutschen Nationalmannschaft deeskalierend wirken. Das Fanprojekt befürchtet jedoch, dass gerade die von den Medien nachgezeichneten „Horror-szenarien“ tatsächliche Ausschreitungen heraufbeschwören könnten. „Diese Hysterie kann niemandem guttun“, sagt Sozialarbeiter Harald Kingebiel. not
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