eingenordet : Geisterzüge
„Keine ältere Dame wird eine S-Bahn benutzen, weil dort eine Videoüberwachung stattfindet; aber sie benutzt eine S-Bahn, wenn Personen anwesend sind, die im Zweifel auch eingreifen können.“ Als der FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki gestern diese Worte in den Kieler Landtag rief, stand dort die Debatte über die umstrittene Reform des Polizeirechts auf dem Programm – und keinesfalls eine Debatte über den überfälligen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Die wäre vielleicht noch spannender gewesen.
Schließlich hat – was das Land zwischen den Meeren betrifft – selbst die taz ausnahmsweise gar nichts gegen Kameras an allen vorhandenen S-Bahn-Strecken. Denn abgesehen von den Hamburger Vorortzügen, die nicht schnell genug vor der Stadtgrenze bremsen können, gilt bis auf weiteres für Schleswig-Holstein: Keine ältere Dame wird eine S-Bahn benutzen, weil es dort gar keine gibt. Nur in der politischen Arena genügt schon mal ein Geisterzug als Argument.