Geiselnahme in Estland: Täter begeht Suizid
Mit dem Selbstmord des armenischstämmigen Täters ging eine Geiselnahme im estnischen Verteidigungsminsterium zu Ende. Vermutet wird, er sei von dem Osloer Blutbad angeregt worden.
TALLINN/MOSKAU dpa | Eine Geiselnahme im Verteidigungsministerium der baltischen Republik Estland ist blutig zu Ende gegangen. Der Täter nahm sich selbst das Leben. Das sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Anderen Angaben zufolge starb der aus Armenien stammende Mann mit estnischem Pass bei dem Schusswechsel mit der Polizei.
Ministerpräsident Andrus Ansip sagte am Abend vor Journalisten in Tallinn, der 1954 geborene Einzeltäter habe Sprengstoff bei sich gehabt. Er sei bei seiner Tat womöglich von dem Blutbad des norwegischen Rechtsextremisten Anders Breivik angeregt worden. Die beiden Geiseln kamen unverletzt frei.
Während des mehr als zweistündigen Geiseldramas habe der mit einer Pistole bewaffnete Mann keine politischen Forderungen erhoben, sagte Ansip dem Nachrichtenportal Delfi.ee zufolge. "Das Motiv ist nicht klar." Die Polizei habe den Schützen in der Vergangenheit "auf dem Radar" gehabt. Er sei jedoch nicht vorbestraft.
Wie es weiter hieß, gehörte der Mann der Vereinigten Linkspartei an. Er habe sich 2009 vergeblich in der Stadt Kuopio um ein Ratsmandat beworben.
Zwei Geiseln wurden von Mitgliedern einer Polizeispezialeinheit unverletzt befreit. Das meldete der Baltische Nachrichtendienst BNS. Ersten Berichten zufolge hatte der russisch sprechende Täter am Nachmittag im Verteidigungsministerium in Tallinn die Geiseln genommen. Verteidigungsminister Mart Laar war während des Zwischenfalls nicht im Gebäude. Augenzeugen berichteten von drei Schüssen.
Estnischen Medien zufolge waren wegen der Urlaubszeit längst nicht alle Mitarbeiter des Ministeriums in dem Gebäude. Einige brachten sich durch einen Sprung aus den Fenstern in Sicherheit. Das Ministerium wurde evakuiert und eine Sicherheitszone wurde um das Gebäude errichtet. Nach Angaben des Rettungsdienstes waren laut BNS außer Mitgliedern einer Spezialeinheit auch Sprengstoffexperten mit einem Roboter zur Untersuchung von Bomben vor Ort. Augenzeugen zufolge hatte sich der bewaffnete Mann im Ministerium Stockwerk für Stockwerk nach oben bewegt.
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