■ Gehört Alkohol zum Leben?: „Na ja, ab und zu trinke ich ein Gläschen“
Gisela Lebed, 67 Jahre, Hausfrau
Sicher trinke ich Alkohol. Wenn gefeiert wird, in Gesellschaft. Das ist doch ganz klar. Dann ist man lustig. Alleine aber nie, das schmeckt nicht. Wenn ich traurig bin? Um Gottes Willen! Das bringt doch nichts. Man sagt ja schon, mit einem Bier täglich sei man süchtig. Ich war mal zigarettensüchtig, das war ganz schlimm. Wenn ich so etwas zum Leben brauche, dann ist das bereits eine Sucht.
Stephan Wegener, 31 Jahre, Bahnreiniger
Wenn sich die Möglichkeit bietet, trinke ich schon was. Bei Feiern ist das doch angebracht, es kommt auf die Stimmung an. Ich hab' Alkohol zwar nicht nötig, aber mit fühle ich mich doch am nächsten Tag besser. Das hilft mir, an alte Zeiten zurückzudenken. Alleine trinke ich aber nicht. Nur zu Anlässen oder nach Feierabend. Abhängig wird man erst, wenn man täglich einen Liter Whiskey trinkt.
Esther Kogelboom, 22 Jahre, Studentin
Hmm, am Wochenende trinke ich viel. Nein, um Gottes willen, nicht viel, sonst bin ich ja eine Alkoholikerin! Ich mag gern Wein, drei bis vier Gläschen. Ist das viel? Beim Essen, zu Hause, auf Parties, aber auch alleine. Ich trink' dann zum Genuß. Manchmal besaufe ich mich aber auch. Ich denke aber, mit regelmäßig einem Gläschen Wein plus einer Flasche Bier pro Tag ist man schon ein Alkoholiker.
José Aguilar, 25 Jahre, Freiberufler
Ja, ab und zu trinke ich schon was. Ein- bis zweimal pro Woche, wenn es kalt ist. Auf der Straße findet man immer wieder jemanden, mit dem man trinken kann. Zur Not trinke ich auch alleine. Alkohol kann auch helfen: gegen Streß etwa. Abhängig kann man schon sein, wenn man regelmäßig viermal die Woche trinkt, denke ich. Am besten ist es, gar nicht soviel darüber nachzudenken.
Hemlata Thakuranu, 28 Jahre, Nonne
Ich trinke nie. Alkohol zerstört die Gehirnzellen. Leute trinken doch, wenn sie in Unwissenheit bleiben wollen, wenn sie nicht die Kraft oder den Mut haben, sich mit ihren Problemen auseinanderzusetzen. Wer Alkohol trinkt, um sich damit zu besaufen, hat davon keinen Nutzen. Alkohol ist nützlich als Werkzeug: Zum Brennen oder zum Reinigen. Sucht ist für mich, wenn man ohne nicht leben kann.
Wolfgang van Eckert, 60 Jahre, arbeitslos
Jetzt trinke ich nicht mehr. Früher, ja. Dann bin ich mal so abgestürzt, daß ich im Krankenhaus aufgewacht bin und der Arzt mir gesagt hat: Machen Sie so weiter, dann kann ich Sie auf dem Friedhof besuchen. Jetzt ist Kaffee meine Ersatzdroge. Alkohol ist für mich der frühzeitige Tod. Trotzdem: Gegen Alkohol in Gesellschaft habe ich nichts. Na ja, ab und zu trinke ich heute auch noch ein Gläschen.
Umfrage: Tilman Weber
Fotos: Nino Renzende
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