KOMMENTAR: Gegen linke Hygiene
■ Die Linke soll sich vor Mechtersheimer nicht drücken
Unbestritten ist Mechtersheimer eine schillernde Figur und ein ausgeprägter Querkopf. Die Grünen haben sich über den Bundestagsabgeordneten Mechtersheimer mehr als einmal die Haare gerauft — zuletzt nach der finanziellen Unterstützung seines Friedensforschungsinstituts durch den libyschen Revolutionsführer Ghaddafi. Mechtersheimer war es aber auch, der nach dem Mauerfall als einer der ersten ahnte, daß sich die Grünen mit der von ihnen strikt abgelehnten Wiedervereinigung existenzgefährdend weit von den realen Prozessen und Wünschen der Menschen entfernten. Auch damals wurde er als Rechtsabweichler scharf kritisiert und ausgegrenzt.
Mechtersheimer hat sich seitdem wirklich nach rechts bewegt. Mit seinem »nationalpazifistischen« Konzept mit starken antiamerikanischen Tönen hat er etliche Berührungspunkte zu rechten Gruppen gefunden. Aber rechtfertigt dies, ihn von der Volksuni auszuladen? Der linke Diskurs benötigt schließlich vor allem eine Stimulanz. Was Debatte genannt wird, bemüht sich viel zu häufig, vorrangig die linken Hygienevorschriften zu erfüllen und nicht anzuecken am festgefügten Gewissenskanon. Selbstversicherungsveranstaltungen im trauten Kreis aber helfen niemandem weiter. Dieses aufzubrechen und die eigenen Gedanken zu schärfen, dafür ist Mechtersheimer immer gut. Und schließlich sollte die Linke ein Interesse haben, nachzuspüren, warum nationale Thesen möglicherweise auch für links-alternative Kreise attraktiv sind. Man muß sich nur trauen. Gerd Nowakowski
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