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Gegen den KlimawandelKleinstadt verbietet Flaschenwasser

Um das Klima zu schonen, bekommen die Einwohner einer australischen Kleinstadt ihr Trinkwasser nun nur noch direkt abgefüllt. Die Getränkehersteller sind erbost.

Die Einwohner von Bundanoon in Australien entscheiden sich aus Klimaschutzgründen für ein Verbot von Wasserflaschen. Bild: dpa

BUNDANOON taz | Die Idee verblüfft: "Unseres Wissens ist es weltweit das erste Mal, dass eine Gemeinde den Verkauf von Wasser in Trinkflaschen verbietet", so Huw Kingston, einer der Initiatoren von "Bundy on Tap". Journalisten aus aller Welt waren am Samstag in die australische Kleinstadt Bundanoon südlich von Sydney gereist, um dem historischen Anlass beizuwohnen.

"Bundy aus dem Hahn" heißt das Trinkwasser, das die Gemeinde nun an mehreren Wassertankstellen gefiltert abgibt - kostenlos. Wer einen Wasserbehälter hat, kann sich selbst bedienen. Dagegen sucht man im Kühlschrank der Tante-Emma-Läden vergeblich nach Trinkwasser in der Plastikflasche. Sämtliche Geschäfte haben sich verpflichtet, Wasser aus den Regalen zu nehmen. Stattdessen verkaufen sie wiederauffüllbare Trinkflaschen.

Die Initiative ausgelöst hatten Pläne eines internationalen Getränkekonzerns, Wasser aus der örtlichen Quelle abzuzapfen, es dann in Sydney in Flaschen zu füllen, nur um es anschließend wieder in Bundanoon und im übrigen Australien zu verkaufen. Die Bürger des Dorfs protestierten gegen "diesen Wahnsinn". Im Juli entschieden sie sich einstimmig für ein gemeindeweites Verbot der Wasserflaschen. John Dee, der ebenfalls zu den Antreibern gehört, weist auf den "enormen Aufwand an fossiler Energie" hin, den der Transport, die Verarbeitung und die Lagerung von Trinkwasser in Flaschen erfordere. Zudem endeten 65 Prozent aller Trinkwasserflaschen im Müll. "Während unsere Politiker mit dem Klimawandel kämpfen, zeigt Bundanoon, dass wir auf lokaler Ebene zu Dingen fähig sind, die uns selbst überraschen", so der Aktivist.

Laut Kingston überlegen Gemeinden aus aller Welt, dem Beispiel zu folgen. "Wir haben Anrufe aus Schweden, Deutschland, der Schweiz." Die Getränkehersteller sind dagegen erbost. "Sie werfen uns vor, wir würden die Leute zwingen, Süßgetränke zu kaufen." Für Kingston unverständlich: "Wir geben das Wasser ja ab - wenn auch kostenlos. Und die Süßgetränke werden von genau diesen Firmen hergestellt."

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13 Kommentare

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  • G
    GNUS

    "In der heutigen Zeit werden kulturelle Eigenheiten leider oft als etwas

    lästiges betrachtet - denn lästig sind sie, wenn man mit einer einzelnen

    Marketingstrategie die ganze Welt erreichen und in jedem Erdteil die gleichen

    bequemen und billigen Konsumenten und Arbeitskräfte vorfinden möchte.

    Lästig sind sie auch, weil sie Sinn, Werte und Glück vermitteln, die man doch

    selber in der Form seiner nutzlosen Produkte verkaufen will."

     

    aus: http://www.anus.com/tribes/gnus/entry/14/Lokalisierung

     

    http://www.anus.com/tribes/gnus/entry/382/Gemeinde_gegen_Getr%C3%A4nkekonzer

  • G
    GNUS

    "In der heutigen Zeit werden kulturelle Eigenheiten leider oft als etwas

    lästiges betrachtet - denn lästig sind sie, wenn man mit einer einzelnen

    Marketingstrategie die ganze Welt erreichen und in jedem Erdteil die gleichen

    bequemen und billigen Konsumenten und Arbeitskräfte vorfinden möchte.

    Lästig sind sie auch, weil sie Sinn, Werte und Glück vermitteln, die man doch

    selber in der Form seiner nutzlosen Produkte verkaufen will."

     

    aus: http://www.anus.com/tribes/gnus/entry/14/Lokalisierung

     

     

    http://www.anus.com/tribes/gnus/entry/382/Gemeinde_gegen_Getr%C3%A4nkekonzer

  • J
    joho

    ich würde sagen das ist mal ne richtig gute idee. es ist schon interesant zu sehen was geht wenn man nur will. es ist schon lustig durch einen normal sortierten supermarkt zu gehen und festzustellen das es dort mindestens 10 bis 15 verschieden wassersorten gibt die teilweise mehrere 100 km durch die gegend gefahren worden sind. also wenn ich die wahl habe zwichen saarbrücker stadtwasser und flaschenwasser egal welcher art dann nehme ich das stadtwasser. ich weiss nicht ob das in grossen städten wie hamburg und berlin auch ohne weiteres möglich ist, aber hier gehts. mfg und prost an alle joho p.s. der abschuss war san pelegrino aus italien wenn ich richtig gegoogelt habe sind es von dort bis zu mir über 1100 km

  • HB
    Hansjörg Bernhard

    Respekt, ein Wüstenland macht

    uns den Öko-Mund wässrig.

    Unbedingt nachmachen!Bin seit

    Jahren Hahntrinker. Wer's mag

    kann's ja verblubbern.

    Die Einweg-Flaschen-Problematik

    hat aber damit nix zu tun.

  • AL
    Anna Luehse

    taz: "Gegen den Klimawandel"

     

    Müßte das nicht lauten "Gegen die krasse Erderwärmung" oder so? ;-)

     

    Fakt ist: "Klimawandel" gibt's seit ca. 4,5 Mrd. Jahren, GOttseidank.

     

    Klimaexperte:

     

    "Nur der Wandel ist beständig."

    (Konfuzius)

     

    Ansonsten gilt:

     

    Von 1998 bis 2008 ist die globale Temperatur um 0,2°C zurückgegangen.

    Die Nordhalbkugel hat sich um 0,1°C, die Südhalbkugel sogar um 0,3°C abgekühlt.

    (Bitte nachprüfen)

     

    "Man muss eine gewisse Panik schüren, und dann fliesst das Geld."

    (Prof. John Christy, Lead author for IPCC reports)

    http://klima-ueberraschung.de/

  • HS
    Herrn Schmilz

    Zehn zu eins dass die Marktradikalen in Brüssel einen Milliardenstreitwert daraus generieren würden und mit einer Horde fehlgeleiteter Prädikatsjuristen die Kleinstädter vollkommen gnadenlos um Haus und Hof zu prozessieren versuchten...

    Wetten?

  • JK
    Juergen K.

    In der EU wird Sinvolles in dieser Art nicht zugelassen werden.

     

    Wurde doch kürzlich Schweden (ode Norwegen?) untersagt Produkte der heimischen Landwirtschaft zu bewerben, da es die Konkurrenz der freien Marktwirtschaft behindert.

  • F
    Felix

    Grundsätzlich eine super Sache, die demonstriert, dass es eben manchmal doch etwas bringt, wenn man selbst aktiv wird. Ich finde es vor allem bemerkenswert, dass das Städtchen bei dem Thema komplett an einem Strang zieht.

     

    Die entscheidende Frage, die ich mir stelle, lautet jedoch: Wäre auch ich bereit, diese "Einschränkung" in Kauf zu nehmen? Meine ehrliche Antwort lautet NEIN! Weil ich keine Lust habe, auf kohlensäurehaltiges Flaschenwasser zu verzichten. Problem erkannt, aber nicht bereit, es in die eigenen Hände zu nehmen.

     

    Wenn man mal ehrlich zu sich selbst ist, wird deutlich, warum sich ein solches Modell in unserer wohlhabenden Überflussgesellschaft niemals durchsetzen wird.

  • SS
    Sören Scheffelt-Holst

    Schön auch, wenn in einem Bio-Markt mit Regionalverweis im Namen am Savignyplatz in Berlin Wasser in Plastikkanistern aus den Pyrenäen verkauft wird. Und man auf die Nachfrage, was denn daran jetzt a) bio und b) regional sei ein laues Lächeln erntet.

  • HS
    hermann scheelen

    In Griechenland, das muss ich mir leider sehr oft ansehen, schmeissen die meisten einfach solche Flaschen weg.

    Dementsprechend sieht das schöne Land an vielen Stellen auch aus, einfach eklich.

    Den Bericht sollten die sich mal ansehen.

  • CG
    conny grzbiela

    ich kann mich da nur anschliessen.

    nicht nur, dass sich im haushalt keine berge von plastikflaschen mehr ansammeln, die man dann gut sortiert und bitte ja nicht verknickt wieder in den supermarkt bringen muss, wo sie im rückgabeautomaten nicht selten dann doch direkt zerquetscht werden (vorausgesetzt man hat glück und der automat funktioniert gerade mal)-

    seit ich auf den kauf von "industriellem" wasser verzichte, entfällt auch die endlose schlepperei der schweren wasserflaschen und das wasser aus der leitung, nach bedarf mit einem spritzer zitrone versehen und in eine karaffe gefüllt macht sich auf dem tisch auch viel besser, als eine mit dem produktnamen versehene plastikflasche.

    davon mal abgesehen entfallen herstellungs-, transport- und lagerkosten und der dafür notwendige energie- und rohstoffverbrauch.

    man spart also nicht nur geld, zeit und nerven sondern tut sogar noch was für die umwelt.

    das einzige, was anfangs etwas fehlte, war die kohlensäure - aber auch hier gewöhnt man sich angesichts der vielen vorteile von leitungswasser schnell und gerne um.

  • A
    Anneliese

    Da soll noch Einer sagen, der Verbraucher waere den Konzernen hilflos ausgeliefert.

     

    Wunderbar !!!!

  • MB
    Manfred Bsirske

    Eine sehr gute Idee.

    Das ist ja in Deutschland auch ein ganz großer "Klimasünder". Hier wird ja fast nur noch Wasser in Flaschen abgefüllt und dann durch die Gegend gefahren.

     

    Dabei kommt das beste Wasser direkt aus dem Hahn.

    Wenn dann an der Wasserqualität etwas nicht stimmt, dann liegt das Problem in den meisten Fallen an den Hausanschlüssen.

     

    Unser Trinkwasser ist eines der besten der gesamten Welt.

     

    Warum also nicht dies nutzen?