: Gegen Profitgeier
■ Schiffahrtsmuseum contra Wrackplünderer
Immer mehr Hobbytaucher und professionelle Schatzsucher tummeln sich auf dem Meeresgrund. Die technische Entwicklung hat die Bergung von Schätzen aus Schiffswracks ermöglicht, die früher schon allein wegen der Wassertiefe unerreichbar waren. Dabei schreckten „Profitgeier“ trotz oft nur karger Beute vor nichts zurück, befürchtet Uwe Schnall vom Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven. So wurde im August 1993 das in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs versenkte deutsche U-Boot 534 im Kattegat geborgen. Das 33 Millionen Mark teure Projekt brachte freilich nur Kartoffeln und Kondome an die Oberfläche der Ostsee. Beim Bergungsversuch der „Titanic“ vor zwei Jahren fand man statt der erhofften „riesigen Schätze“ nur leere Tresore.
Den Wrackplünderern, die aus Profitgier archäologisch wertvolle Funde zerstören, hat der Internationale Verband der Schiffahrtsmuseen (ICMM) den Kampf angesagt. Zahlreiche kulturelle Fundstätten seien im vergangenen Jahrzehnt zerstört worden, bedauert Schnall als Vorstandsmitglied des ICMM. Deshalb habe der Verband in einer Resolution vom September 1993 beschlossen, dem „Vandalismus und Raubrittertum auf dem Meeresboden künftig Einhalt zu gebieten“. Dabei sollen unter Wasser dieselben Regeln gelten wie für die Denkmalpflege auf dem Land. Schließlich dürfte ja auch niemand in einer Burg herumgraben, meint Schnall.
Beispiele gebe es bereits unter anderem in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mit einem Denkmalschutzgesetz für Kulturgüter unter Wasser. Schiffswracks seien ohnehin in Küstennähe innerhalb der Hoheitsgewässer Staatseigentum und zum Teil unter Schutz gestellt.
Außerdem sollte kein Museum und kein Sammler „auch nur ein Stück von diesen Hasardeuren kaufen“, empfiehlt Schnall. So könnten die zahlreichen Funde am Meeresboden von Nord- und Ostsee für die Nachwelt erhalten werden, ist der Wissenschaftler überzeugt. In der Jammerbucht vor Westjütland lägen unzählige Wracks aus der Zeit des Mittelalters. Rund 6 000 seien vor der mecklenburg-vorpommerschen, zigtausende vor der norwegischen Küste registriert. Daß sich die Mühe lohnt, beweise die Bergung der schwedischen „Wasa“ und des englischen Flaggschiffs „Mary Rose“ aus dem 17. und 16. Jahrhundert. „Dort ist noch alles erhalten, von der Tabakpfeife über Navigationsinstrumente aus Nürnberg bis zur Kanone“, schwärmt Schnall. dpa
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