: Gegen Hennemann & Co. ermittelt das BKA
■ Verdacht der Untreue richtet sich gegen mehrere ehemalige Vulkan-Manager
Bremen (AP/rtr) – Das Bundeskriminalamt (BKA) ermittelt wegen des Verdachts der Untreue gegen frühere Verantwortliche des Bremer Vulkan Verbunds und der abgekoppelten Ostwerften. Das bestätigte die Wiesbadener Behörde am Wochenende. Die Ermittlungen betreffen nach Angaben des Spiegels den früheren Vorstandsvorsitzenden Friedrich Hennemann und Manager der Werften in Wismar und Stralsund. Ihnen werde zur Last gelegt, rund 850 Millionen Mark aus dem Vermögen der Ostwerften der Bremer Konzernmutter überlassen zu haben, obwohl spätestens seit August 1995 klar gewesen sei, daß eine jederzeitige Rückzahlung unmöglich war. Das Bundeskriminalamt erklärte, es sei von der Bremer Generalstaatsanwaltschaft zu den Ermittlungen aufgefordert worden.
Der auf dem Landesparteitag mit 198 von 222 Stimmen wiedergewählte Bremer CDU-Parteichef Bernd Neumann sagte, mit teilweise „größenwahnsinnigen Vorstellungen“ habe der Vorstand unter Führung des ehemaligen SPD- Stadtrats Hennemann am Vulkan Verbund geschmiedet. Er habe ihn weniger nach betriebswirtschaftlichen als nach arbeitsmarktpolitischen Aspekten geführt. Dabei habe er sich stets darauf verlassen können, daß notfalls der Staat einspringe. Neumann forderte die SPD auf, „sich zu ihrer Vergangenheit zu bekennen und die Mitverantwortung für das Desaster nicht zu leugnen.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Ronald-Mike Neumeyer und Finanzsenator Ulrich Nölle äußerten sich zurückhaltend zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. Niemand sträube sich gegen Aufklärung, allerdings sei jetzt mehr die Ausarbeitung von Zukunftsperspektiven gefragt. In einem Untersuchungsausschuß, so Nölle, könne leicht auch die CDU selbst in die Kritik geraten, obwohl sie die Vulkan-Krise nicht zu verantworten habe. Allerdings verfügen die Wählergemeinschaft „Arbeit für Bremen“, die einen solchen Untersuchungsausschuß gefordert hat, und die Grünen gemeinsam über genügend Stimmen in der Bürgerschaft, um seine Einsetzung zu erzwingen.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG warf nach Informationen des Nachrichtenmagazins Focus den Banken vor, bereits im Frühjahr 1995 sei erkennbar gewesen, daß der Vulkan wirtschaftlich angeschlagen gewesen und Geld von Ost nach West transferiert worden sei. „Es müßte den Banken bekannt gewesen sein, daß die außerordentlichen Verluste und Liquiditätshilfen durch die Mittel der Ostbetriebe finanziert wurden“, zitierte Focus aus dem Bericht der Wirtschaftsprüfer.
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