: Gefahr fürn Osten
■ Nachrichten aus der Berliner Hochschullandschaft
DIETER'S DIGEST
Demokratie, Selbstverwaltung und Freiheit von Forschung, Lehre und Studium seien bedroht, der Minister regiere konzeptlos mit Verordnungen und Informationssperren, obendrein - ganz wie früher - über die Köpfe der Betroffenen hinweg. So die Sicht der VAMB, der „Vereinigung Akademischer Mittelbau Berlin“, die sich kürzlich gründete. „Wir, der akademische Mittelbau, sind legitimiert für Hochschul- und Wissenschaftspolitik durch unseren maßgeblichen und kompetenten Beitrag zu Forschung, Lehre, Betreuung und Organisation.“ Auch für westliche Verhältnisse, von Professoren dominiert, ein etwas unorthodoxer Gedanke. Das gleiche gilt für einen der programmatischen Grundsätze der VAMB, die sich für transparente und aufgeschlossene, basisdemokratische Hochschulen einsetzen will: „Berufliche Leistung und moralische Integrität als alleinige Kriterien für die wissenschafliche Laufbahn“! So wollen die VAMB -Mitglieder denn auch gegen ideologisch motivierte Entscheidungen Widerstand leisten. Das nötige Selbstwertgefühl haben sie durchaus: „Hochschulpolitik ohne uns würde erneut reaktionäre Wege gehen.“
Immer weiter ostwärts führt dieweil der Weg der Technischen Universität mit zwei neuen Kooperationsverträgen. Die Fachbereiche Verkehrswesen und Informatik tauschen sich jetzt mit dem Instytut Morski der Danziger TU über Schiffs- und Meerestechnik aus. Eine Vereinbarung mit der Landwirtschaftlichen Akademie Tartu in Estland (UdSSR) ist noch nicht viel mehr als eine Absichtserklärung. Dafür wurde sie, auf fünf Jahre angelegt, immerhin rückwirkend zum ersten Januar in Kraft gesetzt. Wahrscheinlich ein Gebot des Saatkalenders.
In den Kalender gehört auch der 15. Juli. Dann läuft nämlich die Bewerbungsfrist für zulassungsbeschränkte Studienfächer mit Verteilung über die ZVS („ZuVieleStudis“) in Dortmund ab. „Sonntag, 24 Uhr“, präzisiert man an der TU.
Dortselbst im Kuratorium tat sich dieser Tage Merkwürdiges. Verhandelt wurden die Finanzen der TU. CDU-Vertreter Kittner, so schildert ein Beobachter, der im vergangenen Jahr „noch übel getobt“ hätte, habe nun seinen SPD-Kollegen und Wissenschaftsstaatssekretär Kremendahl regelrecht „angesäuselt“. Der CDU-Mann, folgert der Beobachter, spekuliere wohl auf eine große Koalition. Einstweilen habe ihm Kremendahl jedoch die kalte Schulter gezeigt. Einstweilen!
Dieter Hufutu
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