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Gefahr durch IslamismusWissenschaft soll Radikalisierung im Netz erforschen

Die Bundesregierung verspricht weitere 15 Millionen Euro für die Islamismusforschung. Er stelle auch eine Gefahr für Mus­li­m:in­nen dar, so Cem Özdemir.

Cem Özdemir, geschäftsführender Bildungsminister (Grüne): Es wird mehr Geld zur Erforschung von Islamismus in Deutschland geben Foto: Bernd Elmenthaler/imago

Berlin taz | Das Bundesforschungsministerium stellt erneut 15 Millionen Euro zur Erforschung von Islamismus in Deutschland zur Verfügung. Das teilte der geschäftsführende Bildungsminister Cem Özdemir (Grüne) am Dienstag in Berlin mit. Die gleiche Summe war bereits im Rahmen einer ersten Förderung 2020 bereitgestellt worden.

„Der Islamismus gefährdet nicht nur die Gesellschaft als Ganzes“, so Özdemir. Er stelle auch eine Gefahr für Mus­li­m:in­nen selbst dar, da diese dadurch unter Generalverdacht geraten könnten. Umso wichtiger seien Differenzierung und eine sachliche Debatte über das Phänomen. Hierbei leiste die Wissenschaft einen wichtigen Beitrag.

Zwei Drittel der in Westeuropa seit 2023 festgenommenen Ter­ro­ris­t:in­nen waren 19 Jahre alt oder jünger

Terrorismusexperte Peter R. Neumann

Welchen Schwerpunkt die Forschung in den kommenden Jahren setzen soll, regelt die neue Förderrichtlinie. Demnach sollen vor allem zwei Bereiche im Fokus stehen: Zum einen sei weitere Forschung zu Radikalisierungsprozessen bei Jugendlichen erforderlich – insbesondere im Hinblick auf die Rolle sozialer Medien. „Zwei Drittel der in Westeuropa seit 2023 festgenommenen Ter­ro­ris­t:in­nen waren 19 Jahre alt oder jünger“, sagte der Londoner Terrorismusexperte Peter R. Neumann. Zum anderen wolle man untersuchen, welchen Einfluss Fluchterfahrungen auf Radikalisierungstendenzen haben.

Unterdessen wurde am Montag bekannt, dass die Berliner Jusos den Begriff „Islamismus“ vollständig aus ihrem Sprachgebrauch streichen möchten. Stattdessen wollen sie nur noch von „religiös begründetem Extremismus“ sprechen, wie der Tagesspiegel berichtete. Dadurch solle einer Abwertung des Islams vorgebeugt werden, die durch die begriffliche Nähe entstehen könne. Özdemir und die anwesenden Wis­sen­schaft­le­r:in­nen zeigten sich offen für die Diskussion um eine neue Begrifflichkeit – die bislang vorgelegten Alternativvorschläge, hieß es, hätten jedoch nicht überzeugt.

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1 Kommentar

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  • Gut, den Islamofaschischmus darf man nicht unterschätzen!



    Den Evangelikalen sollte man auch mal auf den Zahn fühlen.