piwik no script img

Gedrängel um die Macht in Aserbaidschan

■ Rebellen verstärken den Druck auf Baku

Baku (AFP) – Bei den politischen Bemühungen zur Beilegung der schweren Krise in Aserbaidschan sind gestern die Fronten unverändert hart geblieben. Der geflüchtete Präsident Abulfaz Eltschibej bekräftigte nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anatolien, er wolle erst dann nach Baku zurückkehren, wenn die Rebellen abgezogen seien.

Rebellenführer Surat Gussejnow betonte seinerseits, daß er die Macht in der Kaukasus-Republik übernehmen wolle. Vor Journalisten sagte er in Gandscha, er wolle die Verfassung nicht verletzen und werde den Machtwechsel durch eine unblutige Volksbewegung herbeiführen.

Parlamentspräsident Gaidar Alijew hatte sich bereits am Sonntag gegen eine Absetzung Eltschibeys ausgesprochen und erklärt, er wolle die Krise auf legalem Wege beilegen. Gut unterrichtete Kreise berichteten jedoch, er hoffe auf einen freiwilligen Rücktritt des Präsidenten, um so zu einer Einigung mit den Rebellen zu gelangen.

Schließlich meldete sich auch noch der frühere aserbaidschanische Präsident Ajas Mutalibow zu Wort. Er sagte im russischen Hörfunk, er sei bereit, die Macht in der Kaukasus-Republik wieder zu übernehmen. Der Kommunist Mutalibow war im September 1991 gewählt und im März 1992 von den Anhängern der nationalistischen Volksfront aus dem Amt getrieben worden. Seitdem lebt er im Exil in Moskau.

Augenzeugen berichteten gestern, in der Hauptstadt seien erste bewaffnete Rebellen aufgetaucht. So seien drei Anhänger Gussejnows am Dienstag nachmittag mit geschultertem Sturmgewehr durch das Zentrum Bakus gegangen, um nach eigenen Angaben die Reaktion der Bevölkerung zu testen. Sie hätten sich ungehindert in der aserbaidschanischen Hauptstadt bewegen können. Bereits am Montag war berichtet worden, zahlreiche unbewaffnete Anhänger Gussejnows hätten sich in mehreren Hotels der Stadt einquartiert. Weitere Einheiten der Rebellen befanden sich gestern wenige Kilometer vor Baku.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen