: Gedichte gegen Cash
Hier hält kein Zwischenhandel die Hände auf. Bei den Donnerstagtextern im Dom Kultury Berlin gibt es die Literatur direkt vom Erzeuger
Ehre? Eine nette Medaille, die man sich umhängen kann. Und der Beifall ist das Brot des Künstlers, das aber nicht nur trocken heruntergekaut sein mag. Das soll ruhig gebuttert sein. Mit Geld. Auch den Dichter drängt es zum fremden Portemonnaie. Bei den Donnerstagtextern geht es direkt dorthin, ohne erst im Zwischenhandel gutes Geld zu verlieren. Literatur in der Direktvermarktung. So simpel wie einleuchtend die Leseanordnung: Hier stimmt das Publikum via Geldbeutel über die besten Texte ab. Erfolg wird also wirklich ausgezahlt. Keine Einschränkungen gibt es bezüglich Inhalt, Form und Sprache – Interessierte müssen nur am Ende des Abends die gerade gekauften Worte auch irgendwie nach Hause tragen können. Romane haben dabei schon deswegen schlechtere Chancen, weil jedem Lesekünstler maximal eine Viertelstunde zum Schaffen des Ruhms zur Verfügung steht. Literaturwillige können die Sache noch eine Nacht überschlafen: Anmeldung möglich bis knapp vor Veranstaltungsbeginn.
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