: Gedenken in Birkenau
■ Vor 50 Jahren begann die Deportation von Roma in das „Zigeunerlager“
Warschau (taz) – Mit einer feierlichen Messe in der Maximilian- Kolbe-Kirche von Auschwitz, Konzerten und Filmvorführungen begingen am Wochenende der „Verband der Roma in Polen“ und das Staatliche Museum in Auschwitz den 50. Jahrestag des ersten Romatransports in das Vernichtungslager Birkenau. Von den insgesamt 23.000 Roma, die in das „Zigeunerlager“ Birkenau deportiert wurden, überlebten nur zirka 2.000. Die Zahl der Opfer des nationalsozialistischen Völkermords an den Roma wird auf zirka eine halbe Million geschätzt. Ähnlich wie die „Endlösung der Judenfrage“ war während des Zweiten Weltkrieges auch die völlige Vernichtung der Roma als „minderwertige Rasse“ geplant worden. Birkenau stellt somit heute das größte Roma-Massengrab Europas dar.
Die Veranstalter weisen darauf hin, daß trotzdem weder Ursachen, noch Verlauf und Ausmaß des Völkermords an den Roma genau erforscht sind. Es ist auch kein Zufall, daß die Roma gerade jetzt, 50 Jahre nach dem Grauen jener Zeit, der Tragödie ihrer verfolgten Mitbrüder aus ganz Europa gedenken wollen. Die Roma stoßen nämlich heutzutage immer häufiger auf eine Welle der Anti-Zigeuner-Phobie, werden erneut zu Opfern der Verfolgungen und Pogrome. Die alten Vorurteile gegenüber den Zigeunern werden wieder wach.
Die Roma wollen gegen all diese Tendenzen und Gewaltakte protestieren, in dem sie das Birkenauer Momento ins Gedächtnis zurückrufen. Die Säuberungsaktionen, die im ehemaligen Jugoslawien in dem seit mehr als einem Jahr andauernden Krieg durchgeführt werden, zeugten eindeutig davon, wie gefährlich jedes Anzeichen des unbändigen und aggressiven Nationalismus sein könne, schreiben die Veranstalter. Die Gedenkfeier im Schatten der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto ist die erste dieser Art nach dem Krieg. Klaus Bachmann
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