: Gedämpfte Freude, vertane Chancen
■ Hamburger Fixerstuben erleichtert über ihre Legalisierung, mehr aber auch nicht
Die Freude ist gedämpft: Einerseits zeigten sich die Träger der sieben Hamburger Fixerstuben gestern erleichtert darüber, dass ihre MitarbeiterInnen künftig legal arbeiten können. Eine entsprechende Änderung des Betäubungsmittelgesetzes war am Mittwoch im Vermittlungsauschuss des Bundes ausgehandelt worden. Zugleich bedauerten sie, dass das Gesetz den Hamburger Ist-Zustand nur festschreibt und nicht fortentwickelt.
Vor allem die Bestimmung, dass Druckraum-NutzerInnen mindestens 18 Jahre alt sein müssen, gehe an der Realität vorbei. „Das Einstiegsalter bewegt sich seit Jahren nach unten“, sagt Peter Möller, Leiter des „Drob Inn“ am Hauptbahnhof. „Die meisten Konsumenten fangen mit 14 oder 15 Jahren an.“ Die Jugendlichen müssten nach wie vor draußen ihren Stoff konsumieren: Auf der Straße, in Hauseingängen oder im Gebüsch.
Die Stadt muss nun die Umsetzung des Betäubungsmittelgesetzes in einer Rechtsverordnung festschreiben; bei zwei bisherigen Experten-Treffen dazu wurde die juristische Prüfung vereinbart, ob das Mindestalter zumindest in Hamburg abgesenkt werden könne. Doch Möller glaubt, „die Verordnung kann das nicht mehr richten“.
Der „Drob-Inn“-Leiter begrüßt, dass durch das neue Betäubungsmittelgesetz sozialpädagogische und medizinische Mindeststandards für die Einrichtungen festgeschrieben werden. Ein Mangel sei jedoch, dass sie weiterhin keine Analysen des Stoffes durchführen dürften – obwohl die meisten Drogen-Notfälle eintreten, weil der Stoff aufgrund des unbekannten Reinheitsgrades in der Wirkung unberechenbar ist. Statt Notfälle nur medizinisch zu versorgen, müssten die Träger sie auch im Vorfeld verhindern können, fordert Möller.
Norbert Dworsky von „freiraum“ bezeichnet die Auflagen, die das Betäubungsmittelgesetz formuliert, als insgesamt zu starr. Die Träger könnten in diesem Rahmen nur schwer auf Entwicklungen in der Szene reagieren. So sei das Gesetz beispielsweise eng am intravenösen Heroin-Konsum orientiert – während immer mehr KonsumentInnen Crack rauchen und mit anderen Problemen, etwa psychologischen Erkrankungen, die Einrichtungen aufsuchen.
Im Vermittlungsauschuss des Bundes hatte Hessen darauf gedrängt, dass die Träger neben der Fixerstube weiterführende „und ausstiegsorientierte“ Angebote vermitteln müssen. Dadurch werde sich an der Praxis der Hamburger Fixerstuben jedoch nichts ändern, versicherte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Stefan Marks. Auch sei das keine Richtungsentscheidung im Streit um einen Drogen-akzeptierenden oder ausstiegsorientierten Ansatz: „In den Gesundheitsräumen werden bereits jetzt bei Bedarf Therapieplätze vermittelt.“ Elke Spanner
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