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Geburten in DeutschlandDie Kaiserschnitt-Epidemie

Jedes dritte Kind in Deutschland kommt heute per Kaiserschnitt auf die Welt. Wollen die Frauen das so – oder gehen die Ärzte heute einfach nur auf Nummer sicher?

"Viele Frauen haben das Vertrauen in den eigenen Körper verloren." Bild: dpa

Dorothea D.s zweites Kind kam per Kaiserschnitt auf die Welt. Zur sectio caesarea, so der medizinische Fachausdruck für die operative Entbindung, hat ihr zu Beginn der Schwangerschaft ihre Frauenärztin geraten, später auch der Arzt in der Geburtsklinik. Und das, obwohl die vierzigjährige Dresdnerin ihr erstes Kind ganz normal geboren hat. Aber damals, vor zwei Jahren, hatte es Komplikationen gegeben, der Damm der Gebärenden war heftig gerissen. Bei einer zweiten Spontangeburt hätte er noch stärker verletzt werden können. Diesmal wollten die Ärzte lieber auf Nummer sicher gehen.

In Deutschland kommen immer mehr Kinder per Kaiserschnitt zur Welt. Von den 663.000 Kindern, die laut Statistischem Bundesamt 2008 geboren wurden, wurde ein Drittel so ins Leben geholt. Fachleute wie der Berliner Gynäkologe Wolfgang Henrich sprechen von einer "Kaiserschnittepidemie". 1991 betrug die Sectio-Rate fünfzehn Prozent, vor vierzig Jahren waren es noch sieben. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt eine Quote der planbaren OP-Geburten von maximal fünfzehn Prozent.

Was sind die Ursachen für den rasanten Anstieg der Geburtsart, bei der das Kind aus der Gebärmutter geschnitten wird? Eine These ist, dass keineswegs nur die Frauen den Kaiserschnitt wünschen. Vielmehr drängten immer mehr Ärzte ihre Patientinnen dazu, weil die Mediziner dann juristisch auf der sicheren Seite sind. Bevor die Frauen auf dem Operationstisch liegen, unterschreiben sie, über alle Risiken informiert worden zu sein.

Bild: taz

Dieser Text ist der aktuellen sonntaz vom 16./17.1.2010 entnommen - ab Sonnabend gemeinsam mit der taz am Kiosk erhältlich.

In die Welt

Kaiserschnitt: Bei einer Schnittentbindung wird der Säugling operativ aus der Gebärmutter der Mutter geholt. Es wird ein Unterbauch-Querschnitt an der Schamhaargrenze vorgenommen. Der Eingriff, bei dem die Mutter ganz oder teilweise anästhesiert wird, dauert im Regelfall dreißig Minuten.

Verbreitung: In Deutschland hat sich die Zahl der Kaiserschnittgeburten seit 1991 von 15 auf 30,2 Prozent verdoppelt. Das heißt, dass im vergangenen Jahr jedes dritte Kind so zur Welt kam. Die meisten Kaiserschnittbabys wurden im Saarland auf die Welt geholt, dort waren es 36,8 Prozent. In Sachsen waren es nur 21,7 Prozent. In China werden inzwischen fast die Hälfte aller Schwangeren per Kaiserschnitt entbunden. Die Weltgesundheitsorganisation kritisiert, der Anstieg unnötiger Schnittentbindungen in Asien und Lateinamerika habe "epidemische Ausmaße" erreicht.

Herkunft: Schon der römische Kaiser Julius Caesar soll per Kaiserschnitt entbunden worden sein, daher der Name sectio caesarea.

"Für und Wider müssen im Einzelfall abgewogen werden", sagt Wolfgang Henrich. Er ist stellvertretender Direktor der Klinik für Geburtsmedizin an der Berliner Charité. Jeden Tag kommen zu ihm Schwangere und wollen einen Kaiserschnitttermin. Manche fürchten den Geburtsschmerz, andere wollen später nicht inkontinent werden, die nächsten haben Angst vor Verletzungen.

Die Frauen sind gut informiert. Sie machen sich Sorgen, dass sich bei der Spontangeburt die Nabelschnur um den Hals des Babys wickelt und das Kind erstickt. Sie wollen verhindern, dass das Baby Kopfverletzungen erleidet, wenn es mit der Saugglocke geholt wird. Und sie wissen, dass eine vaginale Geburt gefährlich werden kann, wenn das Kind ein sogenannter Sternengucker ist, also mit dem Gesicht zum Bauch der Mutter weist statt zum Rücken.

"Die jungen, gesunden Frauen, bei denen mit Komplikationen nicht zu rechnen ist, versuche ich von einer normalen Spontangeburt zu überzeugen", sagt der Arzt: "Das ist trotz aller Unwägbarkeiten immer noch die beste Art zu entbinden. Aber Schwangeren, bei denen abzusehen ist, dass eine Spontangeburt das Leben von Mutter und Kind gefährdet, raten wir zu einem Kaiserschnitt."

Das hat Gründe: Die Mütter sind immer älter, nicht wenige haben Bluthochdruck, Zucker oder Übergewicht. Auch Mehrlingsschwangerschaften, die bei künstlicher Befruchtung immer häufiger werden, machen eine natürliche Geburt schwierig. Ein Fünftel der Erstgebärenden ist älter als 35 Jahre, drei Prozent sind über vierzig. "In diesem Alter steigen die sogenannten Schwangerschaftspathologien", sagt Henrich.

Erst neulich hatte er wieder so eine Patientin. Sie war nicht mehr die Jüngste, nur eins sechzig groß, das Kind in ihrem Bauch wog über vier Kilo. "Irgendwann hätte es der Frau die Gebärmutter zerrissen", sagt Wolfgang Henrich, es ging nur mit einer Sectio. "Früher, als die Medizin noch nicht so weit war, hätten Mutter und Kind das nicht überlebt." Würde man verfahren wie vor vierzig Jahren, als die Natur Vorrang hatte, gäbe es eine Mütter- und Kindersterblichkeit wie im 19. Jahrhundert. Heute gilt: Risikominimierung.

Auch die Frauen selbst werden immer unsicherer und wollen alles unter Kontrolle haben, sagt Katrin Mikolitch. Sie ist ganzheitliche Ärztin in Düsseldorf und kennt die weiblichen Leiden genau. "Viele Frauen haben das Vertrauen in den eigenen Körper verloren." Es sind vor allem gebildete Mittelschichtsfrauen und Akademikerinnen, die es nervös macht, wenn sie nicht genau wissen, was passiert. Heute bereiten sich Frauen akribisch auf eine Entbindung vor und sind dann oft erstaunt, wenn mit ihrem Körper etwas passiert, das sie nicht mehr im Griff haben.

Katrin Mikolitch hat in ihrer Praxis beobachtet, dass Frauen noch Jahre nach einem Kaiserschnitt krank werden, weil sie sich mit den Folgen der Operation herumquälen. "Manche Frauen können traumatisiert sein. Sie können den Schnitt in ihren Uterus als Eingriff in ihre Körperintegrität empfinden."

Eine Kaiserschnitt-OP hinterlässt nicht nur eine Narbe, sondern verursacht Schmerzen von bis zu drei Wochen. Bei dem Eingriff können Blase und Darm verletzt werden, es kann zu Nachblutungen kommen, das Thromboserisiko steigt, Folgegeburten werden komplizierter. "Ein Kaiserschnitt ist kein Spaziergang", sagt Wolfgang Henrich.

Viele Frauen, die zu Katrin Mikolitch kommen, erzählen, dass sie nach einer Sectio lange keine emotionale Bindung zu ihrem Baby aufbauen können, andere klagen über Stillprobleme. Um ihnen zu helfen, gründete die Medizinerin vor fünf Jahren das "Kaiserschnitt Netzwerk", heute gibt es bundesweit über hundert Anlaufstellen. Mit Akupunktur, Pflanzen, Gesprächen und sogenannten harmonisierenden Therapien versucht Katrin Mikolitch die Frauen zu heilen. "Es kommt darauf an, gleichermaßen die seelischen und die körperlichen Leiden zu lindern", sagt sie. Manche Frauen kommen zweimal in ihre Sprechstunde, andere ein halbes Jahr lang.

Wolfgang Henrich hält die Theorie von der mütterlichen Bindungslosigkeit nach einer Sectio für einen Mythos. Er sagt: "Das hängt nicht ausschließlich mit dem Geburtsmodus zusammen, sondern insgesamt mit der psychischen Verfassung der Frau." Auch die Theorie, Kaiserschnittbabys hätten später weniger Durchsetzungskraft, weil sie sich nicht durch den Geburtskanal gequält haben, bezeichnet er als "Quatsch".

Vor zehn Jahren schickte die Charité Frauen mit Kaiserschnittwunsch wieder weg, wenn der nicht notwendig war. Die Schwangeren gingen dann in eine andere Klinik. Heute dürfen sie bleiben. Für einen komplikationslosen Kaiserschnitt rechnet ein Krankenhaus durchschnittlich 2.800 Euro ab, für eine Spontangeburt gibt es rund 1.600 Euro.

Wolfgang Henrich findet das widersinnig: Eine normale Kaiserschnitt-OP dauert eine halbe Stunde. Bei einer Spontangeburt weiß niemand vorher, wie lange Ärzte, Hebammen und Schwestern die Kreißende betreuen. Manche Geburten beginnen normal und enden im OP. Andere sind von vornherein als Sectio vorgesehen, auch wenn das aus medizinischer Sicht nicht notwendig ist. Wolfgang Henrich sagt: "Es zählt die Selbstbestimmung der Frau."

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19 Kommentare

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  • E
    Entbindungspfleger

    Die gutmenschliche Pseudodiskussion wird auf dem Niveau der Hirntoddebatte geführt. Journaille und gefühlte Expertinnen labern um ein Thema, das sie weder überblicken noch begreifen. Naürliche, sanfte Geburtshilfe wie früher ? Klar, gerne, mit 30% Mütter- und Kindersterblichkeit. Gelähmte Arme durch eine Schulterdystokie, lebenslange Schmerzen beim Geschlechtsverkehr durch kleine Dammrißnarben, langfristige Stuhlinkontinenz durch tiefe Dammrisse - wer da noch behauptet, die Sectionarbe beeinträchtige die Frau in ihrer Körperintegrität hat noch nie einen Dammriß dritten oder vierten Grades, durch Schließmuskel und Darmschleimhaut hindurch, gesehen - DER beeinträchtigt nämlich wirklich die Integrität. Mit 35 stuhl- und windinkontinent ? Gerne, liebe nicht-betroffene Gutmenschinnen und Berufsbedenkenträgerinnen, Nicht-Mikrowellenverwenderinnen und Streßvermeiderinnen. Die Geburtshilfe muß raus aus der idealisierten, quasireligiösen Sanft-Ganzheitlichkeits-Schwafel-Ecke. Die Frauen müssen Ernst genommen werden mit ihren Ängsten und Befürchtungen, und wer das Risiko einer Wundheilungstörung dem Risiko der Inkontinenz vorzieht, der soll auch seinen Willen bekommen. Und unilateral denkende Hebammen gehören sowieso nicht in die Debatte, denn die fühlen sich fein raus - wenn die sanfte Hausgeburt klappt, geht ihr einer ab, wenns schief geht kümmert sich der böse Arzt darum, der schlimme Schnitter in den stechuhrgesteuerten Katakomben der gewinnmaximierten Klinik. Daß hinter der Hausgeburtsideologie handfeste wirtschaftliche Hebammeninteressen stehen (1600 Euro), diskutiert niemand, und ob von den angeblichen 2800 Euro pro Sectio in der Klinik wirklich Geld übrigbleibt kümmert auch niemand. Und wer sein Leben geplant und designt hat, in seine, IHRE eigenen Hände genommen hat, wer als Frau Karriere gemacht hat, einen Job hat, planen will, raus aus der Hausmütterchen-hausgeburts-Vollkorn-Ecke geackert hat, sein Kind geplant bekommt, warum soll der seine Geburt nicht auch planen dürfen ?

    Bestimmen jetzt schon unausgebildete, selbstberufene Hausgeburtsheldinnen über die Lebensplanung von berufstätigen oder auch "nur" selbstbewußten und selbstbestimmten Frauen, die sich dem Meinungsdiktat der Sanftgebärerinnen nicht beugen wollen ?

     

    Zudem gebe ich zu Bedenken, dass aktuell im Medizinstudium über 60% Frauen sind, und in der Gynäkologie seit Jahren steigende Frauenanteile sind, aktuell sind über 90% aller Gyn-Facharztanwärter Anwärterinnen - das heißt, die Argumentation "gute Gebärende, gute Hebamme, böser Arzt" greift überhaupt nicht. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: je höher der Frauenanteil in der Gynäkologie, desto höher die Sectioquote ! Darüber schon mal nachgedacht ?

    Aber ich sag euch eins zum Abschluß: so lange in Deutschland eine dermaßen sachfremde, dogmatisierte Debatte mit esoterischer Schlagrichtung gegen Sicherheit in der Geburtsmedizin geführt wird, wird die Geburtenrate weiter sinken. In Frankreich, das unsere esoterisierte Geburtsmedizindiskussion nicht kennt, bekommen die Frauen munter Kinder, mit PDA, mit Sectio, und glücklich. Im Übrigen empfehle ich das hervorragende Hebammeninterview in der Zeit, Frau Luise Kaller, das paßt, diese Hebamme hat Ahnung, Differenzierungsvermögen und steht mit beiden Beinen im Leben statt esoterisiere Kalenderweisheiten von sich zu geben. Einfach mal googeln.

  • T
    Tabberta

    Ärzte und Frauen die einen Kaiserschnitt ohne Indikation durchführen,sollten sich über die Risiken einer weiteren Schwangerschaft bewußt sein. Häufig reißen die Narben an der Gebärmutter vorzeitig, so dass Mutter und Kind innerhalb von Minuten verbluten, oder durch Sauerstoffmangel stark behindert sind. Betroffene Frauen berichten mir immer wieder, dass sie darüber nicht aufgeklärt wurden. Eine Statistik kenne ich bisher nicht. Eine Veröffentlichung dieser Daten dürfte vielen auch ungelegen kommen. Eine Kaiserschnitt-Op ist einfach rentabler, zumal das Op-team ja bereitsteht und auch ohne Op Kosten verursacht.

  • DK
    Dietrun Konnerth

    Seit die Geburt systematisch in die Hände der Ärzte geraten ist, wird mit Frauen und Babys lauter Schindluder getrieben. Ich habe zwei Hausgeburten hinter mir. Man achte auf 4 Aspekte vor und während der Schwangerschaften: BESTE Ernährung, gesundes Familienklima, Vermeidung von Stress, und KEINE Mikrowelle. UND kein Arzt bei der Geburt. Männer haben noch NIE entbunden -ob studiert oder nicht! und können sich somit nie in die Lage einer Frau versetzen. WEnn ich bei der Geburt meines ersten Kindes auf den Arzt gehört hätte, wäre mein Kind mit Gehirnschaden durch Sauerstoffmangel auf die Welt gekommen. Das war auch der Grund für meine zwei nachfolgenden Hausgeburten!! Wenn man ein Kind möchte, sollte man sich vorher von den Schlacken befreien, also auf eine Saubere "Wohnung" achten in der sich der Fötus optimal entfalten kann.

  • LJ
    Lucy Jones

    Dass einen Arzt während einer Geburt auf Nummer sicher gehen will, müsste man doch begrüßen. Was viel schlimmer ist, ist wenn das Kind stirbt. Oder im Vorfeld, mit einem schwerwiegende genetischen Defekt abgetreiben werde muss. Das sind echte Tragödien, mit einem unbeschreiblichem Schmerz verbunden, die werdene Eltern haben ihr ganzes Leben damit zu kämpfen, dass dies passiert ist.

    Ein Kaiserschnitt kann ein gesundes Kind zur Welt bringen, in Situationen, wo sonst Mutter und Kind sterben würden. Das darf man nicht vergessern. Es ist nicht so, dass Kinder und Mütter nicht mehr unter Geburt sterben, auch wenn es viel weniger passiert. Diese Diskussion erübrigt sich, wenn das klar wird. Geburt in der westlichen Welt hat sich geändert: Mütter sind im Durchschnitt nicht mehr 25 Jahre alt. Man darf das nicht verurteilen, es ist eben so. Und alle Mittel zur Verfügung stellen, die eine Mutter braucht, um ihr Kind gesund entbinden zu dürfen. Das ist allein ihr Recht und geht wirklich keine andere Person was an.

    Wenn man lange genug auf Frauen einredet, dass sie keine Verbindung zu ihrem Kind haben werden, wenn es per Kaiserschnitt geboren wird, wird sie das zum Teil auch spüren und fühlen. Es ist ein selbsterfüllende Prohesie. Aber was ist, wenn sie gegen ein Kaiserschnitt entscheidet, und das Kind stirbt? Da redet keiner mehr mit ihr darüber. Ist es nicht besser, wenn der Arzt auf Nummer sicher geht? Ist das nicht der ganze Sinn der Sache?

    Ich habe ein Notfallkaiserschnitt mit meiner Tochter erlebt, und sie hätte sonst nicht die Geburt überlebt. Ich habe keinerlei Verbindungsprobleme mit ihr. Man könnte mich verurteilen, dass ich so verantwortungslos war und erst mit 38 das Kinderkriegen angefangenhabe. 2 Jahre später ist mein Sohn in der 40ste Schwangerschaftswoche totgeboren. Keine Ursache erkennbar. Es war einfach 'ein Schicksalsschlag'. Ich würde gern sehen, dass die Tatsachen, dass ganz gesunde Schwangerschaften in dem Tod des Kindes enden können, und dass Kaiserschnitte einen ernormen Fortschritt bedeuten, Ernst genommen werden. Man verwöhnt eine Frau nicht, indem man ihr ein Kaiserschnitt anbietet. Manchmal ist es tatsächlich lebensnotwendig.

  • MK
    Martin K

    Dass in einem Artikel wie diesem wichtige Studien über die Folgen von Kaiserschnitten komplett fehlen sowie auch führende Autoren wie Michel Odent nicht erwähnt werden ist schon erschreckend und leider bezeichnend. Dass ein Geburtshelfer bei teilweise in Studien nachgewiesenen Effekten von Mythen spricht zeigt den traurigen Stand der Dinge. Es gibt fast keine Mediziner die eine wirklich natürliche Geburt erlebt haben, ohne Druck, Zeitpläne, Wehenförderung, zugang setzen, etc etc. Heutzutage ist es schon fast Systemimmanent soviele Eingriffe in das extrem sensible System Mutter-Kind vorzunehmen, die nachgewiesener Massen geburtshinderlich sind, dass auch die Notsituationen mit dem Kaiserschnitt als Schlussfolge immer stärker steigen.

    Wie gesagt, ein webig Lektüre bei Odent und auch in seiner Datenbank zu medizinischen Studien zur Folge von Geburtseingriffen wäre ein ganzer Artikel wert! Denn dies alles ist charakter- unf gesellschaftsprägend!

  • S
    Steffi

    Es zählt die Selbstbestimmung der Frau oder doch eher die höhere "Vergütung"? Eine Freundin wurde, als sie sich verschiedene Kliniken für die Geburt angeschaute, sofort von der Schwster gefragt, wann sie denn den Kaiserschnitt machen wolle. Als sie darauf meinte, sie wolle eine Spontangeburt wurde sie von der Schwester nur schief angeschaut...

  • J
    Jutta

    liebe frau schmollack,

    beim sterngucker - nomen est omen - zeigen nicht die füsse richtung geburtskanal, sondern "das Gesicht des Kindes nicht wie normalerweise zum Rücken der Mutter, sondern zum Bauch, wobei der kindliche Kopf mit seinem größten Durchmesser durch das mütterliche Becken gleiten muss..." (zitat wikipedia)

    sie meinten wohl eher die beckenendlage.

  • IB
    Irene Behrmann

    Mit dem Artikel beleuchten Sie einen Ist-Zustand einer Geburtsmentalität, wie er sich unbemerkt von der Öffentlichkeit entwickelt hat. Es ist darum sehr gut, einmal ein Stimmungsbild zur klinischen Geburt aus der Sicht von Ärzten zu zeichnen.

    Was auch nicht zu kurz kommt, dass die Folgen der Kaiserschnittoperation durch die Gründerin des Kaiserschnitt-Netzwerkes, Frau Mikolitsch,genannt werden. Was bei der Berichterstattung fehlt und ergänzt werden sollte, ist die Tatsache, dass die Krankenhausgeburt sich mehr und mehr auf Technikeinsatz und Medikamente verlässt und dadurch auch bei völlig gesunden Frauen zu Verunsicherung und Ängsten führen kann. Hingegen berücksichtigen von Hebammen verantwortete Geburten die vegetativen, hormonellen Prozesse, die in der Schwangerschaft und bei der Geburt zu einem einzigartigen Zusammenspiel zwischen Mutter und Kind führen. Die Geburt eines Kindes ist neben dem biologischen Prozess gleichzeitig ein soziales Geschehen mit prägender Wirkung. Wer das leugnet, ignoriert einschlägiges Forschungswissen heutiger Neurobiologie. Hebammen als die eigentlichen Expertinnen, die sowohl geburtsbezogene medizinische Kenntnisse als auch über Erfahrungswissen verfügen, sollten stärker in die Informationsvermittlung einbezogen werden. Die Stellungnahmen von Hebammen könnte manchem Elternpaar, das über die KLinikgeburt hinausdenkt, die Augen und Ohren öffnen für die Vorteile einer physiologischen Geburt.

     

    Irene Behrmann

    M.A. Erziehungswissenschaften

    Vorsitzende GreenBirth.de

    Altenceller Weg 58

    29331 Lachendorf

  • S
    Schulz

    Warum soll das Leben eine Frau, einer Schwangeren

    weniger wert sein als das eines Mannes?

    Wieviel Maenner verbraucht ein Mann waehrend seines Lebens?

    Wir brauchen keine Zustaende, welche Leben reduzieren, das gerade erst beginnt.

  • KS
    Kathrin Scheck

    In ihrem Bericht zum Kaiserschnitt ist ein Fehler:

     

    Ein Sternengucker Baby liegt mit dem Kopf in Richtung Geburtskanal, schaut jedoch mit dem Gesicht zum Bauch der Mutter und nicht, wie es idealerweise sein sollte, zum Po der Mutter. Die Sternenguckerlage eines Babys ist möglichweise eine etwas schwierigere Ausgangsposition für die Geburt, jedoch keinesfalls unmöglich. Mit einer fähigen Hebamme sollte in den meisten Fällen eine spontane Geburt möglich sein.

     

    Liegt das Baby mit den Füßen voran in Richtung Geburtskanal spricht man von der Beckenendlage oder Steißlage. Auch diese Lage eines Babys (ca. 5% aller Babys liegen zum Geburtstermin noch mit dem Kopf nach oben) ist keineswegs ein Grund, sofort einen Kaiserschnitt zu machen. Zuerst einmal besteht die Möglichkeit der äußeren Wendung, d.h. das Baby wird von außen durch erfahrene Geburtshelfer gedreht und kann dann später aus Schädellage geboren werden. Gelingt die äußere Wendung nicht, ist die nächste Option die Geburt aus Beckenendlage, auch dies mit erfahrenen Geburtshelfern machbar! Da jedoch in den letzten Jahrzehnten meist automatisch bei Beckenendlage ein Kaiserschnitt gemacht wird, geht das Wissen und die Fingerfertigkeiten rund um die Beckenendlagengeburt immer mehr verloren und die Suche nach entsprechenden Hebammen, Ärzten und Krankenhäusern gestaltet sich schwierig.

  • MM
    Marko Matthes

    mehr Spaß am Sex

     

    keine Garantie für nachfolgende Erklärung...

    Ich habe es auch lange Zeit nicht gerafft, was das zu bedeuten hat bzw. was das für eine Ursache hat. Ich konnte auch nicht verstehen, warum sich eine gesunde junge Frau lieber den Bauch aufschneiden lässt, als ihr Kind auf natürliche Weise zur Welt zu bringen. Nun habe ich eine Erklärung für mich gefunden. Wer weiß, ob sie zutrifft. Sie sieht folgendermaßen aus:

    Bei einer normalen Geburt wird die Vagina sehr stark gedehnt und das ist zum Teil irreversibel. Mir als Mann macht Sex mit einer Frau, die eine enge Vagina hat mehr Spaß als Sex mit einer Frau, bei der das nicht so ist. (Ich kann nicht sagen, ob das auch auf die Frauen zutrifft.) Jedenfalls dürfte mindestens den Männern der Mütter damit auf gewisse Weise ein Gefallen getan werden. Woher sollen das die Frauen aber wissen? Vielleicht von verschiedenen Sex-Stellungen. Zum Beispiel erscheint bei der Löffelchen-Stellung die Vagina enger als z.B. in der Missionars-Stellung (außerdem ist sie auch noch viel energiesparender). Vielleicht haben das ja die jungen Frauen gepeilt und wollen sich Ihren Körper nicht ruinieren lassen bzw. den Spaß am Sex dauerhaft herabsetzen lassen nur wegen der Geburt eines Kindes oder vielleicht von zweien. Da lassen die sich lieber den Bauch mal aufschneiden, haben dann ihr Wunschkind und weiterhin ein Maximum an Spaß am Sex. Habe ich Recht? Könnte wohl so sein...

     

    Das würde evtl. auch erklären, warum alleinerziehende Frauen, dermaßen schlecht im Kurs stehen (außer wegen dem Alimente-Müll) und warum Jungfrauen früher so etwas besonderes waren (obwohl "die chemische Antwort" erfahrenener Frauen viel besser ist).

  • J
    Janne

    Mal unabhägig davon, dass ein Sternengucker Baby kein Baby ist, dass mit dem Füssen zuerst kommt (das ist eine Beckenendlage). Es handelt sich dabei vielmehr um ein Baby, dass anstatt mit dem Gesicht zum Rücken der munter mit dem Gesicht nach vorn zur Welt kommt. Der Begriff rührt daher, dass bei Liegendgeburt das Kind dann gleich zum Himmel schaut.

    Wie gesagt mal abgesehen davon, finde ich diesen Artikel sehr schwierig. Wenn er für mich überhaupt irgendeine Meinung vertritt, dann die des sogenannten Selbstbestimmungsrechtes der Frau auf Kaiserschnitt.

    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass dieser Herr aus der Charité nicht recht hat. Zu meinem Sohn, der am Ende doch ein Kaiserschnitt war, habe ich lange keine Bindung aufbauen können und es ging mir auch psychisch sehr schlecht.

    Ganz im Gegenteil zur Geburt meiner Tochter, zwei Jahre vorher.

    Außerdem gehört der Schmerz dazu und eigentlich ist er auch gar nicht so wild.

  • T
    Theresa

    Wolfgang Henrich sagt: "Es zählt die Selbstbestimmung der Frau." -> Mensch, da krieg ich ja Tränen in die Augen, das ist ja sooo rührend.... So ein Mist! Als würden die meisten Frauen in dieser Lage nicht genau das machen, was die Ärzte sagen! Welche Frau sagt zu einem Arzt, der ihr wegen irgendwelchen vorgeschobenen Gründen einen Kaiserschnitt empfiehlt, dass sie das nicht will? Sogar für gebildete Schichten sind das immer noch die 'Götter in weiß'!

     

     

    "Würde man verfahren wie vor vierzig Jahren, als die Natur Vorrang hatte, gäbe es eine Mütter- und Kindersterblichkeit wie im 19. Jahrhundert." -> Ist ja interessant, warum denn nicht eine Sterblichkeitsrate wie vor vierzig Jahren? Immerhin ist das 19. Jahrhundert schon ein bisschen länger her. Ausserdem ist der Kaiserschnitt nicht die einzige medizinische Neuerung auf dem Gebiet der Geburtshilfe. Wehenmittel, PDA etc. gibt es so auch noch nicht ewig. Es kann ja wohl nicht darum gehen, Kaiserschnitte zu verurteilen, aber die möglichen Folgen sollten den Frauen klar sein und nicht nur die vermeintlichen Vorteile. Fragt man Frauen, die eine Spontangeburt und einen Kaiserschnitt hatte, kann man über die Unterschiede einiges hören. Und zwar selten zum Vorteil des Kaiserschnittes.

    Und hört man sich in anderen Kliniken als der Charité um, so wird klar, dass die Tatsachen, dass ein Kaiserschnitt:

    1. Schneller geht

    2. mehr Geld in die Krankenhauskasse kommt und

    3. auf die Stunde genau planbar ist

    für viele Ärzte eine große Rolle spielen. Und eben nicht nur das 'geringere' Risiko.

  • L
    Laserstrahl

    Solche Eingriffe sind Gefährlicher als ihnen die Ärzte erzählen.

  • FS
    Frank Schwarz

    Liebe Autorin,

     

    eine kleine Anmerkung: Sternengucker kommen nicht mit den Füßen zuerst, sondern mit dem Kopf - und starren nicht auf den Fußboden, sondern gen Sternenhimmel, also mit dem Köpflein nach oben.

     

    Insgesamt hätte ich eine deutlich kritischere Auseinandersetzung mit dem Thema und den Aussagen von Herrn Henrich erwartet. Das nahezu jedes dritte Kind per OP geboren wird, ist schon wieder ein alter Hut. Insofern wäre es doch spannender gewesen, herauszufinden, warum es Ärzte überhaupt bis zum Kaiserschnitt kommen lassen und warum sie, im Gegensatz zu früher, die juristischen Konsequenzen fürchten. Die angeführten Gründe, also Alter der Mutter, Diabetes oder Bluthochdruck sind immer DIE vorgeschobenen Argumente der Pro-Sectio-Fraktion, aber keinesfalls überzeugend.

     

    Gut fand' ich, dass Sie den finanziellen Aspekt erwähnt haben - mangelhaft, dass Sie da nicht mehr draus gemacht haben. Es soll Ärzte geben, die noch schnell ihre Patientin "überzeugen" und die Sectio-Prämie abkassieren, bevor sie sich in den Urlaub verabschieden, während ihre Patientin in der Belegenbettenklinik verweilt.

     

    Sie haben leider die Kinder, außer, was die Bindungstheorie angeht, mit keinem Mal erwähnt. Es gibt genügend Kinder, die sehr empfindlich auf Kaiserschnitte reagieren und desöfteren "Startschwierigkeiten" haben, besonders, was das Atmen angeht. Und das Argument von Herrn Henrich kann sich ohne weiteres gelten gelassen werden. Bei einer Spontangeburt wird in der Regel das Kind sofort auf die Brust der Mutter gelegt und innerhalb der ersten Stunde gestillt. Das schafft nicht nur die sehr wichtige erste Nähe, sondern ist auch für die Frau von Vorteil. Bei einem Kaiserschnitt haben die meisten Frauen in der Regel Narbenschmerzen und können sich - zumindest in den ersten Tagen - ihr Kind nicht auf den Bauch legen lassen.

     

    Beste Grüße,

    Frank

  • E
    elmar.b

    Den werdenden Mütter wird das wahre Risiko eines solchen Eingriffes von den Ärzten verschwiegen. www.aerztepfusch.at "Der Medizin Skandal" Wenn Krankenhäuser krank machen...

  • S
    Sabine

    Im Text fehlen Informationen:

     

    - Sind die angegebenen Komplikationen, die bei Kaiserschnitten auftreten können, die Gründe aus denen die WHO von einer "Epidemie" spricht? Oder wie rechtfertigt die WHO den Begriff Epidemie in dem Kontext?

     

    - Warum werden die Komplikationen einer "normalen" Geburt heruntergespielt als Mittelstandsneurosen?

    Warum werden die Ängste von Frauen vor den Auswirkungen einer "natürlichen" Geburt als Kontrollwahn dargestellt?

    Es gibt im Text keine Belege dafür, dass diese Ängste weniger begründet sind als solche vor einer Kaiserschnittgeburt (abgesehen davon, dass die Nachteile des Kaiserschnitts stark, die Vorteile hingegen kaum betont werden).

     

    Ich lese aus dem Text eine grundsätzliche Päferenz für das "Natürliche" heraus, die davon ausgeht, dass Schmerz und Verletzung über viele Stunden bei "normalen" Geburten eben "normal" sind.

    Darauf soll sich eine gute werdende Mutter spontan und willig einlassen, sonst beweist sie damit womöglich fehlende Leidensfähigkeit - und die hat die deutsche Mutter schließlich von jeher sehr nötig.

  • HC
    Hebamme Constanze

    Zitat:...das Kind ein sogenannter Sternengucker ist, also mit den Füßen Richtung Geburtskanal liegt...

     

    Achtung: Sternengucker liegen anders!

     

    Viele Frauen sind gut informiert, aber noch lange nicht alle. Fragen Sie dochmal einen Gynokologen, ob er eine Geburt leiten darf ... und wenn er mit nein antwortet, warum nicht und wer es denn dann tut.

  • DS
    Detlef Schmidt

    Guten Tag, über den "Sternenkucker" hat Ihnen jemand etwas falsches erzählt. Der "Sternenkucker" wird mit dem größten Schädeldurchmesser geboren. Aufschneiden können die Ärzte jede Frau, Hebammen erzählen nach ! der normalen Geburt "es war! ein Sternenkucker.