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„Gebt Raum dem Zorne Gottes“

■ betr.: „Christus ist kein toter He ring“, taz vom 19. 9. 96

Es mag Menschen, die sich als Christen fühlen, gefühlsmäßig stark anrühren, wenn mit „tiefen Glaubensdingen“ Spott getrieben wird. Doch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) geht zu weit, wenn sie blasphemische Äußerungen geradezu verfolgen will. Menschen, die den christlichen Glauben ernst nehmen und ihn ernsthaft zu leben versuchen (was auch immer das heißen mag), haben es sicher schwer in dieser Gesellschaft, in der immer mehr Menschen immer weniger von Kirchen und christlichen Inhalten wissen wollen (woran die Kirchen nicht unschuldig sind). Aber sich mit verschiedenen Mitteln bis hin zur Strafanzeige gegen gotteslästerliche Äußerungen zur Wehr zu setzen, wie es die EKD vorhat, ist sicher nicht im Sinne Jesu. Er ging auch nicht dagegen an, als er geschmäht wurde (1. Petrusbrief 2, 22), er setzte sich nicht einmal zur Wehr, als er verhaftet, angeklagt, verurteilt und hingerichtet wurde. „Gebt Raum dem Zorne Gottes“, schrieb der Apostel Paulus an die Christen in Rom (Römerbrief 13, 19). Diesen Rat sollte auch die EKD beherzigen.

Und mein Rat an alle Christenmenschen, die sich über Blasphemie aufregen: Schließt jene, die sich über Religiöses lustig machen, ins Fürbittengebet mit ein. Joachim Fischer, Glied der evan-

gelischen Kirchengemeinde

Rablinghausen, Bremen

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