Gasversorgung: Gazprom dreht Lettland den Hahn zu
Gazprom wirft Lettland Vertragsbruch vor, wohl weil das Land von einem anderen russischen Unternehmen Gas kauft. Die Gasspeicher sind gut gefüllt.
Am Donnerstagabend hatte Aigars Kalvītis, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, gegenüber dem lettischen Fernsehen eingeräumt, Informationen, wonach Latvijas gāze seit einiger Zeit wieder Erdgas aus Russland beziehe, seien zutreffend. Allerdings sei nicht Gazprom der Lieferant, sondern ein anderes Unternehmen. Welches, sei ein „Geschäftsgeheimnis“. Auch bezahle man die Lieferungen anders als von Gazprom gefordert nicht in Rubel, sondern in Euro. Den Umfang der insoweit bezogenen Menge bezifferte Kalvītis, auf rund eine Terrawattstunde – etwa ein Zwölftel des lettischen Jahresverbrauchs.
Litauen, Lettland und Estland hatten offiziell zum 1. April zunächst alle Gaslieferungen aus Russland gestoppt. Bereits ab Mitte Mai hatte Lettland jeweils mit längeren Unterbrechungen wieder russisches Gas bezogen. Das sei allerdings nicht überraschend gekommen, erklärte Albinas Zananavičius, Vize-Wirtschaftsminister des Nachbarlands Litauen. Während Litauen schon seit Anfang März keinerlei Gas mehr aus Russland bezieht, hat das lettische Parlament einen vollständigen gesetzlichen Importstopp erst zum 1. Januar 2023 verhängt. Woher Latvijas gāze das russische Gas beziehe, wisse die Regierung nicht, beteuerte Edijs Šaicāns, Staatssekretär im lettischen Wirtschaftsministerium.
Weil Gazprom selbst größter Anteilseigner von Latvijas gāze ist, wäre es merkwürdig, sollte der russische Konzern tatsächlich von nichts gewusst haben. Der von Gazprom angekündigte Lieferstopp werde jedenfalls keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit des Landes haben, erklärte Lettlands Wirtschaftsministerin Ilze Indriksone: Man erwarte, dass die Gasspeicher bis Ende August für den Verbrauch der kommenden Wintersaison ausreichend gefüllt sein werden.
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