: Gastspieltod auch in Oldenburg
■ Die Kulturetage bietet aus Geldnot im Herbst kein Gastspielprogramm mehr an/ Ein Tummelplatz der Off-Kultur, aber die Stadt geizt weiter mit der Förderung
Die Kulturetage in Oldenburg ist mit ihrer finanziellen Misere lange Zeit nicht an die Öffentlichkeit gegangen. Sondern appellierte in Gesprächen mit PolitikerInnen schon letztes Jahr für einen größeren Haushalt. Das hat nichts genutzt, was bleibt ist die Feststellung: Im Herbst werden es keine Gastspiele in der Kulturetage geben. Das Finanzloch von 100.000 Mark möchte die Kulturetage mit einen Nachtragshaushalt gestopft sehen. „Die bisherige Situation ist nur durch einen ungeheuren Idealismus aufrechterhalten worden“, sagt Tina Harms, Kulturetage.
Fehlen werden Oldenburg im kommenden Herbst - im Vergleich zum Herbst 1992 - über 70 Veranstaltungen mit internationalen Gruppen im Bereich Theater, Kindertheater, Tanztheater und Musikveranstaltungen. Stattfinden werden immerhin die internationalen Kulturtage Prisma I, weil die Finanzierung durch eine langfristige Planung gesichert ist. Während der Kulturtage präsentiert sich sozusagen das Herz der Kulturetage. Das soziokulturelle Zentrum wird zu einem Tummelplatz der Off-Kultur. 1992 fand das erste Festival statt mit Theater, Tanz, Musik und Lesungen von 150 Gruppen. Dies Jahr ist das Festival in gleicher Breite geplant: Es werden Gruppen aus allen osteuropäischen Ländern erwartet.
Vor fünf Jahren ging die Kulturetage einen Vertrag über feste Zuschüsse für Personal- und Betriebskosten mit der Stadt Oldenburg ein. „In der Praxis hat sich gezeigt, daß dies nicht mehr haltbar ist“, sagt Harms. Als sie vor knapp zwei Jahren die Halle dazubekamen, fingen die Probleme an. Die Halle ist teuer in der Unterhaltung. Der Mietkostenzuschuß der Stadt deckt nur ein Drittel der Mietkosten ab. Durch die hohen Nebenkosten entsteht ein jährliches Defizit von 50.000 Mark.
„Außer uns gibt es nur drei große vergleichbare Einrichtungen, die den Schwerpunkt Theater und Tanz haben: Kampnagelfabrik Hamburg, Mouson-Turm in Frankfurt und das Theaterhaus Stuttgart. Alle diese Häuser werden von den jeweiligen Stadtverwaltungen besser unterstützt“, sagt Harms. Einerseits schmücke sich die Stadt mit dem überregionalen Ruhm der Kulturetage, andererseits bezahle sie keinen Pfennig Verwaltungskostenzuschuß.
Die Buchungsposten wie Telefon, Porto, Büromaterial, Versicherung trägt die Kulturetage selbst. . „Woher sollen wir dann noch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung der Gastgruppen nehmen?“ fragt sich Harms. Es sei schon ein gutes Ergebnis, daß man fast immer die Gage der Gruppen mit den Eintrittsgeldern decken könne.
Für die Auftritte der großen „Companys“ findet die Kulturetage unter den Oldenburger Geschäftsleuten und Banken Sponsoren. Dennoch bleibt ein Defizit von insgesamt 50.000 Mark. Ein hinkender Vergleich mit dem Staatstheater macht das Problem der Kulturetage deutlich: „Man stelle sich vor, daß das Staatstheater nur ein Drittel seiner Raumkosten und die Hälfte seiner Personalkosten durch Zuschüsse gedeckt hätte und den Rest selbst einbringen müßte“, sagt Harms. vivA
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