■ Gastkommentar: Beutelschneiderei
Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU) hat sich für den Einheitstarif bei der BVG ausgesprochen. Damit widerspricht er wohltuend nicht nur seiner Verwaltung, sondern dem Chef der Vorbereitungsgesellschaft für den Verkehrsverbund Berlin- Brandenburg, Konrad Lorenzen. Lorenzen will – und das ist die gültige Planungsvariante –, das Brandenburger Gebiet in unzählige kleine und große Tarifzonen, Waben genannt, aufsplitten und das Berliner Stadtgebiet in sieben Zonen aufteilen.
Insgesamt würden die Region Berlin-Brandenburg damit in 32 große und 1.568 kleine Tarifzonen zerfallen. Dieses Modell ist nicht nur unglaublich kompliziert, es treibt auch die Preise in die Höhe. Denn 15 Prozent aller Fahrgäste im Berliner Stadtgebiet müßten selbst bei Kurzstreckenfahrten zwei oder drei Tarifgebiete kreuzen – de facto eine immense Fahrpreiserhöhung.
Der Einheitstarif bei der BVG stammt aus dem Jahr 1929 vom damaligen SPD-Verkehrsstadtrat und späteren Bürgermeister Ernst Reuter. Die SPD nannte das noch 1987 „eine progressive Verkehrspolitik“. Sie bekannte sich auch weiterhin zum Grundkonzept aus der Weimarer Zeit: dem Einheitstarif.
Zonentarife sind reine Beutelschneiderei. Deshalb muß auch in einem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg der bisherige Einheitstarif von Nauen bis Fürstenwalde und von Oranienburg bis Ludwigsfelde beibehalten werden. Die Sozialdemokraten mögen sich von Ernst Reuter und seinem Einheitstarif verabschieden. Wir werden diese gute Idee verteidigen, denn dieser Tarif ist ebenso übersichtlich wie fahrgastfreundlich. Michael Cramer
Der Autor ist Verkehrsexperte für Bündnis 90/Die Grünen
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