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GastkommentarEnde der Schulzentren

■ Der Politik fehlte Überzeugungskraft, Konfrontationsbereitschaft, Sachverstand

Auf Schröders Spuren in die vermeintliche Mitte der Gesellschaft wirft die SPD neben anderem Ballast auch die Reste linker Bildungspolitik über Bord. Der niedersächsische Ministerpräsident Siegmar Gabriel zum Beispiel dekretiert auf Gutsherrenart seiner Partei die neue Richtung, die heißt: Schluss mit dem Integrationsquatsch von damals, nach vier Grundschuljahren wird sortiert. Die Guten aufs Gymnasium, die Schlechten in die Restschule. Das könnte bundesweit der neue SPD-Trend werden. Gabriel ist nicht irgendwer. Er operiert in großer Nähe zum Kanzler und Parteivorsitzenden. Manche handeln ihn schon als künftigen Schrödererben auch im Bund.

Bremen schwankt bildungspolitisch seit Jahren richtungslos dahin. Die bodenständige SPD dümpelt in den Koalitionen nicht nur bei der Bildungspolitik ideenlos. Die CDU hatte keinen großen Gegner niederzuringen bei ihrem konsequenten Weg zurück zum isolierten Einzelgymnasium.

Es begann damit, dass Klaus Wedemeier als Ampel-Bürgermeister die Wiederherstellung von Einzelgymnasien zuließ. Ein bisschen Sündenfall konnte doch nicht schaden. Sein Bildungssenator Henning Scherf ging den Weg mit. Sogar die Grünen fanden damals ein wenig Konservatismus ganz pikant. Sie begriffen alle nicht, wie fragil die neugeschaffenen Schulzentren noch waren, die nicht auf einer großen Zustimmungswoge gegründet worden waren, sondern gegen härtesten öffentlichen Widerstand politisch ertrotzt worden waren. Sollten sie überleben, musste an ihnen gearbeitet werden. Die Konsolidierung der jungen Schulzentren brauchte Zeit, Ideen, Lehrer und politischen Schutz. Doch statt Konsolidierung zu betreiben, setzte sie der Senat sofort wieder der Konkurrenz mit dem altgewohnten Einzelgymnasium aus, das bei der öffentlichen Armut besser bestehen kann. Einzelgymnasien sind einfacher und billiger zu betreiben als Schulzentren.

Der Erfolg einer Schulreform steht und fällt mit der fachlichen Leistungsfähigkeit der einzelnen Schule. Hier musste gewaltig gearbeitet werden. Es galt, alle Ressourcen zu bündeln und hart und konsequent jeden Leis-tungsschlendrian zu bekämpfen. Das kostet Überzeugungskraft, Konfrontationsbereitschaft, Sachverstand und Ressourcen. Der Politik fehlte alles.

Es ist müßig, jetzt den Stab zu brechen. Das hier verlorene Terrain ist nicht wiederzugewinnen. Bremens Armut hat die Schulen weiter ausgepowert. Und kein Ende ist in Sicht. Die Reden vom künftigen Geberland Bremen gehören in Grimms Spinnstube. Bremen bleibt arm und seine Schulen weiter im Elend.

Den Weg zum Abitur nach zwölf Jahren hätten intakte Schulzentren meistern können, wenn auch nicht ohne Schwierigkeiten. Jetzt scheint die Lage hoffnungslos. Die Doppelgleisigkeit, auf die die gegenwärtige Bildungspolitik hinausläuft, ist in Wahrheit das Ende der Schulzentren. Willy Lemkes Aufgabe wird es sein, möglichst elegant zu liquidieren. Ihm allerdings darf das nicht angelastet werden.

Horst-Werner Franke (SPD)

Bildungssenator a.D.

Bei seinem Rücktritt 1989 galt Franke als „dienstältester“ Bildungssenator der Republik

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