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Gastbeitrag NSU-ProzessDie Angehörigen wollen Gerechtigkeit

Der NSU-Prozess ist historisch relevant. Nur durch ein gerechtes Verfahren kann das Vertrauen der türkischen Einwanderer wiedererlangt werden.

Mit geradem Rücken und selbstbewusster Pose: Beate Zschäpe vor Gericht. Bild: ap

Als klar war, dass ich als einer der vier Vertreter der türkischen Medien einen Sitzplatz beim NSU-Prozess in München erhalten sollte, ließ mich eine Frage nicht mehr los: Wie würden die Rassisten, die für den grausamen Tod von neun Kleinunternehmern – davon acht aus der Türkei – verantwortlich sind, vor das Gericht treten? Was würde ich denken und fühlen, wenn die Angeklagten den Verhandlungssaal betraten?

Nun: Mir standen die Haare zu Berge, als die Neonazis in den Raum kamen. Jeder andere Antirassist in meiner Situation hätte sich ähnlich mühsam zusammengerissen. Viel lieber hätte ich lauthals „Mörder!“ geschrien.

Besonders das Auftreten von Beate Zschäpe, die in den Saal schritt, als wäre sie auf einem Catwalk, war anfangs kaum zu deuten. „Was veranstaltet diese Frau da?“ fragte ich meinen Kollegen perplex. Wenn ich in diesem Moment schon so reagierte, wie müssen sich erst die Familien der Nebenklage, die Väter, Männer und Kinder verloren hatten, gefühlt haben?

Warum gibt sich Zschäpe, mit dem Vorwurf der Mittäterschaft bei zehn Morden und zwei Bombenanschlägen konfrontiert, vor Gericht betont lässig und selbstbewusst? Angesichts einer hohen Haftstrafe, die sie vermutlich erwartet? Unter logischer Betrachtung ist ihr Verhalten eher sonderbar. Es bleibt deshalb uns überlassen, die „Message“ ihres Verhaltens zu lesen.

Zschäpe suggeriert mit ihrem Auftritt, nicht reumütig zu sein. Ein wichtiger Teil der türkischen Presse hat mit Beginn der Verhandlung die Gestik und Mimik Zschäpes analysiert. Was die Angehörigen der NSU-Opfer vom ersten Verhandlungstag hielten, erfuhr ich am Abend des Prozesstages im Türkischen Konsulat in München, wo mehrere der Nebenkläger zusammenkamen.

„Was fühlten Sie, als Zschäpe den Saal betrat?“

„Ich sah keine Anwälte, keine Richter und keine Journalisten. Mein Blick galt einzig den Mördern meines Sohnes“, erzählte Ismail Yozgat, dessen Sohn Halit Yozgat in Kassel von den Neonazis erschossen wurde. „Was fühlten Sie, als Zschäpe den Saal betrat?“ fragte ich Elif Kubasik, Frau des in Dortmund getöteten Mehmet Kubasik. „Sie wollte uns demonstrieren, dass ihr ihre Taten nicht leidtun. Ich wollte stärker sein und biss die Zähne zusammen, um nicht zu weinen.“

YÜCEL ÖZDEMIR

Der 44-Jährige ist Deutschland-Korrespondent der linken türkischen Tageszeitung Evrensel. Er lebt und arbeitet in Köln. Derzeit berichtet er über den NSU-Prozess in München.

Die Tochter des in Nürnberg getöteten Ismail Yasar fügt hinzu: „Es war nicht einfach für mich, Zschäpe zu sehen. Ich zitterte am ganzen Körper. Trotz allem wollte ich den mutmaßlichen Mördern meines Vaters in die Augen blicken.“ Wer sich zumindest für einen kurzen Moment in die Lage des Vaters Ismail Yozgat, der Witwe Elif Kubasik, oder Semiya Simsek, deren Vater Enver ermordet wurde, versetzen kann, wird merken: Es ist kaum auszuhalten.

Erst dann wird ersichtlich, wie belastend es für die Familien sein muss, mit den mutmaßlichen Tätern im gleichen Saal zu sitzen. Schmerz und Zorn sitzen tief, jedoch bleibt den Hinterbliebenen nichts weiter als das Warten auf einen gerechten Urteilsspruch.

Welche Rolle spielte der Verfassungsschutz?

Alle Angehörigen, mit denen ich gesprochen habe, wollen Gerechtigkeit. Noch säßen nicht alle Mörder auf der Anklagebank. Alle gehen auch davon aus, dass der Verfassungsschutz in die Taten verwickelt ist. Verständlich ist ihr Zorn gegen die Hauptangeklagte und ihre Mittäter, angesichts der Frage, wer die Täter ins Felde führte und was der Grund für die Tötungen war. Sollten die zuständigen Richter diesen Fragen im Rahmen der Verhandlung nicht genügend nachgegangen sein, werden die Höchststrafen für Beate Zschäpe und die weiteren Angeklagten den Familien unzureichend erscheinen.

Nicht nur die Angehörigen, auch ein großer Teil der türkeistämmigen Einwanderer denkt ähnlich. Die Verbindungen zwischen der Neonaziszene und dem Verfassungsschutz sollen vollständig aufgedeckt und die Beteiligten sollen Rechenschaft ablegen, so die Forderung. Ohne befriedigende Antworten unter den Opferfamilien und im weiteren Sinne auch unter den Einwanderern wird das Vertrauen gegenüber Deutschland und den Deutschen zerrüttet sein.

Die NSU-Mordserie markiert nach dem Brandanschlag in Solingen den zweiten großen Bruch im Verhältnis der türkeistämmigen Einwanderer zu Deutschland.

Für den durchschnittlichen Ali-Normal-Einwanderer sind die letzten 20 Jahre auf zwei Sätze reduzierbar. „Jederzeit kann das Wohnhaus eines Türkeistämmigen brennen.“ und „Jederzeit kann ein Türkeistämmiger Opfer einer rassistischen Mordserie werden.“

So ist die Abkapselung der Türkeistämmigen auch nach 50 Jahren in diesem Lande zu betrachten. Die Deutschen sind aus historischen Gründen per se rassistisch und dementsprechend halten wir unsere alltäglichen Kontakte gering, so diese Lesart. Deshalb ist das NSU-Verfahren historisch relevant. Um das Vertrauen der Angehörigen und der Einwanderer wieder zu erlangen. Und wegen der Möglichkeit, die Verbindungen des Verfassungsschutzes zur rechten Szene umfassend aufzuklären.

Übersetzung: Ebru Taşdemir

Die taz kooperiert beim NSU-Prozess mit der türkischen Zeitung sowie dem freien Radio LORA München. Beide Medien haben – anders als die taz – beim Losverfahren einen der 50 sicheren Journalistenplätze bekommen. Diesen werden sie der taz regelmäßig zur Verfügung stellen.

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39 Kommentare

 / 
  • M
    Malnachdenken

    Ich will auch Gerechtigkeit, Herr Özdemir! Und zwar im Hinblick auf den Hausbrand in Backnang, über den Herr Kenan Kolat vollmundig und voreilig per Medien verkünden ließ, dass hier zweifellos rechtsextreme Deutsche am Werk waren. Waren sie nicht, und bis heute steht eine öffentliche Entschuldigung aus.

    So geht es nun auch nicht, Herr Özdemir, oder meinen Sie, weil in diesem Land fremdenfeindliche Übergriffe stattgefunden haben, käme es auf einen (General-)Verdacht mehr oder weniger auch nicht mehr an?

  • W
    Welfa

    Herr Özdemir, der letzte Absatz Ihres Gastkommentars entspricht nicht der Realität.

    In den 1970er und 1980er Jahren waren die hier lebenden Türken sehr viel besser integriert als heute. Mehr noch: Sie waren "welche von uns", was bedeutet, nicht zu unterscheiden von uns. Ich hatte einige türkische Freunde.

    Heute sieht die Sache anders aus, denn heute leben ganze Familienverbände und insgesamt viel mehr Türken hier als früher. Und wissen sie was? Nun brauchen sie uns Deutsche nicht mehr; das hat mir ein alter Freund selbst gesagt.

    Solange die hier lebenden Türken auf Gesellschaft angewiesen waren, weil sie sonst isoliert gelebt hätten, waren wir gut genug. Nun haben sie ihre eigen Kultur mit nach Deutschland gebracht, in der sie sich wohler fühlen. "Eure westliche Denkweise war doch nur ein Übergang" hat mir besagter "Freund" akzentfrei in bestem Hochdeutsch erklärt.

    Noch Fragen, Herr Özdemir?

  • S
    Spirit

    Was wollen Sie mit dem Kommentar sagen? Dass Sie lieber die Scharia in Deutschland hätten als die jetzige Gerichtsbarkeit?

    Schlimmer Artikel!

  • J
    Julia

    Herr Özdemir, wenn ich Ihren Kommentar lese, frage ich mich, was Sie eigentlich erwartet haben. Soll eine Angeklagte die Presse vorher fragen, welche Garderobe dieser genehm ist? Und woher wollen Sie wissen, dass ihr Auftreten ihre Ungerührtheit zeigen soll? Wissen Sie denn nicht, dass Menschen, gerade in angespannten Situationen, ihr Inneres hinter einer Fassade verstecken? Das kennen wir doch schon vom Alltag. Auch wenn ich so "bedient" bin, dass ich am liebsten in die Tischkante beißen möchte, muss ich mich in bestimmten Situationen doch beherrschen.

    Ich weiß, dass sich nach einer Verteidung von Frau Zschäpe anhört. (Das ist nicht der Fall, denn die Verteidigung überlasse ich den Anwälten.) Aber beim Lesen Ihres Textes ist mir etwas mulmig geworden, weil Sie so unbeherrscht mit Ihren Gedanken (Denken darf man alles, schreiben nicht!) in der Presse agieren. Am liebsten hätten Sie "Mörder" gerufen - das scheint mir nicht gerade professionell für einen Pressevetreter zu sein.

    Eine Angehörige der Opfer wurde in den Medien zitiert mit den Worten: "Wenn sie [beate Zschäpe] das überlebt, ist sie kein Mensch". - Da musste ich denken, dass mir die türkische Mentalität doch sehr fremd ist ....

  • W
    Winni

    Naja, nach diesen wenigen Prozesstagen sieht man ja, welches 2große" Interesse noch bei den Türken besteht. Und vorher veranstalten sie so einen Auftritt wegen der Plätze im Gericht ... ts ts ts

  • G
    Gerd-F

    Selbstverständlich ist es undenkbar, daß die Zeugenaussagen zu den Taten vor der NSU Erfindung noch gültigkeit haben?

     

    Und handelt es sich bei den Opfern ggf. um Kurden, wo dann der Verdacht mit der fehlenden vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der einen oder anderen Organisation aus der Türkei eine Option wäre.

     

    Rosapanther ist wirklich nicht das Logo was man von den vorgeblichen Tätern erwarten würde.

     

    http://www.rosapanther.de/ 100% Schwul

  • KH
    kein hansel

    ihr hansel habt alle angst das rauskommt wie braun dieser staat ist.

     

    schließlich sind die nsu-morde der beweis das die nazi-ideologie in diesem staat weiter lebt und lebte und

    von seinen organen mitgetragen wird und wurde.

  • W
    Welfa

    Hallo Leser, wenn der Autor Özdemir die Kommentare liest, wird er vermutlich bestätigt sehen, dass die Deutschen alle Rassisten sind. haben Sie etwas anderes erwartet?

  • L
    leser

    Herr Özdemir,

    Ich hoffe sie Lesen die KOmmentare auch.

     

     

    "Jederzeit kann das Wohnhaus eines Türkeistämmigen brennen.“

    Ja stimmt

    Durch Stromdiebstahl oder Brennende Zigaretten fackeln doch einige der Wohnungen auch ab. Danach wird dann die von jungen Männer die Feuerwehr angegriffen und türkische Politiker und Journalisten hetzen gegen Deutschland.

    Ich kann mich nicht erinnern, bei aufklärung der letzen zwei oder Drei selbstverschuldeten Brände bei TÜrken irgendein wort der Entschuldigung für die Vorabvorwürfe gelesen zu haben.

     

    Können Sie mir eigenlich erklären warum bei Bränden aus Ihrem Kulturkreis immer nur Frauen und Kinder Verbrennen? In Europa hiess es einmal "Frauen und Kinder zuerst". Kann es sein Dass ihre männlichen Landsleute aus dem Hausstürmen und die Frauen und Kinder dem Feuer überlassen?

    Zweite Frage an Sie Herr Özdemir.

     

    Berichten Sie eigentlich auch über Gewalt der Türkischen Jungend in Deutschland gegen die eigene weibliche Verwandtschaft oder wahllos gegen Passanten?

     

    Der Herr Schirmmacher der Faz hat einen sehr fundierten Artikel hierzu geschrieben, JUNGE MÄNNER AUF FEINDFAHRT. FAZ 15.01.2008

    Herr Özdemir, Lesen diesen Artikel mal.

     

    Dieser Nationalsozialistische Untergrundszirkus fängt an mir auf den Senkel zu gehen. Lass das Gericht seine Arbeit tun, nur so kann eine Wahrheitsfindung stattfinden und Gerechtigkeit stattfinden. Wir brauchen Keine poltischen Schauprozesse, so werden Ikonen und Märtyrer geschaffen. Dies könnte sichj sittelfristig sogar nochals schlimmer erweisen als die bisherige Gewalt.

     

    Mit freundlichen Grüßen und Kehren sie mal vor ihrer Eigenen Türe

  • P
    prinzipienreiter

    was wurde eigentlich aus dem in anderen fällen oft bis zur realitätsverweigerung gebrauchten 'mutmaßlich' ?

  • MP
    Mary Pears

    Frau Zschapes Rucken auf dem Foto sagt, dass ihr der Kreuz wehtut. Also kein "catwalk", Herr Autor (was immr Sie mit der Bezeichnung auch meinen).

    Ich lebe ubrigens seit mein Hochzeit in Germany und bin glucklich hier. In England ist alles schlimmer mit diese Probleme: Neuburger und Einheimischen, es geht nicht sehr gut.

  • S
    Soiset

    "Die NSU-Mordserie markiert nach dem Brandanschlag in Solingen den zweiten großen Bruch im Verhältnis der türkeistämmigen Einwanderer zu Deutschland.":

     

    Welchen Bruch markiert die Mordserie an Christen in der Türkei?

     

    "Ohne befriedigende Antworten unter den Opferfamilien und im weiteren Sinne auch unter den Einwanderern wird das Vertrauen gegenüber Deutschland und den Deutschen zerrüttet sein.":

     

    Es werden hier türkische Forderungen an den Rechtsstaat und dem korrektem Arbeiten der Justiz laut, die die Türkei selbst nicht zu erfüllen gedenkt.

    Nicht nur das nach fast 100 Jahren der Genozid an den Armeniern immer noch geleugnet wird.

    Der bestialische Mord an Tillman Geske und zwei türkischen Christen ist nach 6 Jahren immer noch nicht aufgeklärt. Obwohl die Täter bekannt sind, und vor Gericht stehen:

     

    http://www.focus.de/politik/ausland/tuerkei-terror-gegen-christen_aid_219711.html

     

    "Schmerz und Zorn sitzen tief, jedoch bleibt den Hinterbliebenen nichts weiter als das Warten auf einen gerechten Urteilsspruch.":

     

    http://www.sueddeutsche.de/politik/tuerkei-bischof-ermordet-vielleicht-war-ich-zu-leichtsinnig-1.953705

     

    Der mutmaßliche Haupttäter des Kopftreter-Mordes am Alexanderplatz hielt sich ein halbes Jahr unbehelligt in der Türkei auf. Die türkische Justiz war nicht in der Lage, ihn trotz internationalem Haftbefehl festzunehmen.

     

    Was kann die Türkei tun, um das zerrüttete Vetrauen der dort lebenden Christen wieder zu erlangen?

  • DH
    Deirdre Hoffmann

    Herr Özdemir, in der deutschen Sprache gibt es das schöne Idiom "für etwas geradestehen", das so viel bedeutet wie "sich für etwas zu verantworten". Genau das ist es, was in deutschen Gerichtssälen nicht nur möglich ist, sondern sogar erwartet wird: das Geradestehen vor dem Gericht und dem Richter.

    Auch Frau Zschäpe muss das tun - als Angeklagte, noch nicht als Verurteilte. Daher finde ich die Beschreibung ihres Auftretens in dem Artikel unsinnig.

    Gefangene in Ketten zu legen oder sie so zu demütigen, dass sie den Blick nicht mehr erheben können, das ist tiefstes Mittelalter (falls Ihnen so etwas vorschwebt) und dient nicht der Wahrheitsfindung.

  • E
    Elberunner

    Erstaunlich, dass gerade in der TAZ so viele sachlich ausgewogene Kommentare stehen bleiben.

    Mir tut die Frau Tschäpe auch langsam leid. Es ist ja noch gar nicht sicher, ob sie an den Verbrechen beteiligt war. Schließlich ist sie eine Frau und hat Anspruch auf den Opferbonus.

  • N
    NKöllnerin

    Liebe taz,

    diesen Artikel so zu drucken und unkommentiert zu übernehmen, ist ein Armutszeugnis. Wie die Vorschreiber schon sagten: "Im Zweifel für die Angeklagten" ist ein zu hohes Gut in Deutschland als dass seit Wochen in bildhafter Manier dagegen angeschrieben wird - auch von der taz, von der ich mehr und glaubwürdigere Recherche erwarten kann.

    Die allgemeine Vorverurteilung von Frau Z. geht einfach zu weit und der Gipfel ist dieser Artikel von Herrn Özdemir. Bitte auch bei Gastschreibern redaktionelle Sorgfalt walten lassen oder - ganz einfach - sich in die Warteschlange der normalen Zuschauer einreihen und selbst schreiben.

    In der Hoffnung auf Gerechtigkeit.

  • L
    Lynchjustiz

    Und wieder mal sagt uns der Volkszorn was er unter "Gerechtigkeit" versteht:

    Er fordert einen Schauprozess als juristische Farce, bei dem von einem Roland Freisler oder einer Hilde Benjamin die bereits Vorverurteilten der Öffentlichkeit zum Verspotten und Beschimpfen vorgeführt werden.

    Aber ach, die Angeklagten spielen da nicht mit und machen auch noch von ihren Rechten Gebrauch!

    Die Rachegelüste der Kläger werden vom Gericht nicht angemessen befriedigt!

    Klar, das da herumgestänkert werden muss über die "Ungerechtigkeit" der Justiz.

    Wen ich bei dem ganzen Verfahren bisher vermisse sind die Anhänger der "Die Gesellschaft ist an allem Schuld" Ideologie, die doch sonst immer dem Einzelnen jedwede Verantwortung für sein Handeln absprechen und der " Gesellschaft" auferlegen.

    Also, wir alle, Hans und Yücel, Aische und Rosemarie, sind NSU!

  • I
    Ich-nur

    Oh, oh, alle Kommentatoren geben sich Mühe, sachlich auf diese irrsinnigen Äußerungen zu schreiben. Dabei kann der Autor das gar nicht verstehen. Man lese den Text. Das sagt doch alles. Billigste Hetzen, sowas von zerfressen von der Lust - zu labern. Gehässige Kinder auf dem Schulhof klingen klüger.

     

    Erster Gedanke, wie kann sowas in einer Zeitung gedruckt werden? Selbst die BILD ist ein Fachblatt dagegen.

     

    Das Bild der angeklagten Zschärpe sagt mir, dass ihr Rücken weh tut. Oder?

  • S
    squier

    Wieviele Brandanschläge auf Wohnungen türkischer EInwanderer gab es in Deutschland? 2 vor cirka 20 Jahren? Die Täter sind glaube ich auch alle gefasst und verurteilt worden. Ich wage zu behaupten, dass die meisten Türken ohne Feuerlöscher ins Bett gehen. Dieser Artikel verstärkt bei mir nur den Eindruck, dass die türkische Community einfach nur ihre Opferrolle kultiviert. So lassen sich gelegentliche Gewaltorgien von Jugendlichen mit türkischem Migrationshintergrund prima rechtfertigen. Wenn man sie überhaupt zur Kenntnis nimmt. Die "Mörder, Mörder"-Rufe sollten sich auch bekennende Antirassisten bis nach dem Urteil verkneifen. Der Mord an der deutschen Polizistin scheint auf Grund des fehlenden Migrationshintergrundes für den Autor des Artikels wohl auch nicht von Bedeutung zu sein. Das hat für mich auch schon einen leicht rassistischen Touch. Alles in allem ein peinlicher Artikel.

  • M
    Munster

    Ich hätte auch gerne mehr Vertrauen; uns zwar Vertrauen darin, dass ich in Berlin-Neukölln oder Wedding des Nachts nicht von einer Horde Türken oder Arabern krankenhausreif oder gar tot geprügelt werde. Wer verschafft mir denn dieses Vertrauen? Das dieses Problem der Gewalt von Jugendlichen mit Migrationshintergrund nach wie vor konsequent unter den Tisch gekehrt wird, finde ich jedenfalls nicht gerade vertrauenserweckend.

  • J
    Justizia

    Guten Abend Guido,

    es ist schon richtig: Wenn man heute die TAZ lesen möchte, wird man erst immer geblockt durch ein Werbefenster mit dem Hinweis, dass der Bericht, den man lesen möchte, eventuell zu bezahlen ist, aber dann doch nicht zahlen muss, wenn man in diesem Sinne anklickt. Ich frage mich, was das soll.

    "Lieblingsfeindbild" , was soll denn das sein?

    Ich habe früher gerne die TAZ gelesen, auf Papier, aber wenn ich mir nun den Artikel des Gastkommentars Özdemir vor Augen halte, frage ich mich, ob das die angemessene Art von ansprechendem Journalismus ist.

    Angehörige von Mordopfern möchten sicher gerne ihre Verzweiflung, ihre Trauer und Wut mitteilen. Doch die sind so persönlich, dass ein Zeitungsbericht wohl nicht das richtige Forum ist, zumal ja auch Anschuldigungen von Seiten des Autors gegenüber allen Deutschen darin enthalten sind, die mit persönlichem Schmerz nichts zu tun haben.

    Ich persönlich würde mir wünschen, ohne gleich mit Generalverdächtigungen uns Deutschen gegenüber beleidigt zu werden, dass man wirklich sachlich und vernünftig miteinander umgeht, und wenn man wegen unterschiedlicher Sichtweisen nicht miteinander sein kann, dann doch wenigstens ohne Vorurteile nebeneinander - von beiden Seiten.

  • G
    Guido

    @ Marius - gehts etwas konkreter - oder íst Ihnen einfach Ihr Lieblingsfeindbild begegnet?

    Ich wäre an Argumenten oder Gründen für Ihren "Rundumschlag" interessiert. Wenn Sie eher emotionale Probleme haebn - einfach NICHT TAZ lesen.

  • M
    Marius

    Wenn man die taz-online anklickt, bekommt man seit einiger Zeit dieses Popup eingeblendet, ob man denn für die Artikel auch zahlen würde. Drei Möglichkeiten zum anklicken gibt es. Ich klicke dann immer auf das verdruckste "Nein, jetzt nicht", in Ermangelung der fehlenden 4. Möglichkeit: "Nie im Leben".

     

    Hierher kommt man nur, wenn man Mund und Nase aufsperren will, wie zu einer Freak-Show, wenn man kaum glauben mag, dass es so etwas gibt. Hier sind die "Antirassisten" rassistischer als ihr Feindbild, die Toleranten sich selbst gegenüber zeigen ihre intolerante Fratze, "Rechts"staatlichkeit nur wenn sie links ist.

     

    Die taz ist ein Schmierenblatt fast ohne gleichen. Und hier ist ein mutmaßlich wirklich so überflüssig wie die ganze "Zeitung".

  • V
    vic

    Ein herrlicher, witzig geschriebener Beitrag einer türkischen Nationalistin und Faschistin! Taz at ist best -bitte mehr solcher Artikel, die sind echt zu und zu köstlich! Halt das übliche Gekreische aus der links-dummen Ecke, hier noch mit dem taz-üblichen Migrationshintergrund zur Erhöhung der Glaubwürdigkeit versehen. Witzig - ein gelungener Beitrag.

  • J
    Justizia

    Sehr geehrter Herr Özdemir,

    ich habe nach meinem ersten kritischen Kommentar noch zwei Dinge auf dem Herzen, die mich ehrlich gestanden wütend machen: Erstens: Sie erwähnen die Opfer und vergessen dabei einen Menschen, die deutsche Polizistin, die ebenfalls ermordet wurde. Ist ihr Tod weniger erwähnenswert, weil sie eine Deutsche ohne Migrationshintergrund ist?

    Zweitens: Die Bemerkung über die brennenden Häuser, vor denen jede/r Türk/in angeblich Angst hat und das seit 20 Jahren, suggeriert, dass wir alle unter einen Generalverdacht gestellt sind. Sie selbst müssten doch wissen, was Vorurteile auslösen können. Das kann ich nicht akzeptieren. Auch Herr Kolat, der nach den Bränden in Backnang und Köln dafür plädiert hat, hinter jedem Brand"anschlag" einen rassistischen Hintergrund zu vermuten, handlet nach dem gleichen Muster. Da sich seine Vermutungen der Brandursachen nicht bestägigt haben, wäre ein Wort des Bedauerns seinerseits über die voreilige Beurteilung gut angekommen ...

    Wenn ich in einem Land lebte und pausenlos Angst vor Übergriffen hätte, wie Sie es den LeserInnen gerne beschreiben wollen - ich hätte längst meine Koffer gepackt.

    Mit freundlichen Grüßen.

  • M
    Mirista

    Wenn ich in einem Land leben würde, wo ich pausenlos um mein Leben bangen müsste oder mit Brandstiftung an meinem Haus rechnen müsste, dann würd ich dieses Land verlassen.

  • G
    Guido

    Was mir nicht gefällt, ist, dass Zschäpe bereits vor dem Urteil als "verantwortlich" bezeichnet wird - das ist zwar wahrscheinlich, aber nicht sicher. So viele Beweise soll es ja auch nicht geben - und das staatliche Versagen - oder Weggucken - steht hier nicht im Vordergrund. Wer jetzt bereits "Höchststrafen" fordert, nimmt das Gericht mit seinem Auftrag der Wahrheitsfindung nicht wirklich ernst.

    Ich hoffe, dass das OLG gründlich verhandelt, aber das Problem sind die "Verfassungsschützer" - die oft nur nach Lust und Laune aussagen und sich den Ermittlungen entziehen. Die sollte man konsequenterweise abschaffen.

  • D
    dig

    Ich vermisse ein kleines Wort in diesem Artikel, dafür ebendieses aber an sehr vielen Stellen.

    Es handelt sich um das kleine aber wichtige wort "mutmaßlich".

    Jeder ist solange unschuldig, wie seine Schuld nicht von einem Gericht bewiesen wurde. Das gilt auch für die Beschuldigten im sog. NSU-Prozess.

    Die Art mit der sich der Autor als "Antirassist" geriert, als gehörte er damit zu einem besonders edlen und mutigen Menschenschlag, ist schon fast so albern wie die "Antifaschisten" in der DDR oder der Antifa.

  • M
    Mat

    Stellen Sie sich einmal vor, daß Frau Zschäpe freigesprochen wird. Was sagen dann die ganzen Türken, die der "Mörderin" ins Auge blicken wollten? Ob es dann eine Entschuldigungswelle dieser Türken gibt und auch der Medien, mitsamt "Gastkommentatoren"?

    Nebenbei: In einem Rechtsstaat ist der Angeklagte solange unschuldig, bis ihm von einem Gericht die Schuld nachgewiesen wird.

  • M
    Migrant

    Die Antwort ist einfacher als jeder denkt. Vielleicht weiß die Frau, daß sie in der Sache unschuldig ist, deswegen gibt sie sich so. Vielleicht sitzen sogar in den Zuschauerreihen die wahren Mörder oder Auftragskiller und lachen sich ins Fäustchen? Wie wär's mal wieder etwas im Glückspielmilieu zu gucken, wie uns türkische Behörden schon vor Jahren berichtet haben?

     

    Mich persönlich würde auch sehr stark interessieren, wer die beiden sozialistischen Schwerstkriminellen exekutiert hat und warum?

     

    Auch unangenehme Wahrheit stellt nur die Wahrheit dar und die ist unabhängig von irgendwelchen medialen Populismus...

  • A
    Anna

    Entschuldigung, aber diese beiden Sätze

     

    „Jederzeit kann das Wohnhaus eines Türkeistämmigen brennen.“ und „Jederzeit kann ein Türkeistämmiger Opfer einer rassistischen Mordserie werden.“

     

    sind saublöd und spielen den Rechten und "Konservativen" in die Hände, die meinen "man könne jederzeit Opfer von ausländischen Jugendbanden werden".

     

    Solche Verallgemeinerungen bringen niemand weiter.

  • S
    Socke

    Nun, das Auftreten von dieser Nazibraut ist nichts besonderes. Schauen Sie doch mal in Berlin oder Bremen in einen Prozess gegen Mitgleider von Miri oder einem anderen Clan.

    Da können sie das gleiche Auftrten sehen, und die gleichen Rassistischen Aussagen hören (Ich hab dich nur getreten weil ich dachte du wärest Deutscher...)

     

    Und ich frag mich was die Angehörigen der vielen OPfer der herzulande totgeprügelten/totgehetzten/totgetretenen denken wenn die Täter lächelnd auf der Anklagebank sitzen und einen feuchten Dreck auf die Gerichtsbarkeit geben.

     

    Insofern interessiert mich das hier so rein gar nicht.

  • S
    susi

    Nicht nur die Angehörigen wollen Gerechtigkeit. Aber wer etwas will oder was er/sie will, spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ein fairer Prozess durchgeführt wird, der nach rechtsstaatlichen Grundsätzen abläuft und zu einem klaren Urteil führt.

  • O
    Opa

    Der Teufel hat sich schick gemacht

    Der Teufel kennt keine Reue

    Staatsfeindin Nr.1

    Nazibraut und die Mörderin!

     

    So gehen die Dt. Medien mit B. Zschäpe um!

     

    Deshalb Ausschluss aller Journalisten, als Prozessbeobachter, die Medien - Inquisition ist nicht mehr akzeptabel!

     

    Was aber ist, wenn Frau Zschäpe freigesprochen wird?

  • S
    stol

    Herrn Özdemir empfehle ich Kirsten Heisigs Buch "Ende der Geduld" und die Teilnahme an Gerichtsverfahren, in denen durch türkische Jugendliche verübte Gewalttaten (Mord und Totschlag) verhandelt werden.

     

    Danach wird er sich wohl weniger über das Verhalten der Beate Zschäpe wundern.

     

    Und vor allem wüßte er, was die Opfer bzw. ihre Angehörigen von deutschen Gerichten an Gerechtigkeit zu erwarten haben.

     

    In Gerichtsverfahren in Deutschland geht es um die Tat und den Täter, nicht um die Opfer.

  • V
    viccy

    Die Türken, die ich kenne, haben viel "normalere Sorgen" als die, ob nächste Nacht ihre Bude in Flammen steht. Es ist doch ein Ammenmärchen, dass die Mehrzahl der türkischstämmigen Menschen in Deutschland permanent um ihr Leben bangen müsste.

     

    Davon abgesehen: Fast verwunderlich, dass nicht gleich noch dazu gesagt wird, was die geforderte gerechte Strafe sein soll. Bei weniger als lebenslang für Zschäpe und 15 Jahre (plus am besten noch Sicherungsverwahrung obendrauf) für den anderen Angeklagten dürfte man nicht zufrieden sein, oder? "Gerechtes Verfahren" heißt nach dem Duktus des Artikels wohl unweigerlich "Höchsstrafe".

  • MK
    Michael Kruse

    Ich gehe doch davon aus , dass jedes Verfahren in diesem Land gerecht verläuft!So auch dieses!

  • J
    joschu

    Es fällt ja schwer, nach einer solchen Mordserie Kritik am Verhalten türkischer Medien oder Prozessbeobachter anzubringen, da ja allzugern gerade vom deutschen Feuilleton diese Kritik als verkappte Sympathie für das NSU-Trio verunglimpft wird.

    Ich tue es trotzdem mal an einigen Punkten:

    Schön, dass zumindest zweimal in diesem Beitrag vor die Begriffe "Mörder", und "Täter" das Adjektiv "mutmaßlich" gesetzt wird, wenn man sich ansonsten mit solchen rechtsstaatlichen Petitessen nicht lange aufhält.

    Was erwarten die Leute eigentlich, wie Frau Zschäpe im Gerichtssaal erscheinen soll?

    Ginge es ihnen besser, wenn die Dame in einem alten Kartoffelsack, mit Hand- und Fußketten und gesenktem Blick den Saal betritt?

    Und drittens:

    Die Abkapselung der Türken über fünfzig Jahre mit dieser Mordserie zu begründen, ist unsinnig. Dass die Gründe für eine solche Abkapselung zuerst bei den Türken selbst zu suchen sind, sieht man schon an der Tatsache, dass andere Einwanderer ihren Platz in dieser Gesellschaft offenbar gefunden haben.

    Und deshalb haben wir Deutsche überhaupt keine Veranlassung, bußfertig verlorengegangenes Vertrauen der Türken zurückzuerbitten, wie dies die Überschrift suggeriert.

    Das Gericht hat eine Tatbeteiligung der Angeklagten festzustellen oder nicht und entsprechend ein Urteil darüber zu fällen.

    Wer glaubt, hier würde mit dem Prozess und seinem abschließenden Urteil die Arbeit erledigt, die die Untersuchungsausschüsse zu leisten haben, kann am Ende nur enttäuscht sein.

  • J
    Justizia

    Was soll dieser Bericht? Soll er die Angeklagte vorab verurteilen? In diesem Land herrscht (hoffentlich noch) der Grundsatz: "In dubio pro reo."

    Warum sollte man Frau Zschäpe als Mörderin bezeichnen, wo sie doch nachweislich niemanden der Opfer umgebracht hat? Was soll diese Hatz? Es macht nicht besser, im Gegenteil.

    Was das Auftreten der Angeklagten betrifft, so hatte ich einen ganz anderen Eindruck, von "Cat-Walk" kann nicht die Rede sein. In diesem Land müssen Angeklagte weder in Sack und Asche gehen noch tragen sie eine Schandmaske.

    Ich will die Taten der sog. NSU (falls es wirklich die Täter waren, was noch nicht beiwesen ist) nicht verharmlosen, aber dieser Artikel geht einfach zu weit. Bitte etwas sachlicher zur Sache, jedenfalls in einer Veröffentlichung!

  • A
    ama.dablam

    Glückwunsch zum - selbstverliehenen - Titel 'Antirassist'.

     

    Was Sie beobachtet haben ist Alltag, Gerichtsalltag, in Deutschland, der Schweiz, Norwegen, Finnland und ich weiß nicht wo.

     

    Es ist alles gesagt. Nur nicht von allen.