: Gandhi unter Druck
■ Zur Offensive der singhalesischen Armee auf Jaffna
Die Streitkräfte Sri Lankas haben offensichtlich von der Regierung in Colombo grünes Licht erhalten, um die seit langem erwartete Schlacht gegen die Bevölkerung der „rebellischen Jaffna–Halbinsel“ zu schlagen. Seit Tagen wüten die militärischen Auseinandersetzungen in den Gebieten des Nordens, über die die Regierung von Präsident Jayawardene während der letzten Jahre mehr und mehr die politische und militärische Kontrolle verlor. Daß ein militärischer Endsieg der Regierungstruppen mit der Wiedereroberung von Jaffna wohl nicht das Ende der Auseinandersetzungen bringen wird, weiß die Regierung. Weder die wachsende Militanz innerhalb der Bevölkerung noch die angestrebte Ausrottung von tamilischen „Terroristen“, die für ein Selbstbestimmungsrecht ihres Volkes kämpfen, können durch die derzeitige Vorgehensweise erreicht werden. Es geht Jayawardene vielmehr um sein eigenes Überleben und das seiner „United National Party“, die seit 1977 die Amtsgeschäfte innehat. Er muß gegenüber der mehrheitlich singhalesischen Bevölkerung Erfolge aufweisen, nachdem es besonders seit dem Bombenanschlag in Colombo vom April, für den militante Tamilen verantwortlich gemacht wurden, zu scharfer Kritik von singhalesisch–chauvinistischen Kreisen innerhalb und außerhalb des Parlamentes gekommen war. Bleibt abzuwarten, wie sich Indien als langjähriger Vermittler im Konflikt verhält. Aus dem südöstlichen Bundesstaat Tamil Nadu, selbst Heimat von 50 Millionen Tamilen, wird Premierminister Gandhi immer mehr unter Druck gesetzt, um im Nachbarland militärisch zu intervenieren. Damit würde der Konflikt endgültig internationale Dimensionen erreichen. Walter Keller
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