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"Galore" lebt im Netz weiterAus Print mach online

Das eingegangene Interview-Magazin "Galore" ist wieder da - im Netz. Dort gibt es täglich neue Gespräche, optisch deutlich abgespeckt, dafür aber viel kostengünstiger.

Noch immer mit hochwertigen Gesprächspartnern: "Galore" im Netz. Bild: screenshot galore

Um das Jahr 2000 rum war Sascha Krüger Chefredakteur bei Netspotting, allerdings nur kurz. Denn das Magazin befasste sich zwar mit "Musik & Popkultur im Internet", erschien aber nicht dort, sondern auf Papier, was einer Totgeburt gleichkam. Dabei hatte Krüger damals argumentiert, wie es Printjournalisten heute noch gerne tun: Am Bildschirm, sagte er, wolle ja sowieso niemand lange Geschichten lesen. Außerdem habe das gedruckte Wort letztlich doch mehr Qualität. Und: "Blättern macht einfach Spaß."

Seit einer Woche ist Sascha Krüger wieder Chefredakteur. Nun dürfte die Devise lauten: "Klicken macht einfach Spaß". Denn Krüger verantwortet galore.de, den neuen Internetauftritt des gleichnamigen Magazins. Vor fünf Jahren hatte er die damals einzige Interviewzeitschrift der Republik mitbegründet, dann als freier Autor für sie gearbeitet - bis der Dortmunder Dialog Verlag (Visions) beschloss, einem Trend zu folgen: Er verlagerte das Heft komplett ins Netz, der Kosten wegen.

Zu Printzeiten war galore.de kaum mehr als die digitale Visitenkarte einer Zeitschrift. Jetzt findet sich dort neben dem großen Archiv aus Druck-Zeiten wochentäglich ein neues Interview, was für Fans wie für Journalisten eine fabelhafte Fundgrube ist. Text ist schließlich Text. Ob er nun digital erscheint, auf Glanzpapier gedruckt ist oder auf einen behaarten Männerrücken tätowiert. Inhaltlich ändert das nichts. Optisch schon.

Wo im Heft einst üppige Fotografien die Gespräche flankierten, stehen bei galore.de lediglich mickrige Bildchen. Leider. Zumal das World Wide Web bekanntlich ein, zwei Möglichkeiten parat hält, Texte ansprechend aufzubereiten. Doch dafür dürfte der Etat nicht ausreichen: Galore.de ist für die Leser völlig kostenlos, Geld fließt allein aus Anzeigen. Noch. Fragt sich nämlich, wie lange das klappt. Und ob die Leser nicht ohnehin bald sagen: "Blättern hat einfach mehr Spaß gemacht."

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