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Galoppierender Autismus

■ betr.: „Sozialhilfe für geduldete Flüchtlinge bleibt doch“, taz vom 24. 6. 98

„...in den Geltungsbereich dieses Gesetzes begeben haben, um Leistungen nach diesem Gesetz zu erlangen.“

Ihre Sprache tut weh. Aber ich vestehe ihre Absicht. Sie versuchen elegant zu verbergen, daß hier von einer Flucht die Rede sein soll, eine unglaubliche verwaltungstechnische Logistik wächst in ihren Hirnen heran und erzeugt Sprachartefakte, die einer Populistik als Fassade dienen sollen, um die Schwäche dahinter zu verbergen, daß die Regierung weder in der Lage ist, das Problem politisch zu behandeln, noch die Sicherheit besitzt, ihre Politik dem Staatsbürger zu vermitteln. Dieser mag zwar glauben, daß es an Sachkompetenz nicht fehle, aber er wird verstehen, daß der Informationsfluß in Ländern, aus denen Menschen fliehen, gehemmt ist und selbst Botschafter keinen freien Zugang zu freien Informationsorganen haben, sondern sich mit den Selbstdarstellungen der Regime abspeisen lassen müssen, die sie dann an das Auswärtige Amt weitergeben. Und auf die Mitteilungen des Auswärtigen Amtes beziehen sich dann wiederum unsere Gerichte, wenn sie Asylurteile zu sprechen haben. Vor diesem galoppierenden Autismus kann man doch nur die Flucht ergreifen. Rosemarie Kensa, Jochen Waue, Oberhausen

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