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Galla noch flüchtig

■ Hauptschuldiger der Affäre „Schwarzgeld-Klinik“ gesucht

Gut fünf Wochen nach seiner Flucht aus einer Bremer Justizvollzugsanstalt bleibt der Hauptschuldige des Bremer Klinikskandals („Schwarzgeld-Klinik“), der frühere Klinik-Chef Aribert Galla, verschwunden. Fahnder haben nach jüngsten Polizeiangaben noch keine heiße Spur von Galla, der wegen Betrügereien zu drei Jahren Haft verurteilt und Ende Juni von einem Freigang nicht zurückgekehrt war. Die Ermittler gehen lediglich davon aus, daß Galla lebt und sich auf der Flucht befindet.

In Bremer Justizkreisen wird vermutet, daß sich Galla noch in Deutschland aufhält, da ihm dies den Zugang zu Geldern aus seinem bei Magdeburg aufgebauten Firmengeflecht erleichtern könnte. Dort und in seiner alten Heimat vermuten ihn die Fahnder jedoch am wenigsten: In Bremen und Magdeburg ist das Bild des Mannes mit Brille, Kinn- und Backenbart wohl zu bekannt.

Galla war nach seiner Flucht zuletzt in der früheren DDR vor einer Autovermietung in Begleitung von südländisch aussehenden Männern gesichtet worden. Einer von ihnen soll ein früherer Mithäftling, der andere ein Bremer Boxmeister gewesen sein. Danach verlieren sich die Spuren des ehemaligen Verwaltungsdirektor des Bremer Krankenhauses St.-Jürgen-Straße, der im Mai eine Haftstrafe angetreten hatte und sich erst seit kurzer Zeit als Freigänger im offenen Vollzug befand.

Im Juni 1990 war Galla im französischen St. Malo bei dem Versuch festgenommen worden, sein Bankkonto auf der englischen Kanalinsel Jersey aufzulösen. Dorthin soll er mehrere hundertausend Mark Schmiergelder überwiesen haben. Von Gallas Konten wurden später mehr als 700 000 Mark beschlagnahmt.

Mit dem Urteil gegen Galla war im März 1994 eines der aufwendigsten Strafverfahren in Bremen abgeschlossen worden. Die Ermittlungen in der spektakulären Krankenhausaffäre, die Ende der 80er Jahre bundesweit Schlagzeilen ausgelöst hatte, dauerten fünf Jahre. Die Richter befanden Galla schließlich in mehreren Fällen der Untreue und Bestechlichkeit für schuldig.

Die Machenschaften des Ex-Klinik-Chefs hatten mehr als zwei Jahre einen Untersuchungsausschuß der Bürgerschaft beschäftigt und zu personellen Konsequenzen in der Bremer SPD geführt. So trat 1988 der damalige Gesundheitssenator Herbert Brückner (SPD) zurück. Auch sein Vorgänger, der neue Bremer Regierungschef Henning Scherf (SPD), geriet in die Kritik, nachdem er Galla im Herbst 1987 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt hatte. dpa

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