Galinski droht mit Strafanträgen

■ Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden ist überzeugt: Sein Vorgänger Nachmann hatte bei der Unterschlagung von 29 Millionen Mark Mitwisser unter Mitarbeitern und Angehörigen

Berlin (ap) - Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, hat die Angehörigen und früheren engsten Mitarbeiter seines im Januar verstorbenen Vorgängers Werner Nachmann erneut beschuldigt, von dessen Unterschlagungen gewußt zu haben. Galinski drohte am Donnerstag in West-Berlin mit Strafanträgen „ohne Unterschiede in den Personen“ für den Fall von konkreten Hinweisen auf schuldhaftes Verhalten. Er sagte, nach einem vorläufigen Bericht des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Treuarbeit habe Nachmann insgesamt 29,4 Millionen Mark veruntreut. „Es handelt sich um Zinsen für 400 Millionen Mark im Wiedergutmachungsfonds für Härtefälle.“ Galinski sagte, er forsche nun im Ausland weiter nach Teilen dieses Geldes. Am Sonntag will er nach eigenen Angaben die in Hannover tagende Zentralratsversammlung über die bisherigen Untersuchungsergebnisse unterrichten.

„Durch die Treuarbeit ist meine persönliche Vermutung erhärtet worden, daß Nachmann Mitwisser gehabt haben muß unter seinen engsten Mitarbeitern und Familienmitgliedern“, sagte Galinski. Der Generalsekretär des Zentralrates, Alexander Ginsburg, ist bereits im Sommer von seinen Ämtern in jüdischen Organisationen abgelöst worden. Galinski versicherte: „Wir werden auch weitere Konsequenzen ziehen.“

Galinski sagte weiter, Nachmann habe das unterschlagene Geld nach den vorliegenden Erkenntnissen für dubiose Unternehmungen ausgegeben: „Trotzdem bleibe ich persönlich dabei, daß 29,4 Millionen Mark nicht so ohne weiteres restlos ausgegeben werden können. Meine Vermutung geht dahin, daß Gelder noch irgendwo sein müssen.“ Er äußerte zwar auch Verständnis dafür, daß sich Nachmanns Witwe und der Sohn in den USA aufhielten, um „dauernden unangenehmen Fragen auszuweichen“. Er werde jedoch keine Unterlassung begehen und jede Chance nutzen, um möglicherweise im Ausland doch noch eine Spur von dem Geld zu finden.