piwik no script img

Gabriel kritisiert FinanzsektorEndlich wieder „langweilige“ Banken

Mit einem Thesenpapier startet SPD-Chef Sigmar Gabriel in den Bundestagswahlkampf seiner Partei. Mit dem Dokument kritisiert er das internationale Bankenwesen scharf.

Macht sich in einem parteiinternen Thesenpapier für ein europäisches Bankeninsolvenzrecht stark: SPD-Chef Sigmar Gabriel. Bild: dpa

BERLIN taz | Erst Ende letzter Woche hat Sigmar Gabriel in einer Sondersitzung des Bundestages dafür gestimmt, Spanien mit 100 Milliarden Euro aus der Krise zu helfen. Nun meldet sich der SPD-Vorsitzende mit einem parteiinternen Thesenpapier zu Wort, das das internationale Bankenwesen scharf kritisiert.

Unter dem Titel „Eine Minderheit schadet der Mehrheit – und dem ganzen Land“ zeiht Gabriel die Banken der Erpressung ganzer Staaten, der Beihilfe zur Steuerkriminalität sowie der Risikospekulation mit dem Geld der Sparer. Während die Geldhäuser ihre Kunden abzockten, zahlten sie den Topmanagern noch „unanständige“ Gehälter.

Als Konsequenz kündigt Sigmar Gabriel einen Wahlkampf gegen diese Auswüchse an. „Die Bundestagswahl 2013 muss zu einer Entscheidung über die Bändigung des Banken- und Finanzsektors werden“, heißt es in dem Papier, „nicht die Demokratie muss marktkonform werden, sondern die (Finanz-)märkte demokratiekonform.“

Banken, so der Parteivorsitzende, müssten wieder „langweilig“ werden: „Statt der Profitfantasie durch überzogene Schuldenhebel muss wieder das traditionelle Geschäft der Finanzierung von der Realwirtschaft in den Mittelpunkt rücken.“

„Populismus und pauschale Kriminalisierung“

Erforderlich sei ein europäisches Bankeninsolvenzrecht, wonach Banken auch pleitegehen könnten, ohne dass ganze Volkswirtschaften in Mitleidenschaft gezogen würden. Der normale Bankbetrieb müsse vom Investmentbanking getrennt werden. Statt großer und nicht mehr kontrollierbarer Banken seien „wieder kleinere Banken mit einem tragfähigen Geschäftsmodell“ erforderlich.

Auf die Frage nach dem Wie sagte Sigmar Gabriel dem Tagesspiegel: Wenn Banken staatliche Hilfen in Anspruch nähmen, „dann muss der Staat automatisch Eigentümer werden“. Der Bankenverband wehrte sich postwendend. Der SPD-Parteichef spreche zwar wichtige Aufgaben an, sagte Geschäftsführer Michael Kemmer, „Populismus und pauschale Kriminalisierung helfen allerdings nicht weiter.“

Und FDP-Generalsekretär Patrick Döring erklärte, Gabriel wolle mit seinem Papier von der Diskussion über die Verantwortung der Sozialdemokraten für die Schuldenkrise ablenken. „Er rückt damit erkennbar an Oskar Lafontaines Seite.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • OP
    Otto Pardey

    @ Boris

     

    Hier im Hoheitsgebiet der Hannoveraner-Mafia/

    Connection wissen einige Buerger u.a. ich,

    was Gerhard Schröder SPD,sein Busenfreund

    Götz von Fromberg (Verteidiger der Hells Angels)

    und u.a. Sigmar Gabriel alles so angestellt haben.

    Ich hoffe nur,das ihr Deutschen bei der nächsten

    Wahl 2013 die Quittung dafür ausstellt.

    Die Opfer dieser Politik klagen an:

    Lohnsklaverei,Hartz - Gesetze und die Aussicht

    in der Altersarmut als Bittsteller sein dasein zu

    fristen.

    Im Gegensatz dazu,können diese Schreibtischtäter

    aus dem vollen schöpfen und mokieren sich noch

    mit Häme.über die Opfer!

  • KK
    Karla Kalaschnikof

    Banken und Finanz-"Märkte" gehören nicht reformiert, sondern abgeschafft, denn das Weltproletariat hat nichts davon. Außer dem Kapital profitieren nur die verräterischen Komplizen des Imperialismus davon, die mit Krediten wieder besser ausgebeutet und bei Laune gehalten werden mit Konsum, den sie sich noch nicht verdient haben.

  • B
    Boris

    Der Herr Gabriel weiß nicht mehr was er alles mit Schröder und den Grünen gemacht hat.

    Den Finanzmarkt liberalisiert, Lohndumping eingeführt usw. usw....

    Ich bin nicht nachtragend aber ich vergesse auch nichts.

  • F
    Falmine

    Es mag ja sein, dass Gabriel auf das kurze Gedächtnis der Wähler/innen hofft. Vielleicht ist es auch wirklich kurz. Inzwischen helfen allerdings ein, zwei Clicks und schwupps - ist alles wieder parat. Hier:

     

    2002 das Finanzmarktförderungsgesetz, das die Spielräume von Investmentfonds und Hypothekenbanken erweiterte;

     

    2003 wurden verbriefte Kreditforderungen ausgeweitet, wurde den Hedge-Fonds die Türen geöffnet;

     

    2004 die Steuererleichterungen für Private Equity-Firmen;

     

    2006 die Steuerbefreiung der Gewinne, die Unternehmen eines Konzerns untereinander erwirtschaften;

     

    2007 folgte das Gesetz zur Schaffung deutscher Immobilien-Aktiengesellschaften und die Reduzierung der Körperschaftssteuer von 25 auf 15 Prozent, die Auslichtung der Regelungsdichte für Investmentfonds und deren Öffnung für neue so genannte Finanzmarktprodukte.

     

    Nach Altkanzler Schmidt empfiehlt nun auch Altkanzler Schröder, der Basta-Kanzler, Peer Steinbrück als Kandidat für das Kanzleramt. Nun gehört Schröder nicht zu den Menschen, die selbstkritisch die Wirkung ihrer Worte reflektieren. Sonst hätte der Gazprom-Lobbyist und Freund lupenreiner Demokraten sowie halbseidener Wirtschaftsdienste sicher geschwiegen.

     

    Steinbrücks großartige Kavallerie reitet mittlerweile auf müden Zossen gen Osten und für Voscherau ist auch ein Pony dabei. Klaus v. Dohnanyi will auch noch gefragt werden, irrlichtert aber gerade wieder mit cerebralen Flatulenzen durch die Mark Brandenburg. Die Kanzlerfindung der SPD wird langsam zur Realsatire. Nun also mit Gabriel ...

  • P
    Philipp

    Ich bin kein Fan der SPD, aber die vielzitierte Alternativlosigkeit der aktuellen Bankenrettung ist Realität. Genau so lange, wie rechtliche Grundlagen geschaffen sind, die die Kettenreaktion von Bankeninsolvenzen im Falle einer Pleite verhindern. Die Ambivalenz zwischen realpolitischen Handeln und der zukünftigen strategischen Ausrichtung kann Gabriel nicht angelastet werden. Es ist das Beste, was aus der Situation rauszuholen ist.

    Immer schön nach dem Motto von Weisband - Brainstorm statt Shitstorm...

  • BL
    Bürger Lars aus Stuttgart

    Was soll man denn dazu sagen? Hält Herr Gabriel denn die Leute für so dumm oder kapiert er es selber nicht?

     

    Warum mokiert sich denn Herr Gabriel darüber, dass die Banken die Staaten erpressen und gibt selber dieser Erpressung nach. Hätte er mit DER LINKEN doch ganz einfach gegen die Bankenhilfe für Spaniens Banken stimmen können.

     

    Das wäre ein Signal gewesen. Aber so?

     

    Viel heiße Luft. Gabriel steht in verdammt kurzen Hosen da. Aber immerhin hat Gabriel nun doch ausgeführt, dass DIE LINKE recht hat und sich in der Bundestagsabstimmung richtig verhalten hat.

  • U
    Unbequemer

    Gabriel - einer der größten "Dumm-Schwätzer" und Populisten in Deutschland schwätzt wieder. Einfach nicht hinhören und nicht wählen - so gehört das mit Populisten gemacht.

  • HM
    Hans Meiser

    aber erstmal den ESM & Co. durch winken. Verlogener Hund.