■ GENSCHER ERKLÄRT VÖLLIG ÜBERRASCHEND SEINEN RÜCKTRITT: Genscher gelandet — Schwaetzer hebt ab
Bonn (taz) — Bundeskanzler Kohl hatte grundsätzliche Entscheidungen nach Ostern angekündigt, doch Entscheidungen trafen andere. Als erster der seit 18 Jahren amtierende Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Völlig überraschend kündigte er gestern seinen Rücktritt an. Nach reiflichen Überlegungen, so Genscher, wolle er zum Jahrestag seines Amtsantritts am 17. Mai seinen Sessel räumen. Noch bevor die Nachricht richtig verdaut war, sorgte die Nachfolgeregelung erneut für eine Überraschung. Auf Vorschlag der FDP, die zum Ärger der CSU allein die Entscheidung traf, soll erstmals eine Frau Außenministerin werden und Irmgard Schwaetzer ihrem Mentor Genscher nachfolgen. Die Rücktrittsabsichten des Dauerministers Genscher waren Kohl seit Anfang Januar bekannt, aber erstaunlicherweise nicht durchgesickert. Vor der Dimension dieses Abgangs ging der Rücktritt einer anderen Ministerin fast völlig unter. Gerda Hasselfeldt, die Gesundheitsministerin der CSU, wollte ebenfalls nicht mehr. Ihr Nachfolger wird der bisherige Staatssekretär im Arbeitsministerium, Horst Seehofer, CSU. Ähnlich prominent wie Seehofer ist eine weitere Personalentscheidung, die Kohl gestern bekanntgab. Für Volker Rühe soll der CDU-Abgeordnete Peter Hintze, lange für den Zivildienst zuständig, Generalsekretär der CDU werden. Die Opposition bewertete das gesamte Personalkarussel als weitere Krisenerscheinung der Regierungskoalition. SEITEN 2, 3, 4 UND 12
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