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FuturologieBremen bald Operettenhauptstadt

Hauptsache objektiv

Für Gerhard Schröder könnte der Wahlkampf eigentlich schon jetzt vorbei sein, denn er wird im September sowieso wiedergewählt. Das zumindest prophezeit Patricia Schwennold, Industrie- und Wirtschaftsastrologin, die auch schon den Tod von Lady Diana und das Attentat auf Wolfgang Schäuble vorausgesagt hat. Die selbsternannte Zukunftsexpertin hat „streng wissenschaftlich“, wie sie betont, ein Horoskop für den Kanzler und den Herausforderer erstellt. Die Sterne zeigen eindeutig: „Schröder wird wieder Kanzler“.

Zwei große Firmen haben Patricia Schwennold jetzt aus München für eine Woche nach Bremen geholt, um von ihr die Befindlichkeiten der Führungsetagen untersuchen zu lassen. „Vielleicht sitzt ja ein geniales Gehirn im falschen Büro? Das lässt sich durch die Astrologie schnell herausfinden“, sagt sie.

Patricia Schwennold, nach eigenen Angaben 35 Jahre alt, übt ihren Beruf schon seit 18 Jahren aus. „Um Astrologin werden zu können, muss man vor allem gut rechnen können“, beschreibt sie die Voraussetzungen. Dann ist alles eigentlich ganz einfach: Man erfrage das Sternzeichen eines Menschen, berücksichtige dabei, wann sich welche Planetenbahnen kreuzen und kombiniere dann indische, chinesische und westliche Berechnungstechniken und fertig ist das Horoskop. Aber: „Objektiv bleiben nicht vergessen“, warnt die Expertin.

Die Zukunft von Städten herauszufinden, das ist natürlich etwas komplizierter. Denn wer kennt schon eindeutig das Sternzeichen von Bremen? Aber auch hier weiß Patricia Schwennold Rat. „Anhand des genauen Breitengrades lässt sich auch die Zukunft von Bremen vorhersagen“, sagt sie. Und die ist trotz der wirtschaftlichen Krise positiv: „Die Weltklasse wird nach Bremen kommen“. Welche Weltklasse genau das sein wird, das zeigen die Sterne nicht eindeutig. „Irgendwas mit Kunst und Musik, vielleicht Operette“, prognostiziert sie.

Ein Blick in die Sterne kostet bei Patricia Schwennold 125 Euro. Billig ist das nicht, aber sehr nützlich. Denn wenn man genau weiß, was die Zukunft in Sachen Liebe, Beruf und Gesundheit bringt, dann kann man auch viel besser planen: zum Beispiel einfach mal Urlaub nehmen, wenn man weiß, dass es im Job momentan sowieso nicht läuft. Eines aber erfahren Europäer von der Halbinderin nicht: das Datum des Todes, das erschrecke die Menschen hierzulande zu sehr. „Was sich nicht verändern lässt, das muss man auch nicht wissen“, nennt Patricia Schwennold eines ihrer Prinzipien. Vielleicht hat sie ja nur deshalb schon jetzt den Sieg Schröders vorhergesagt. plü

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