Fußballweltmeisterschaft: Deutsche Frauen holen WM-Titel
Das deutsche Team ist schon wieder Weltmeister geworden - die deutschen Fußballerinnen um Trainerin Neid schlugen Brasilien 2:0. Viele Funktionäre schmücken sich mit dem WM-Titel.
SCHANGHAI taz So ein Finale im Frauenfußball ist auch ein Pflichttermin für die Berliner Politik. Den WM-Sieg der deutschen Mannschaft gegen Brasilien im Schanghaier Hongkou-Stadion sahen nicht nur der Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, SPD-Mann Peter Danckert, auch Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) war unter den 34.000 Zuschauern, die den 2:0 (0:0)-Sieg bejubelten. Ebenso war Gerhard Mayer-Vorfelder mit von der Partie, Vizepräsident des Kontinentalverbandes Uefa und bis vor kurzem auch noch Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). 2003 war er auf den letzten Drücker zum Finale der Deutschen in die USA geflogen. Stets vertrat er die Meinung, Fußball sei "nicht die fraulichste Sache" der Welt.
Spätestens nach dem Endspiel vom Sonntag sollte Mayer-Vorfelder seine Vorurteile begraben, denn was er sah, war ein hochklassiges Match mit zahlreichen Chancen auf beiden Seiten, eine Partie, die keine Wünsche an ein Endspiel offen ließ. Nach einer eher durchwachsenen Weltmeisterschaft sah Mayer-Vorfelder so etwas wie den Showdown von Schanghai mit allerlei Geböller und Goldregen zum Schluss. Das deutsche Team beendet die Weltmeisterschaft ungeschlagen, mit einem Torverhältnis von 21:0 - viel besser geht es nicht. Und zum ersten Mal hat ein Frauenfußball-Team seinen Titel verteidigt.
In der zweiten Halbzeit fielen die Tore durch Birgit Prinz (52.) und Simone Laudehr (86.), die per Kopf nach einer Ecke von Renate Lingor traf. Bereits in der fünften Minute hätte Kerstin Garefrekes die Führung für das deutsche Team erzielen können. Doch je länger die Partie dauerte, desto mehr Möglichkeiten erarbeitete sich Brasilien. Die hoch gelobte Marta konnte allerdings im gesamten Spielverlauf nicht so auftrumpfen wie noch im Halbfinale gegen die USA. Sie verschoss in der 62. Minute sogar einen Elfmeter. Die Angreiferin scheiterte an Nadine Angerer, die durch ihren Pantersprung in die rechte Torecke einen Rekord aufstelle. Die Spielerin von Turbine Potsdam blieb länger ohne WM-Gegentor als Walter Zenga bei der Weltmeisterschaft 1990; seinerzeit hatte der italienische Keeper 517 Minuten lang seinen Kasten sauber gehalten.
Die Brasilianerinnen stemmten sich mit aller Kraft gegen die Niederlage, bestürmten das Tor von Angerer. Es entwickelte sich ein prototypisches Match, das die künftigen Trends im Frauenfußball aufzeigen sollte. Das körperlose Spiel im Frauenfußball gehört endgültig der Vergangenheit an.
Die Mannschaften spielten über das gesamte Championat einen wesentlich athletischeren Fußball als noch vor vier Jahren. Der Typus der entweder robusten, hochgewachsenen oder zweikampferprobten Spielerin scheint sich durchzusetzen. Dadurch sah man während der WM aber auch weniger gelungene Kombinationen als noch beim World Cup 2003 in den USA. Außerdem legten die Trainer besonderen Wert auf Systematik; die Spielerinnen hielten an ihren Positionen fest und versuchten, der ballführenden Spielerin zu zweit auf den Leib zu rücken. Künftig wird es also immer mehr auf hochbegabte Individualisten im Angriff ankommen, auf Spielerinnen wie Marta, die US-Amerikanerin Abby Wambach oder die Britin Kelly Smith. An ihnen ist es fürderhin, umkämpfte Spiele zu entscheiden.
Für die deutsche Elf erledigte diesen Job am Sonntag Birgit Prinz. Kerstin Stegemann hatte Sandra Smisek in der 52. Minute im Strafraum mit einem langen Pass angespielt. Smisek schob den Ball zu Prinz: 1:0. Die Deutschen erhalten nach der Titelverteidigung nun gleich zwei Schecks. Der Weltverband Fifa schüttet eine Siegprämie von umgerechnet rund 735.000 Euro aus. Der Deutsche Fußball-Bund zahlt 50.000 Euro pro Spielerin; vor vier Jahren war der Titel noch günstiger zu haben: Da gab es nur 15.000 Euro. Kerstin Garefrekes wusste ganz schnell, was sie mit dem vielen Geld anstellen wird: "Ich werde es natürlich sparen." Sie ist Beamtin.
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