Na, da hat wohl mal wieder jemand den nächsten billigen Anlass genutzt, die rituellen Argumente der Geschlechterdiskussion mal wieder aus der Schublade des Kinderschreibtisches herauszuholen. Ironischerweise immerhin ein nettes Indiz dafür, dass der Frauenfußball inzwischen wohl doch eine gewisse Bedeutung erlangt hat, denn sonst würde ihn wohl kaum die Ehre ereilt haben, auch einmal für dieses Anliegen herhalten zu dürfen.
Ja, wir alle können uns ja doch nie lösen von unseren Vorurteilen. Wir sind hilflos gefangen in der Matrix, in den Denkmustern der Vergangenheit, dem "gender gap", der uns von unseren Eltern, ach was, Großeltern und Urahnen ins kollektive Unterbewusstsein gehobelt wurde.
Ein herrlicher Pathos, und zumindest Frau Oestreich scheint es wohl noch nicht gelungen, sich davon zu befreien, denn sonst hätte es ihr doch eigentlich möglich sein sollen zu differenzieren zwischen denen, die vielleicht tatsächlich archaische Vorstellungen mit sich herumtragen und denjenigen, die spontane Begeisterung über die gezeigten Leistungen unserer Frauen zeigten und es dabei auch gar nicht für nötig halten abzuwägen, ob das Ausmaß der darüber gefühlten Freude denn ausreichte, um die Rolle der Frau in der modernen Gesellschaft angemessen gewürdigt zu haben.
Eine wirkliche emotionale Bindung zu sportlichen Idolen entsteht aus einer dauerhaften Teilhabe am Werdegang des oder der "Helden/Heldinnen", die - um besonders intensiv zu sein - immer auch "gemeinsam" durchlittene Niederlagen erfordert, welche einen dann endlich errungenen Sieg zu einer besonderen Genugtuung werden lassen.
So ist für die Erklärung der heute noch besonderen Rolle der Fußball-Nationalmannschaft der Männer wohl wesentlich, dass die Mannschaft des Jahres 1954 eben die erste war, die in einem internationalen Rahmen einen großen und beachteten sportlichen Erfolg für das demokratische Deutschland errungen hat und dies zufälligerweise zu einem Zeitpunkt als das nationale Selbstbewusstsein ziemlich am Boden lag. Die damals noch gefühlte Kriegsschuld mag die sportliche Errungenschaft damit in ihrer gefühlten Bedeutung sicherlich überhöht haben, legte aber gerade dadurch den Grundstein für die kulturelle Präsenz des Fußballs hierzulande und für die heute besondere Beziehung der Nation zu "ihrer" Nationalmannschaft. Auch wenn die Sommerparty der WM 2006 bestimmt nicht bei allen Partygängern eine solch langfristige Erinnerung einforderte, so bildet sie doch das heirfür notwendige Gerüst. Alleine schon, weil sich dadurch über die Jahre ein feines Millionengeschäft etabliert hat.
Ich bezweifle deswegen, dass der Stellenwert der Frauen-Fußball-WM in unserem Land alsbald den der Männer-WM erreichen wird, kann zumindest aber schon jetzt sagen, mich über die beiden WM-Titel der Fußball-Frauen jeweils mehr gefreut zu haben als über die Handball-Titel der Männer. Und eine deutsche Meisterschaft von Eintracht Frankfurt wäre das Allergrößte, denn darauf warte ich schon seit 33 Jahren.
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