Fußballstar in den USA: Messimania in Miami
Lionel Messi soll mit seinem Antritt beim Club Inter Miami den Fußball in den USA revolutionieren. Beim Start wollen alle um jeden Preis dabei sein.
A riel Lassiter, genannt Ari, hatte bislang eine eher durchschnittliche Karriere als Fußballprofi. Der Flügelstürmer absolvierte 17 Länderspiele für Costa Rica, spielte ein Jahr in Schweden und fiel in der Major League Soccer (MLS) auch nicht groß auf. Das änderte sich schlagartig, als Anfang Juni Lionel Messis Wechsel zu Inter Miami verkündet wurde. Lassiter wurde zum ersten Opfer der Messimania.
Im April war Lassiter mit einem Teamkollegen von Miami im Tausch gegen einen anderen Profi an die MLS-Filiale in Montreal abgegeben worden. Als klar wurde, dass Messi nach Miami geht, tauchte im Internet das Gerücht auf, Lassiter sei abgeschoben worden, weil er sich geweigert habe, seine Trikotnummer 10 an den Weltstar abzugeben. Der Shitstorm, der sich über den armen Lassiter ergoss, nahm gewaltige Ausmaße an, bis dieser klarstellte, es handele sich um Fake News. „Hey Leute, ich hatte die #11“, twitterte Lassiter und vergaß nicht, ein laut lachendes Emoji hinzuzufügen.
Messi verdient zwar signifikant weniger als die 75 Millionen US-Dollar Jahresgehalt, mit denen sein ewiger Rivale Ronaldo nach Saudi-Arabien gelockt wurde. Wie viel genau der 36-Jährige kassiert, ist nicht klar, aber es sind deutlich mehr als die gut 8 Millionen, die der bisherige MLS-Topverdiener, der schweizerische Ex-Bayern-Profi Xherdan Shaqiri, bekommt. Messis Deal wird auf 150 Millionen US-Dollar über zweieinhalb Jahre geschätzt, enthalten sind aber Beteiligungen an den TV-Einnahmen der Liga und an den Trikotverkäufen. Zudem steht Messi nach Karriereende ein Anteil am Klub zu, er wird Mitbesitzer wie David Beckham.
Eine Win-win-Situation, denn man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass das Inter-Miami-Trikot mit der Nummer 10 demnächst ein weltweiter Bestseller werden wird. Der Chef des Emblemex-Konzerns, der die Lizenzrechte an den Trikots hält, gab eben zu, dass man schon vor Messis Unterschrift in Miami begonnen hat, mit dem Hersteller Adidas über die Ausweitung von Kapazitäten zu sprechen: „In den kommenden Wochen werden die Pressen 24 Stunden am Tag laufen.“
Weitere Stars neben Messi
Noch länger liefen im Geheimen die Verhandlungen, Messi nach Miami zu holen. Seit drei Jahren bereits, gab Jorge Mas, Haupteigner von Inter Miami, zu, sprachen er und Beckham mit Messi und dessen Vater. Die Vorstellung des Heilsbringers ist für den 16. Juli geplant. Wahrscheinlich wird Beckham dann ein Triumvirat an neuen Stars präsentieren. Der Wechsel von Welt- und Europameister Sergio Busquets steht bereits fest, mit dem ebenso dekorierten Sergio Ramos laufen Verhandlungen. Für Mas, der noch Präsident von Real Saragossa ist, wird es, „wenn wir künftig von Fußball in den Vereinigten Staaten sprechen, immer ein ‚vor und nach Messi‘ geben“. Den „größten Spieler der Welt“ in die USA zu holen, sei „nicht nur signifikant für unsere Liga, sondern für das ganze Ökosystem des Sports“.
Ob Messi auch die sportliche Zukunft seines Klubs signifikant beeinflussen kann, wird sich ab dem 21. Juli zeigen. Die Aufgabe ist nicht zu unterschätzen, denn Inter Miami ist in der Liga derzeit Vorletzter. Deshalb musste Beckham am 1. Juli seinen alten Kumpel Phil Neville feuern. Nachfolger als Cheftrainer wurde Gerardo „Tata“ Martino. Dessen Qualifikation besteht nicht zuletzt darin, als ehemaliger Coach des FC Barcelona und der argentinischen Nationalmannschaft mit Messi vertraut zu sein.
Dass Inter Miami sich noch für die MLS-Playoffs qualifiziert, ist unwahrscheinlich. Aber zum Glück für Messi und Co. gibt es ja noch den „Leagues Cup“. Für den seit drei Jahren existierenden Wettbewerb unterbrechen die nordamerikanische MLS und die mexikanische Liga MX vier Wochen lang ihren Spielbetrieb – und spielen nicht nur um einen Titel, sondern auch um drei Plätze im CONCACAF Champions Cup, dem Äquivalent der Champions League. Der „Leagues Cup“ soll die Bühne werden, auf der Messi seinen Klub zum Leuchten bringt. Die Tickets für die Auftaktpartie am 21. Juli gegen den mexikanischen Erstligisten Cruz Azul werden im Netz bereits für bis zu fünfstellige Dollarsummen gehandelt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Sport und Krieg in der Ukraine
Helden am Ball