Fußballerin Zenab El-Khatib: Dänisches Dynamit mit Kopftuch
Die talentierte Muslima Zenab El-Khatib soll für Dänemark Tore schießen - mit Kopftuch.
Berlin taz Zenab El-Khatib ist 15 Jahre alt, spielt Fussball und ist damit jetzt schon so bekannt wie der dänische Kicker Brian Laudrup in seinen Glanztagen. Dabei stürmt Zenab bislang nur für die dänische U-16 Nationalmannschaft. Aber sie stürmt mit einem Kopftuch. Dafür hat sie jetzt vom dänischen DFB, der "Dansk Boldspil-Union" die Ausnahmegenehmigung bekommen. Das macht die Schülerin, die in Dänemark geboren wurde und deren Eltern aber aus dem Libanon stammen, "überglücklich".
Denn gerade Dänemark hat ja bekanntlich so seine speziellen Probleme mit dem Kopftuch muslimischer Frauen. Einer Abgeordneten mit dieser Kopfbeckung drohte der zur rechtspopulistischen "Dänischen Volkspartei" gehörende Vize-Parlamentspräsident das Wort nicht erteilen zu wollen: Es bedurfte eines ausdrücklichen Präsidiumsbeschlusses, der ihm das verbot. Und die gleiche Partei sah kürzlich die Grundfesten der dänischen Kultur bedroht, sollte irgendwann einmal eine Schöffin mit Kopftuch Recht sprechen dürfen. Auch jetzt rümpfte man rechtsaussen die Nase, dass auf dem grünen Rasen ausgerechnet ein Mädchen mit Kopftuch die dänischen Farben repräsentieren soll.
"Warum denn nicht?", fragt Fussballverbandssprecher Lars Berendt zurück: "Auch ein Ronaldinho läuft auf dem Spielfeld mit einem Stirnband herum, obwohl von allen Spielern einer Mannschaft einheitliche Bekleidung gefordert wird." Mit dem Verbot des internationalen Fussballverbands FIFA gegen religiöse Symbole sehe man auch keine Schwierigkeiten: "Wieso soll so eine stramm sitzende Kopfbedeckung automatisch ein religiöses Symbol sein? Das kann auch ein kulturelles sein," meint der dänische Fußballverband.
"Das Kopftuch stand für mich nie zur Debatte", sagt Zenab. "Ich nehme es nicht ab und ich hätte dann eben aufhören müssen, in der Nationalelf zu spielen." Bei ihrem lokalen Verein B1909/Fjordager IF in Odense hatte sie von vornherein keine Probleme mit dem Tuch. Vor einem Jahr entschied sie sich, ein Kopftuch tragen zu wollen: "Das war meine eigene Entscheidung, meine Eltern haben damit nichts zu tun", berichtete sie kürzlich in der Lokalzeitung Fyens Stiftstidende. "Ich hatte ja ein bißchen Angst. Werden die in meiner Mannschaft jetzt anfangen zu lästern, wenn ich damit aufkreuze? Aber die haben faktisch gar nichts dazu gesagt."
Beide Kopftücher fürs Fussballspiel, ein weisses und ein dunkelbraunes, sind speziell geschneidert, damit sie nur das Haar bedecken und nicht am Hals abschliessen. Das wäre aus Sicherheitsgründen ebenso verboten wie es Halskettchen sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei